Das Bad war heute >>lila, also nicht ganz rosa, duftete aber gut (Promotion-Link). Nur mit der erbaulichen Lektüre klappt es zur Zeit einfach nicht. Gerade lese ich die Tagebücher der Henker von Paris. Wenn auch nicht erbaulich, so sind sie dennoch historisch interessant, denn eine Henkersfamilie hat in ihren Tagebüchern Details zu Gerichtsprozessen, Hinrichtungen und Zeitgeist vor und während der französischen Revolution überliefert. Und - haltet euch fest - die Guillotine stammt gar nicht von den Franzosen, sondern ist die Erfindung eines Deutschen. Die Deutschen mal wieder! Wenn es um Mordwerkzeuge geht, zeigen sie einen genialen Erfindergeist: Chemiewaffen (Gift- und Nervengase), Maschinengewehre und -pistolen, Vernichtungslager, den Zeppelin als Beginn der Luftkriege, die Kernspaltung, Raketenwaffen, das erste praxistaugliche Gewehr, Flammenwerfer, den ersten militärischen Marschflugkörper, Zyklon B, ferngelenkte Fallbomben, das erste funktionierende U-Boot, portable Kettensägen, angeblich auch das Schwarzpulver um 1350, das ist jedoch umstritten, würde aber zu den Deutschen passen. Was stimmt mit den Deutschen nicht? Setzen die ihren Erfindergeist deshalb nicht für echte Verbesserungen für die Menschheit ein, weil sie derart knauserig sind, daß sie Angst haben, Geld und Macht zu verlieren und zu kurz zu kommen? Irgendwo las ich, daß bereits in den 80ern im öffentlichen deutschen Fernsehen ein deutscher Verbrenner vorgestellt wurde, der sehr viel weniger Benzin verbraucht. Dieser ist jedoch nie in Produktion gegangen. Ich bin dem nicht weiter nachgegangen, das würde aber ebenfalls passen. Vermutlich war die Öl-Lobby dagegen. Eigentlich weiß doch insgeheim inzwischen jeder, daß alle Erfindungen, die echte Lösungen bieten und nicht irgendwie abhängig machen, sei es nun sowas, Medikamente, die tatsächlich gesund machen und nicht nur Nebenwirkungen produzieren, usw. usf. einfach in den Schubladen landen.
Funfact: ein Deutscher, nämlich Leibniz, hat auch die Infinitesimalrechnung erfunden, also Integral- und Differentialrechnung. Ehrlich, wer sowas Tödliches erfindet, kann nicht normal sein. Ich bin absolut undeutsch. Keine Ahnung, wie das passieren konnte.
"Charles Henri Sanson bestand also lebhaft auf der Forderung, daß man ein Mittel finde, den Hinzurichtenden in eine waagerechte Lage zu bringen, welche ihm das Gewicht seines Körpers zu tragen erspare und gleichzeitig die Freiheit seiner Bewegung verhindere.
Glücklicherweise besuchte meinen Großvater seit einiger Zeit ein deutscher Mechaniker namens Schmidt, und mit diesem hatte er bisweilen von seiner und Doktor Guillotins Bedrängnis gesprochen. Dieser Schmidt, damals Klavierfabrikant, war in Bezug auf Mechanik sehr erfahren und geschickt, auch wie fast alle seine deutschen Landsleute ein leidenschaftlicher Musiker. Nachdem er die Bekanntschaft meines Großvaters durch einige an ihn verkaufte Instrumente gemacht, hatte er an diesem Gefallen gefunden und kam nun wöchentlich mehrere Male in das Haus des Scharfrichters. Sei es, daß einmal ein Klavier zu stimmen war, oder erschien er aus anderen geschäftlichen Rücksichten, kurz, der Mechanikus Schmidt galt bald in meiner Familie als ein ganz unentbehrlicher Gast und Hausfreund. Die Vorliebe für Musik knüpfte zwischen ihm und Charles Henri Sanson, der auch ein Musikverehrer war und ganz leidlich die Violine und das Violoncell spielte, ein inniges Freundschaftsband; die Aufführung Gluckscher Musikstücke näherte sie einander mehr und mehr.
Schmidt kam bald alle Tage. Während er auf dem Klavier spielte, ließ Charles Henri Sanson seine Violine oder sein Violoncell ertönen. Eines abends, gerade nach einer Arie aus »Orpheus« und vor einem Duett aus der »Iphigenia in Aulis«, kam man, das heißt mein Großvater, auf den sehr beliebten Instrumentenwechsel, wenn ich dies schreckliche Wortspiel hier anwenden darf; man vertauschte nämlich Klavier und Geige mit der fraglichen Enthauptungsmaschine, deren Gestalt Charles Henri Sanson mit so fieberhafter Hast und Ungeduld Tag und Nacht in Erwägung zog.
»Hören Sie, ich glaube, daß ich eine Maschine nach Ihrem Wunsche erfinden könnte,« antwortete Schmidt, nahm einen Bleistift und entwarf schnell mit einigen Strichen eine Zeichnung:
Dies war die Guillotine!
Die Guillotine war es mit ihrer breiten, scharfschneidenden Stahlklinge, welche zwischen zwei Balken hing und vermöge eines einfachen Seiles leicht bewegt werden konnte. Da lag auch der Delinquent seiner ganzen Leibeslänge nach auf ein Schaukelbrett derartig gebunden, daß, wenn sich das Brett senkte, der Hals gerade auf die Stelle kam, wo das Messer im Fallen ihn treffen mußte.
Die Schwierigkeit war besiegt, das Problem gelöst: Schmidt hatte endlich das Mittel gefunden, den zum Tode Verurteilten in waagerechter Stellung hinzurichten und ihn außerstand zu setzen, durch eine krampfhafte Bewegung den tödlichen Zweck des Streiches zu vereiteln. Charles Henri Sanson konnte einen Ausruf der Überraschung und Genugtuung nicht zurückhalten.
»Ich wollte mich eigentlich in die ganze Geschichte nicht mischen, und zwar – sehen Sie, weil das den Tod eines Mitmenschen anbetrifft; aber ich habe es endlich satt, Sie ewig und immer so zerstreut zu sehen. So, nun ist die Frage abgetan, und wir können diese kleine Arie aus »Armide« wieder beginnen, welche wir gestern und vorgestern eingeübt haben.«
»Von Herzen gern, mein guter Schmidt,« antwortete mein Großvater, der sofort einsah, daß dem Freunde ein längeres Verweilen bei dem Gespräch über den Nutzen der eben gemachten traurigen Erfindung peinlich sein müßte.
Und Klavier und Violoncell klangen so schön zusammen wie nie vorher.
So wurde also die Guillotine inmitten eines Konzertes erfunden.
Tags nach dieser kostbaren Erfindung benachrichtigte Charles Henri Sanson den Doktor Guillotin davon, dessen Freude alle Grenzen überstieg, als er den vorzüglich aufgefaßten Plan vor sich sah, und man wird es kaum glauben können, wie zärtlich er immer und immer das Blatt Papier mit dem rohen Entwurf an sein Herz drückte. Aber so ist es mit den Menschen, die irgendeiner Idee Herrschaft über sich gegeben haben; zuletzt hören und sehen die unter dem Einfluß des bestimmten Gedankens Stehenden nichts weiter als die Verwirklichung desselben.
In der Sitzung am 30. April 1791 teilte Doktor Guillotin der Nationalversammlung etwas näheres über seine Maschine mit. Begeistert durch die Erfindung und hierdurch fortgerissen, wählte er unglücklicherweise Worte, die, anstatt freudiges Erstaunen hervorzurufen, den Ausbruch einer törichten Heiterkeit zur Folge hatten und den Erfolg seiner Sache entschieden in Frage stellten.
Bei der Behauptung, daß diese menschliche Hinrichtungsweise kein langes Leiden verursache, sagte Doktor Guillotin, daß der Delinquent ganz im Gegenteil eine leichte Frische auf dem Halse verspüren werde. War schon diese Redensart ein wenig gewagt, so mußte es die folgende noch mehr erscheinen. Der gute Doktor fügte nämlich mit der Begeisterung des Schwärmers hinzu: »Mit dieser Maschine will ich in einem Augenblick Ihnen das Haupt von den Schultern herabtanzen lassen, ohne daß Sie nur das geringste verspüren.«
Sämtliche Mitglieder der Nationalversammlung brachen in ein derartiges Gelächter aus, daß man zur Tagesordnung übergehen mußte, um die Gemüter nur einigermaßen zu beruhigen; trotzdem soll diese Sitzung eine der heitersten gewesen sein, welche nur jemals stattgefunden haben."
(aus >>"Tagebücher der Henker von Paris" von Henri Sanson - Promotion-Link)