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Mittwoch, 30. April 2025

Die verflixte Fünf

Also irgendwie ist gerade eine komische Zeit. Ich hatte ja mal eine Phase, in welcher ich ständig nachts um 4:44 h aufgewacht bin. Das ist schon länger her, aber neuerdings wache ich jetzt dauernd um 5:55 h auf. Ich hatte auch schon einen Kassenzettel mit 55,55 EUR als Zahlbetrag. Und nicht zuletzt werde ich in diesem Jahr 55. Ich frage mich, ob diese Phänomene wohl so eine Art "Vorfreude" darstellen. Im Internet bin ich auf einen ganzen Floorwork-Homeschoolkanal gestoßen und staubte ein kostenloses Shoulder Roll-Trial ab, aber nicht nur mit der normalen Shoulder Roll, die ich bereits kann, sondern verschiedenen Variationen. Deshalb sehen meine Schultern jetzt grün und blau aus. Ich hoffe ja immer, daß auf den Schultern auch irgendwann Hornhaut wächst, so wie auf den Knien. Da merke ich nichts mehr, weil die Hornhaut so richtig dick und schuppig ist, und ich schrubbe sie natürlich nicht ab. 

Zur neuen Regierung möchte ich lieber nichts sagen, aber man fragt sich schon, zu welchem Zeitpunkt Deutschland falsch abgebogen ist, nachdem früher Politiker noch wegen, wie man es jetzt nennen würde, Kleinigkeiten zurückgetreten sind, während heute Korruptionsskandale und andere Affären scheinbar eine Karriereempfehlung für Aufstiegs- und Regierungsposten darstellen. Und ein künftiger Außenminister, der behauptet, >>daß Russland für "uns" immer ein Feind bleiben wird, also damit komplett die Geschichte verdreht, ist eine absolute Schande. Denn Russland war nie unser Feind sondern >>wir immer der Feind Russlands, was anscheinend einige Jahrzehnte der Annäherung und des Ostblocks nicht wirklich verändert haben. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Wer die Geschichte so verdreht, hat aus ihr auch nichts gelernt. Dennoch witzig finde ich, daß es schon jetzt niemand mehr gewesen sein will, der CDU gewählt hat, obwohl die noch nicht einmal angefangen haben zu regieren. Bei den Nazis wollte es erst hinterher niemand mehr gewesen sein. 

Sahra Wagenknecht war gestern nach längerer Pause wieder in einer Talkshow. Viel Selbstkritik und Fehleranalyse, alles wichtig und löblich, aber man kann es auch übertreiben. Dieses ganze "Thüringen-Drama" erinnert mich ein bißchen an die Situation, wenn jemand für einen Aufsatz eine Eins plus erhält und dann ein anderer kommt und herummäkelt, daß irgendwo ein Komma fehlt. Das ist kein ausgedachtes Beispiel, sondern gibt es wirklich (weiß ich aus eigener Erfahrung). Es gibt sogar Leute, die sich an einem fehlenden Akzentzeichen noch hochziehen. Sowas war mir schon immer suspekt. Tatsache ist doch, daß das Ergebnis der Bundestagswahl für eine gerade erst gegründete Partei bei ihrem ersten Versuch einen Mega-Erfolg darstellt. Also soviel können sie dann nicht falsch gemacht haben, selbst wenn das Ergebnis nicht mehr so gut war wie bei den (ostdeutschen!) Landtagswahlen und in Thüringen Wähler abgesprungen sind. Aber klar, würde das BSW jetzt damit herumprotzen, gäbe es erst recht Dresche. Der Punkt ist doch der, daß das BSW einfach auf vielen Ebenen unerwünscht ist. Bei den Regierungsparteien, weil es nicht so leicht zu händeln ist wie die AfD (durch Brandmauer) oder die Linke (weil die eh mitmachen, von den anderen Parteien gar nicht zu sprechen). Und bei der AfD und den Linken, weil es in deren "angestammten" Gefilden wildert. Deshalb wird man immer zuerst das Haar in der Suppe suchen und dies möglichst zu einem mächtigen Zopf aufbauschen. Fehler passieren in jeder Partei, aber diese massiven Schmutzkampagnen seit Thüringen vor allem im Internet gegen das BSW sind schon sehr aufällig. Mir fällt auch auf, daß die meisten Leute, die aus Thüringen eine griechische Tragödie und unverzeihlichen Fehler machen, sehr aktiv im Internet sind und sich dort anscheinend schnell beeinflussen lassen. Bei Leuten, die mehr analoges Leben haben, und selten in Netzwerken sind, sehe ich das weniger. Ich selbst bin ja da auch eher pragmatisch gestrickt. So lange im großen Ganzen noch eine gemeinsame richtige Richtung zu sehen ist und die Bundespolitik stimmt, interessieren mich Querulanten in Landesregierungen weniger. Die gibt es in jeder Partei und werden alle naselang mal durch die Medien getrieben, sind damit aber manchmal auch ganz nützlich. Und schließlich gilt in der BRD immer noch das Subsidiaritätsprinzip, zumindest auf dem Papier. Ich fände es ziemlich dumm, Möglichkeiten und Chancen in die Tonne zu treten, nur weil ich paranoid auf einzelne Fehler reagiere, die immer noch menschlich sind, und nicht gleich die Folgen einer Verschwörung.

Ich habe außerdem den Eindruck, daß die Schmutzkampagnen aus der Ecke der AfD und der Linken kommen, vielleicht sind sie aber sogar bezahlt. Möglich ist heutzutage alles. Es ist richtig zu schauen, welche Fehler man ausmerzen (ha ha) kann, ohne sich dabei zu verbiegen und Energie zu verlieren, aber wichtig ist auch einen Plan gegen solche Schmutzkampagnen zu haben, damit die möglichst wirkungslos verpuffen. Das ist für junge Parteien schwer, denn ich glaube, der beste Schutz ist tatsächlich überzeugende Arbeit in der Bundespolitik, je länger, desto besser. Oder man verschanzt sich halt auch auf Landesebene in der Opposition, gibt aber dafür Möglichkeiten der Einflußnahme ab, was ebenso Wähler verprellt. Die AfD hat hier ja den dicksten Jackpot überhaupt gezogen, denn durch die Brandmauer können sie gar keine Fehler machen. Weder kommen sie in die Bredouille, mitregieren zu sollen - dann würde ihnen vermutlich sogar die Hälfte der Wähler weglaufen, vor allem in Landesregierungen, noch kommen sie in die Bredouille, Regierungsaufträge abzusagen, um in der Opposition zu bleiben, da mit ihnen sowieso niemand koalieren will. Das ist eigentlich das Beste, was der AfD passieren kann, denn ansonsten würde sie ebenfalls Wähler verlieren, die sich denken - hä, die warten einfach weiter ab, wenn Deutschland an die Wand gefahren und verheizt wird, und tun nichts, obwohl sie genug Wählerstimmen hätten? Kurz gesagt, die AfD hat ein wirklich leichtes Spiel und AfD-Wähler gut reden, wenn sie über das Thüringen-BSW herziehen, denn der AfD wird ja mit allem, was die Politik tut, einschließlich der Brandmauer, der rote Teppich ausgerollt, damit sich die AfD nicht die Füße schmutzig machen kann, während das BSW in das kalte Wasser geschubst wird und im Eiltempo möglichst richtige Entscheidungen treffen soll, also sich dreckig machen muß, weil man beim Treffen von Entscheidungen naturgemäß nie alle zufrieden stellen kann. 

P1210152

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