In der letzten Nacht ist es mit weit offener Balkontür und stürmischer Ostsee im Ohr doch etwas feucht und kühl geworden. Zwei Tage Regenwetter reichen da schon. Es soll ja mit dem Regen bis Mittwoch so weiter gehen. Und nun hat auch mein frühester Blogbekannter überhaupt, den ich noch von den Freenet-Blogs kannte, das Zeitliche gesegnet. Dabei ist 74 nun eigentlich kein wirkliches Alter. So langsam habe ich von diesem Sch.... genug.
Die ganze "Bloggemeinde", die es früher mal gab, ist ja eh schon komplett ausgelichtet. Es begann bereits vor Corona, als Facebook aufkam, und viele dahin abgewandert sind. Diese Begeisterung für Facebook konnte ich nie teilen. Im Grunde habe ich mir damals dort nur ein Profil erstellt, um noch mit einigen Leuten in Kontakt zu bleiben, und natürlich auch aus Neugier. Aber so richtig durchgesenst wurden die Blogs mit der Coronazeit. Ich weiß von einigen ehemaligen Bloggern, die so entsetzt waren über ihre Mitblogger, welche plötzlich übergriffig, intolerant und diskriminierend wurden, daß sie sich aus diesem Grund zurückzogen. Und es waren gar nicht nur ausschließlich Blogger, die auf der "falschen" politischen Linie waren, sondern auch solche, die der offiziell "richtigen" Linie angehörten, aber trotzdem merkten, daß im Umgang miteinander ganz gehörig etwas schief läuft, und die diese militante und verachtende Bekämpfung anderer Meinungen und Bedürfnisse anekelte. Kann man durchaus nachvollziehen, denn mir hat es damals auch zeitweise die Sprache verschlagen. Allerdings war aufhören für mich nie eine Option, sondern ich fand es wichtig, präsent zu bleiben, und sei es nur als Beitrag dafür, daß solche Einschüchterungsmethoden ins Leere gehen und keine >>Schweigespirale entsteht. Ich habe zwar darüber nachgedacht, konnte es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Und man kann ja übergriffige Blogger relativ leicht meiden. Daß es auch anders geht, hat der nun hinübergegangene Blogkollege gezeigt, denn er war politisch auf der "gepamperten" Linie, aber trotzdem absolut tolerant. Vielleicht hat er manchmal innerlich den Kopf geschüttelt über meine Ansichten, und ich habe es bei ihm genauso gemacht, aber die Verbindung blieb stabil und freundlich, wenn wir uns unsere unterschiedlichen Ansichten mitteilten, manchmal auch darüber schwiegen. Geht alles. Menschlichkeit ist so viel wichtiger als Rechthaben und die Grundlage jeder echten Moral.
Er ist aber nicht der einzige, mit dem es mir so geht, sondern es sind sowohl digital als auch analog eine ganze Menge mehr Menschen, zum Glück so extrem viel mehr als die zwei oder drei Exemplare, die ich aus meinem persönlichen Kreis aussortieren mußte. Ich finde es jedoch sehr putzig, daß meist diejenigen, die andere gerne mit Verächtlichmachung zur "richtigen" Ansicht "zwingen" wollen, selbst darüber maulen, wenn man angeblich keine anderen Meinungen toleriert oder Cancel Culture betreibt. Diese Leute sollten vielleicht erstmal lernen, was der Unterschied zwischen einer Meinung und einem Übergriff oder Aufruf zu einem Übergriff ist. Einen guten Ansatz dafür bietet Art. 1 des Grundgesetzes, auch auf der persönlichen Ebene, wofür man kein Staatsrecht studiert haben muß. Und es gibt kein einziges Gesetz, welches besagt, daß man Übergriffe oder Aufrufe zu Übergriffen dulden muß. Im Gegenteil, das Recht auf Selbstbestimmung gibt mir die Freiheit, selbst zu entscheiden, welche Informationen ich aufnehmen, annehmen und konsumieren möchte, und auch, welche Menschen ich in meinem persönlichen Umfeld haben möchte oder nicht (sogar dann, wenn mir tatsächlich nur ihre Meinung nicht paßt). Und sie dürfen ja alle weiter missionieren und hetzen, nur halt nicht bei mir, d.h. ihre Freiheit zur Meinungsäußerung wird nicht eingeschränkt. Auf X ist es irgendwie verpöhnt zu blockieren, jedenfalls klingt es immer so, wenn einige sich beschweren, andere wiederum nehmen es als Auszeichnung. Also ich habe, was das Blockieren betrifft, überhaupt keine Skrupel. Es ist quasi zu einem sehr befriedigenden Hobby geworden, vor allem was bestimmte Politiker betrifft, die gerne Lügen erzählen. Und das ganz ohne deren persönliche Freiheit, Mist zu verbreiten, einzuschränken. Aber ich habe das Recht, es nicht lesen zu müssen. Ich glaube, mit Lauterbach fing alles an, und dann bin ich auf den Geschmack gekommen. In den Zeitungen lese ich immer noch das früh genug, was halbwegs wichtig ist. Gysi hat Glück, daß ich ihm nur entfolgt bin, ihn jedoch nicht blockiert habe. Verdient hätte er es.
