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Dienstag, 26. September 2023

Das verschwundene Alt-Berlin

Im Fernsehen lief gestern eine sehr interessante Doku über das verlorene Alt-Berlin, also das wirkliche Alt-Berlin, von welchem nur noch Spuren übrig sind. So wie der Blick durch die Berliner Stadtmauer beim Gasthaus "Zur letzten Instanz". >>In der Mediathek kann man sich die Doku noch bis zum 21.03.2024 anschauen. Ich finde ja, Stadtmauern haben irgendwie einen ganz speziellen Wohlfühlfaktor, nur ist in Berlin nicht mehr viel davon vorhanden. Anders als in Bernau oder Stralsund. In Stralsund habe ich mich wohl auch aus diesem Grund sofort verliebt. 

Torwächter

Montag, 25. September 2023

Zwischenetappe

Der Klempner war heute zum angesetzten Termin pünktlich, stand vor meiner Tür und erklärte als erstes: "Die wollten sich gerade da auf die Kreuzung kleben." In meinem Gehirn ratterte es laut, weil ich angestrengt überlegte, was ich mit dieser Information anfangen soll (Auf die Kreuzung kleben? Hä?) - bis der Groschen fiel. Klimakleber! Ja, meinte er, er sei gerade noch so durchgekommen. Glück gehabt, ansonsten hätte ich wie blöd zu Hause gesessen und gewartet. 

Dann machte er sich an die Arbeit, ich hörte aber schon nach zehn Minuten, wie er anfing zu fluchen und sah, daß nach dreißig Minuten der alte Wasserhahn immer noch dran war, obwohl er die ganze Zeit schwitzte und herumwerkelte. Interessiert fragte ich deshalb: "Na, läuft's?" Die Antwort wußte ich eigentlich schon. Ich hatte in meinem Bad uraltes Zeug, der Spülkasten an die 20 Jahre alt, der Wasserhahn sogar schon bald 30 Jahre. Beim Spülkasten war klar, daß sowas gar nicht mehr eingebaut wird und deshalb keine Ersatzteile dafür vorhanden sind, weshalb ein neuer Spülkasten hin mußte. Beim Wasserhahn wurde es aber noch komplizierter, denn den hat er kaum abbekommen, weil der irgendwie eine "andere Drehung" hatte. Und während er da so in meiner Nasszelle unter dem Waschbecken lag, beklagte er sich, daß es ganz schön eng in meinem Bad sei. Nun ja, es war auch ein Mann von bestimmt zwei Metern Körpergröße. Schon ich finde es ziemlich eng in meiner kleinen Zelle, ganz besonders, wenn man unten irgendwo ran muß und nicht weiß, wo man die Beine lassen soll. Kenne ich noch vom Malern. Was das betrifft, dürfen sich alle Klempner, sonstigen Handwerker und Möbelträger gerne beim Architekten beschweren, der aber bestimmt bereits tot ist und zur Strafe hoffentlich eine besonders kleine Urne bekommen hat. 

Das nächste Problem war, daß dieser alte Wasserhahn sogar so altmodisch gewesen ist, einen Gummistöpsel an der Kette zu besitzen. Sowas ist ja inzwischen vollkommen out, weshalb ich eine modische Einhebel-Mischbatterie erhielt, die im übrigen auch praktischer bei der Bedienung ist. Die Sache ist nur, daß ich dafür dann ebenfalls einen neuen Abfluß brauche, da kein Gummistöpsel mehr vorhanden, und dieser neue Abfluß wiederum braucht einen neuen Siphon, weil meiner natürlich auch uralt und unpassend ist. Den hatte er aber nicht. Deshalb muß ich jetzt noch einmal auf einen Termin warten, weil er den Siphon erst kaufen muß. Und danach kann hoffentlich bei einem weiteren Termin ganz ohne Klimakleber der neue Abfluß eingebaut werden. Puh! Aber gut, manche Dinge brauchen halt Zeit. Eigentlich wollte ich heute schon so ein anderes, kleineres Regalteil bestellen, was unter das Waschbecken paßt, Aber da ich nun noch nicht weiß, wie der neue Siphon aussieht, traue ich mich das nicht und warte lieber ab. 

Sonntag, 24. September 2023

Besuch bei der Muhme | 7 (Burg - Kirche und Amt)

In der Dorfkirche hat auch mein Großvater auf der Orgel gespielt, außerdem leitete er viele Jahre einen Gesangsverein. Die Kirche gedenkt in geradezu vorbildlicher Weise den Toten der Gemeinde aller jemals stattgefundenen Kriege, und zwar namentlich. Im Vorraum der Kirche findet man dazu lange Namenslisten der Gefallenen in den beiden Weltkriegen, darunter einige uns bekannte Nachnamen. Aber auch die Toten anderer Kriege werden nicht unerwähnt gelassen. Im Kirchenraum selbst hängt auf einer Seite eine Aufzählung derjenigen, die 1866/67 für König und Vaterland starben, und auf der anderen Seite eine Tafel mit den Gefallenen des Kirchspiels im Deutsch-Französischen Krieg. Vor der Kirche gibt es ebenfalls noch zwei Gedenksteine mit namentlichen Nennungen. Im Vorraum der Kirche findet man zudem eine sehr alte Grabplatte ausgestellt, deren Schrift man zuerst gar nicht lesen kann, aber wenn man genauer hinschaut, entpuppt sie sich doch als deutsch, nur etwas seltsam geschrieben und ohne Bindestriche oder Kommas: "Frau Barbara Metz(....) geboren am Montage Palmarum des 1565 Jahres zwischen 6 und 7 Uhr nachmittage welcher war der 2. April. Anno 1619 an Sonnabent Fruhe vor den alten Pfingst(...) welcher war der 15. April alten Calenders widerum von diser Welt selig abgeschiden Gott verleihe ihr eine froliche Auferstehung." Sehr hübscher Grabspruch! Und die Dame, die also 54 Jahre alt geworden ist, muß wohl ziemlich wichtig gewesen sein. Ich hoffe nur, daß die Menschen damals nicht so gesprochen haben, wie sie schrieben. Weiterhin hängt dort das Vaterunser auf Sorbisch. Wenn man das mal laut vorliest, stellt man fest, daß durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Russischen vorhanden sind. Jedenfalls ist mir gleich das "nasch", "nasche", "naschim" aufgefallen, im Russischen "наш", und auch "twojo", "tam" und einiges mehr liest sich wie lateinisiertes Russisch. 

Das Amt des Dorfes befindet sich genau in dem Backsteinhaus, in dem auch mal meine Großeltern wohnten, das war allerdings vor meiner Zeit. Zum Ende des zweiten Weltkrieges diente es den Russen als Kommandantur, die damals das grausame Verbrechen begingen, das Klavier meines Großvaters zu konfiszieren und den Kindern das Spielzeug wegzunehmen, wie ein historisches Familiendokument aus dieser Zeit beweist: https://flic.kr/p/p3RuPv

Hinter dem Haus war ein riesengroßer Garten, den meine Großeltern weiter nutzen durften, als sie schon woanders wohnten, und in welchem ich selbst noch gespielt habe. Unter anderem standen darauf Schuppen, aus denen meine Großmutter altertümliche Kinderkochherde und anderes Spielzeug zauberte. Der eine Teil des Gartens ist heute einem modernen Flügel-Anbau für das Burger Amt gewichen und der andere Teil des Gartens ist Parkplatz. Als mein Bruder über den Parkplatz ging, stöhnte er die ganze Zeit: "Die schönen Schattenmorellen! Die schönen Walnußbäume! Die schönen Mirabellen! Die schönen Johannisbeeren!" usw. usf. Ich persönlich kann mich an das Obst im Garten eigentlich nur als Gelee erinnern. Immerhin besitzt das Burger Amt auf dem Dach eine Sirene, etwas, womit es zumindest meinem Teil Berlins weit voraus ist, sowie einen sehr modernen und einladenden Dorfbrunnen mit richtig viel Wasser. Gleich hinter dem Amt stößt man auf eine Töpferei mit lustigen Hühnern.

Unweit des Amtes befindet sich außerdem die alte Post, die heute das Standesamt ist. Genau dort haben sich meine Großmutter und mein Großvater kennengelernt. Meine Oma lernte nämlich Postangestellte und mein Opa war Bankangestellter. Irgendwann hatte er dann plötzlich ganz viele wichtige Geschäfte auf der Burger Post zu erledigen und kaufte Massen von Briefmarken. So jedenfalls behauptet die Legende. Astrologisch gesehen waren meine Großeltern wie füreinander geschaffen: Sonne und Merkur GV in Konjunktion Mond und Mondknoten GM in Skorpion, Jupiter GV in Konjunktion Merkur und Venus GM in Fische, Mars GV in Konjunktion Jupiter und Saturn GM in Steinbock und dafür, daß es nicht langweilig wurde, sorgte höchstwahrscheinlich die frische Uranus GM und Mond GV Konjunktion im Schützen. Kein Wunder, daß die Anziehung so groß war. 

Im verschwundenen Garten

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Donnerstag, 21. September 2023

Morbide

Als ich gestern vom Tanzkurs nach Hause lief, lagen auf der Treppe des Beerdigungsinstituts, welches im übrigen das ganze Jahr über bereits neues Personal sucht, also anscheinend gut zu tun hat, zwei weiße Arme. Natürlich keine echten Arme, sondern wohl Arme von Schaufensterpuppen. Wenn man aber so im Dunkeln an den Urnen vorbeikommt, und da auf der Treppe zwei Arme liegen, muß man doch zweimal hinschauen. Ich kann mich gar nicht erinnern, daß die Arme schon da waren, als ich zum Kurs hinging. Leider hatte ich keine Kamera dabei, aber in Anbetracht dessen, daß es stockduster war und das Beerdigungsinstitut nicht beleuchtet, wäre ein Foto sowieso nicht besonders aussagekräftig geworden. 

Wenn ich meine Beine abschrauben könnte, hätte ich sie gleich dazugelegt, denn ich habe einen mörderischen Muskelkater. Den hatte ich bereits vor dem Tanzkurs, so daß ich kaum laufen konnte, und ich dachte eigentlich, daß ich gar nicht hingehen kann, aber entschied dann, daß ich ja nicht alles mitmachen muß. Komischerweise habe ich aber während des Tanzens die Beine gar nicht gemerkt, wahrscheinlich, weil ich dann eh an die Choreos denken muß und keine Zeit habe, über die Beine nachzudenken. Erst zu Hause spürte ich sie wieder um so mehr. Zudem habe ich von einem Move, bei dem man auf dem Rücken theoretisch kreiseln soll (was ich aber sowieso nicht kann und die meisten anderen auch nicht) jetzt eine Schwellung über meinem Rückenwirbel, weil ich immer genau auf dem Wirbel bin. Man sieht eine richtige Beule am Rücken und das ist nicht nur der Rückenwirbel, der vorsteht. Ich glaube, ich bin mit meinem Rückenwirbel für sowas nicht geeignet und ich habe auch keine Lust mehr, ständig auf einer Beule zu liegen, herumzurutschen oder gar zu kreiseln, deshalb muß ich mir irgendeine andere halbwegs elegante Lösung ausdenken. Ich weiß nur noch nicht, was, und bin jetzt zeitlich als auch körperlich etwas zu gehandikapt, räumlich sowieso, um herumzuprobieren. Na ja, notfalls bleibt es halt dabei, daß es wie ein Unfall aussieht. In der Kunst nennt man sowas Mut zur Häßlichkeit. 

Als ich heute einkaufte, bekam ich fast ein bißchen Panik, weil die Regale alle so verdächtig leer waren - Nudelregal leer, Getränkeregal leer, Ketchupregal leer, Sirupregal leer. Woran erinnert das bloß? Früher hätte ich mich einfach darüber gewundert, aber jetzt frage ich mich immer, ob jemand schon wieder mehr weiß als ich und Vorräte anhäuft. Ich bin extra beim Klopapier vorbeigerollt, obwohl ich keines brauchte, um die Lage zu checken. Klopapier war noch genug vorhanden. Na, dann haben die leeren Regale wohl eher andere Gründe. Trotzdem kaufte ich doch mehr ein, als ich wollte, weil ich bei allen letzten, einsamen Produkten im Regal, die ich eigentlich noch zu Hause habe, dennoch zugriff. Weiterhin erhielt ich heute meine Betriebskostenabrechnung. Ich habe tatsächlich meine Gutschrift verdoppelt, d.h. von zweihundertnochwas auf vierhundertnochwas, also anscheinend im letzten Winter etwas zu viel gespart. Dabei habe ich gar nicht viel gemacht, nicht gefroren, oder sonst was. Ob ich damit Deutschland rettete, weiß ich nicht, aber für mich hat es sich mehr gelohnt als erwartet. 

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Mittwoch, 20. September 2023

Besuch bei der Muhme | 6 (Burg - Dorfkern)

Auf dem ersten Bild (wieder ein Familienfoto bevor es mich gab) ist die Skyline des Dorfes abgebildet. Auf dem zweiten Foto die Skyline mit mir und meinen Großeltern davor. Das dritte Foto ist von 2007, wie man sieht alles neu und adrett. Danach kommen die Bilder von meiner Reise im August. An den Wohnblöcken, in denen meine Großeltern zum Schluß wohnten, gibt es immer noch die alten DDR-Garagen. Wenn man damals an diesen vorüber lief, kam man auf einen Spielplatz mit Schaukel. Daran kann ich mich deshalb so genau erinnern, weil ich als Kind das Schaukeln liebte. Ich kannte jede Schaukel im Umkreis von zwei Kilometern, zumal zu DDR-Zeiten Spielplätze mit Schaukeln sowieso eher selten waren. Den Spielplatz gibt es nicht mehr, an dessen Stelle führt eine Umgehungsstraße um den Dorfkern mit Häusern an beiden Seiten. Ich habe aber jetzt erst gesehen, daß man auch zwischen den Garagenblöcken hindurchlaufen kann, durch ganz schmale Gänge. Und wenn man das tut, landet man plötzlich in kleinen Gartenidyllen, wahrscheinlich die Gärten von den Bewohnern der Wohnblöcke. 

Das gelbe Gebäude ist die Hinteransicht des Hotels zur Linde. In 2007 hübsch neu verputzt und mit kleinen Tischen und Stühlen direkt an der Straße, war diesmal auf der Straßenseite alles verriegelt und verrammelt. Vielleicht weil durch den Straßen- und Baulärm gegenüber die Gäste wegbleiben. Interessant ist besonders das Linden-Glasmosaik als Erkennungszeichen. Solche Glasmosaiken kann man wohl irgendwo in der Nähe individuell anfertigen lassen, jedenfalls steht das als Werbung groß an einer Hauswand. Raffiniert ist auch das Storchenmosaik in einem kleinen Fenster eines anderen Hauses. Zumindest sieht es aus, als wäre es ein Mosaik, wenn auch aus größeren Elementen zusammengesetzt. 

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Skyline Burg 2007

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Freitag, 15. September 2023

Alles neu macht der September

Vorhin war ein Hausbetreuer meines Vermieters bei mir und hat mir kurzerhand eine neue Klospülung + einen neuen Wasserhahn aufgeschrieben. Eigentlich sollte nur der Perlator am Wasserhahn ausgetauscht werden, weil bei der letzten Legionellenprüfung mein Wasserhahn "durchgefallen" ist. Aber da der ja nun schon seit Monaten vor sich hin tropft, habe ich diese Information gleich weitergegeben und passenderweise hatte nun auch noch die Klospülung ihren Geist ganz aufgegeben, nachdem ich sie im letzten Herbst mit einer Entkalkung noch kurzzeitig reanimieren konnte. Ich hoffe mal, daß der Austausch schnell und unproblematisch vonstatten geht, aber erstmal werde ich weiterhin mit Terminen beschäftigt sein. 

Auch für mich selbst habe ich einiges in meiner Wohnung erneuert, irgendwie ist mir gerade so. Zur Zeit steht mir ja sowieso Venus im Transit und im vierten Solarhaus zur Seite, also die ideale Zeit für Verschönerungen, Käufe und Nestbau. Endlich wieder einen Kühlschrank zu besitzen, war nur der Anfang. Auch Duschkopf und Duschschlauch habe ich ausgetauscht - so macht duschen wieder Spaß, und für die Küche kaufte ich eine neue Küchenarmatur, die ich aber noch anbringen muß. Ich hoffe, ich kriege das hin, wenn ich demnächst mal ein bißchen Muße habe, aber die alte Ikea-Armatur ist schon völlig zerfressen. Für das Wohnzimmer besorgte ich einen Couchbezug in einer hellen, einfarbigen Variante, was gleich völlig anders wirkt als mit dem dunkel-bunten Bezug, der im übrigen kaputt ist, aber die Couch deshalb austauschen wollte ich nicht. Und sogar meine Ofenattrappe mußte jetzt einem Kamin weichen. Natürlich kein echter, aber so ein bewegliches Feuerspiel ist schon etwas anderes und etwas, wo man versunken hinschauen kann, statt nur orangerotes Licht. Wenn dann der Handwerkerkram erledigt ist, würde ich ebenfalls gerne das Plastik-Waschbecken-Unterregal austauschen und irgendeine ansprechendere Variante finden, die in die winzige Nische passt. Noch besser wäre gar kein Unterschrank, aber da in meiner kleinen, wortwörtlichen "Nasszelle" von 1,5 x 2 m kein Platz ist für vernünftige Schranklösungen, wo auch größere Objekte hineinpassen, werde ich wohl doch ein kleineres Regal für die Nische suchen. 

Ab und zu überlege ich jetzt manchmal auch, ob ich vielleicht doch meinen alten Fernseher von 2011 ersetze, auf welchem keine App mehr läuft. Aber für meine Zwecke mit Modul reicht er eigentlich noch und für Apps habe ich einen Stick. Nur wenn ich in Tech-Nerds-Foren angeben muß, daß mein Fernseher von 2011 ist, kriegen sie dort immer tiefsitzende Schockzustände und Traumatisierungen. Aber das muß mich ja nicht kümmern. 

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Donnerstag, 14. September 2023

Upps....

Rein zufällig erhielt ich gerade eben in den Sozialen Medien, die ich erst abends konsumiere, die Info, daß heute ein bundesweiter Warntag gewesen ist, von dem ich mal wieder NULL mitbekommen habe. Diese Unfähigkeit, stinknormale Menschen in einer Großstadt zu warnen, die nicht irgendwelche Tech-Junkies sind, ist geradezu grotesk. Da ist es sogar am Rand der Welt, mitten in der Wildnis des Spreewalds fortschrittlicher, denn in Burg hörte ich eines Nachts eine Sirene. Ich glaube, das war seit Jahrzehnten das erste Mal. Sie ging dreimal, was wohl bedeutet, daß es irgendwo gebrannt hat. Und in Berlin, mitten in der Großstadt, fühlt man sich völlig abgehängt und abgeschnitten. Mein Kumpel hat mir gerade über WhatsApp geschrieben, daß er aber auch nicht mal auf seinem Diensthandy eine Warnung hatte.

Nun gibt es zum Warntag eine Umfrage, wie ich erst in diesem Jahr erfahre. Vorher ist mir das entgangen. Und ich habe meinem Ärger gleich mal in der Umfrage Luft gemacht, glaube aber nicht, daß sich je etwas ändert. Dort wollen sie zum Beispiel wissen, wie sehr ich dem Warnsystem in Deutschland vertraue. Nun ja, die Antwort ist: Null, Zero, Nada, Niente, noch nicht einmal zu einem Prozent vertraue ich dem Warnsystem in Deutschland und das darf man wohl auch nicht, wenn man sich solche Komplettversagen wie das Ahrtal anschaut. Weiter wollten sie wissen, wie sicher oder unsicher mich der bundesweite Warntag macht. Mich macht der bundesweite Warntag hundertprozentig unsicher, weil ich mir denke, falls es wirklich mal zu einer Katastrophe kommt, bin ich vermutlich dank dieser idiotischen Politik am A....

Verpasstes

Zur Zeit hört und sieht man ja ziemlich viele Nachrichten zum Gotthard-Tunnel. Nach weniger als zehn Jahren Betriebsdauer scheint dort irgendwie nichts mehr zu funktionieren. Und mysteriös ist es zudem ein bißchen, wenn der Autotunnel erst wegen einer normalen Autopanne gesperrt wird und dann plötzlich wenig später irgendwelche Betonteile von der Decke fallen. Bei den heutigen Baukünsten, derer sich die Menschheit so befleißigt, wundert mich sowas eigentlich weniger, aber es gibt auch eine Gruppe von Menschen, denen das willkommenes Futter für neue abgefahrene Theorien gibt. (Verschwörungstheorien sage ich nicht mehr dazu, weil das Wort inzwischen zu sehr mißbraucht wird - inzwischen ist ja schon alles eine Verschwörungstheorie, das einem nicht in den Kram paßt. Genauso wie der "Nazi"-Begriff, der durch den inflationären Gebrauch fast bedeutungslos geworden ist.) Wenn man mal auf solche Ansichten stößt, fallen ebenfalls immer Bemerkungen über die merkwürdige Eröffnungsfeier des Gotthard-Tunnels, in die man von Satanismus bis zum Islamismus alles mögliche hineininterpretiert hat. Damals ist das wohl an mir vorübergegangen. Die Schweiz interessiert mich so im Großen und Ganzen eher wie der Wasserstand vom letzten Jahr. Aber gerade, weil man immer noch nach sieben Jahren so viel von dieser ominösen Eröffnungsfeier hört, wurde meine Neugier geweckt. 

Komischerweise findet man die Feier aber auf seriösen Kanälen überhaupt nicht mehr, >>weshalb ich eine fragwürdige Quelle der Aufzeichnung verlinken muß. Die Feier selbst war ein offizielles Ereignis und kein Geheimnis, gehe ich zumindest davon aus. Also entweder ist einigen die Eröffnungsfeier heute so peinlich, daß sie sie lieber verstecken wollen, oder sie versuchen Spekulationen darüber in Schach zu halten. Doch eigentlich ist es ja so, daß es, wenn man keine Möglichkeit hat, sich ein eigenes Bild zu machen, Spekulationen und Mythen noch verstärkt. Nun ja, ich habe mir also ein eigenes Bild gemacht und darin wieder etwas völlig anderes gesehen. Derwische entdeckte ich nämlich nicht - es waren für mich eindeutig Heuhaufen. Aber dann - ein jodelnder Erich Honecker! Ich wartete nur darauf, daß er gleich die Faust hebt. Auweia. Ich sollte vielleicht mal eine ganz eigene Theorie entwerfen. Es zeigt im Grunde nur, daß jeder, wie immer bei symbolträchtiger Kunst, etwas anderes darin sieht. Vielleicht hätte man es bei einer kleinen, netten Unterhaltungs-Revue belassen sollen, die jeder ähnlich versteht. Und in Anbetracht dessen, daß die Eröffnungsfeier mit einer schützenden Jungfrau Maria endet, würde ich mir nicht all zu viele Sorgen deshalb machen. Allerdings war der schützende Umhang der Maria rot und nicht blau, die übliche Farbe. Und damit kommt man schon wieder auf Gedanken, Herr im Himmel - ich höre jetzt lieber auf....

Auch an mir vorübergegangen ist anscheinend ein Lied, das ich erst gestern im Contemporary-Kurs gehört habe und wohl ein neuer Favorit von mir wird. Ich kriege dabei sofort Lust zu tanzen, nur leider komme ich zur Zeit überhaupt nicht dazu. Selbst in den Tanzkurs hetze ich nur noch, ohne jedes Üben oder Aufschreiben dazwischen. Doch anscheinend funktioniert mein Gehirn auch ohne das ganz gut, denn eine Mittänzerin meinte zu mir gestern, ich sei die einzige, die unsere Übungschoreo könne. Hm, na ja, ist ja schon mal nicht schlecht, wenn es zumindest so aussieht, als wüßte ich die Choreo. Außerdem war Musik ein Thema. Für unsere Hauptchoreo haben wir diesmal wieder so ein langsames, trauriges Stück und eine Mittänzerin meinte, daß sie in der letzten Woche von der Musik richtig depressiv geworden ist. Zum Glück macht mich solche Musik nicht depressiv, vor allem nicht, wenn ich mich auf dem Boden bewege, denn dann bin ich so damit beschäftigt, wieder hoch zu kommen, daß ich gar keine Zeit habe, depressiv zu werden. Doch die Musik ist in der Tat ziemlich traurig, aber auch schön, jedenfalls sehr viel schöner als die komische Musik, die wir im letzten Semester hatten. Als ich zum Geburtstag unser letztes Tanzvideo meiner Familie gezeigt habe, meinte meine Schwägerin, bei dieser Musik würde sie sich sofort auf den Boden legen, auf die Panflöten warten und einschlafen. Da mußte ich ihr leider recht geben. 

Dienstag, 12. September 2023

Besuch bei der Muhme | 5 (Burg - Bahnhof)

Während meiner Kindheit habe ich mich immer gefragt, was sich wohl hinter der Mühle am Hafen verbirgt, denn dort war ich nie. Ich hätte gerne gewußt, wie es dort am Fließ ein Stückchen weiter hinter dem Hafen aussieht. Nun ja, die Reise war die beste Gelegenheit, um dieses Geheimnis zu lüften. Die anderen vergnügten sich also am Hafen, ich dagegen suchte einen Weg auf die "dunkle Seite". Ein ganzes Stück an der Straße entlang kommen aber erstmal überhaupt keine Wege. Erst nach einem Kilometer findet man einen Weg, der immerhin einen vielversprechenden Namen trägt, nämlich "Mühlspreeweg", weshalb ich in diesen einbog. Hier ging es über Wiesen und Felder, danach begannen Häuser. Anschließend führte der Weg über eine alte rostige Brücke, also wieder auf die andere, "helle" Seite des Fließes. Die meisten Brücken in Burg sehen so aus, daß man nicht genau weiß, ob man sich noch darüber trauen kann - trotz Kurort, besonders wenn sie eher versteckt über die Fließe führen. Wahrscheinlich, weil man mit Brücken kein Geld verdienen kann. Über die >>besondere Holzbrücke, eine jener Art, die im Spreewald "Bänke" heißen, wäre ich ganz bestimmt nicht mehr gegangen, aber sie war auch gesperrt und als Baudenkmal gekennzeichnet. Leider paßte ich nicht richtig auf, denn ich hätte ja eigentlich nicht hinübergehen dürfen, sondern auf der "dunklen" Seite bleiben müssen, dort hatte ich aber keinen Weg gesehen. 

Nun begegneten mir auf der Strecke einige leerstehende, verfallene Häuser und Hallen, sah ein bißchen aus wie ein brachliegendes Industriegebiet, und plötzlich war ich am Bahnhof von Burg, mitten im Kern. Ich hatte weitläufig den Hafen umlaufen. Der Bahnhof ist eigentlich nur noch ein Bahnhofsdenkmal, denn die Spreewaldbahn fährt schon lange nicht mehr. In Burg fährt jetzt nur noch die Rumpel-Guste, so eine Rundfahrt-Vergnügungsbahn, wie es sie inzwischen fast überall in Tourismusorten gibt. Die Spreewaldbahn war früher der öffentliche Nahverkehr zwischen den Dörfern, denn Autos hatten ja nicht so viele. Ansonsten war man mit Fahrrad, Fuhrwerk oder Kahn mobil. Die Spreewaldbahn ist also stillgelegt, aber dafür hat man jetzt herrlichen Verkehrslärm und alles voller Autos. So alle Stunde fährt zudem noch ein Bus. Als Kind war ich nie am Bahnhof, >>das erste Mal in 2007. Ich kenne die Spreewaldbahn aber aus den Erzählungen meines Vaters. Dieser mußte nämlich mit der Spreewaldbahn oft in ein anderes Dorf Milch holen. Einmal kippte die Milchkanne in der Bahn um und je nachdem, ob sich die Bahn nach links oder rechts neigte, schwappte die Milch von einer Seite zur anderen. Das war für ihn wohl sehr einprägsam. Die Spreewaldbahn fuhr früher direkt am Bismarckturm vorbei, heute führt auf der Strecke ein Fahrradweg entlang. Am Bahnhof kann man sich einige alte Waggons anschauen. Es gab in den Abteilen sogar richtige Öfen mit Schornstein zum Befeuern mit Kohlen und Holz. 

Wie es direkt hinter der Mühle aussieht und am Fließ entlang, weiß ich noch immer nicht, aber vielleicht ergibt sich ja irgendwann eine neue Gelegenheit. Keine Ahnung, warum mich das so interessiert. Große Entdeckungen warten dort sicher nicht. Vermutlich einfach nur stinknormale Häuser und Gärten und/oder Natur. In meiner kindlichen Phantasie dagegen lauerten dort immer geheimnisvolle Idyllen. Vielleicht wäre es sogar gut, sich einen Teil von Burg in der Vorstellung zu bewahren, statt sich der schnöden Realität auszusetzen. 

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