ThingsGuide

Freitag, 11. Juli 2025

Rückblicke

In der letzten Nacht ist es mit weit offener Balkontür und stürmischer Ostsee im Ohr doch etwas feucht und kühl geworden. Zwei Tage Regenwetter reichen da schon. Es soll ja mit dem Regen bis Mittwoch so weiter gehen. Und nun hat auch mein frühester Blogbekannter überhaupt, den ich noch von den Freenet-Blogs kannte, das Zeitliche gesegnet. Dabei ist 74 nun eigentlich kein wirkliches Alter. So langsam habe ich von diesem Sch.... genug. 

Die ganze "Bloggemeinde", die es früher mal gab, ist ja eh schon komplett ausgelichtet. Es begann bereits vor Corona, als Facebook aufkam, und viele dahin abgewandert sind. Diese Begeisterung für Facebook konnte ich nie teilen. Im Grunde habe ich mir damals dort nur ein Profil erstellt, um noch mit einigen Leuten in Kontakt zu bleiben, und natürlich auch aus Neugier. Aber so richtig durchgesenst wurden die Blogs mit der Coronazeit. Ich weiß von einigen ehemaligen Bloggern, die so entsetzt waren über ihre Mitblogger, welche plötzlich übergriffig, intolerant und diskriminierend wurden, daß sie sich aus diesem Grund zurückzogen. Und es waren gar nicht nur ausschließlich Blogger, die auf der "falschen" politischen Linie waren, sondern auch solche, die der offiziell "richtigen" Linie angehörten, aber trotzdem merkten, daß im Umgang miteinander ganz gehörig etwas schief läuft, und die diese militante und verachtende Bekämpfung anderer Meinungen und Bedürfnisse anekelte. Kann man durchaus nachvollziehen, denn mir hat es damals auch zeitweise die Sprache verschlagen. Allerdings war aufhören für mich nie eine Option, sondern ich fand es wichtig, präsent zu bleiben, und sei es nur als Beitrag dafür, daß solche Einschüchterungsmethoden ins Leere gehen und keine >>Schweigespirale entsteht. Ich habe zwar darüber nachgedacht, konnte es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Und man kann ja übergriffige Blogger relativ leicht meiden. Daß es auch anders geht, hat der nun hinübergegangene Blogkollege gezeigt, denn er war politisch auf der "gepamperten" Linie, aber trotzdem absolut tolerant. Vielleicht hat er manchmal innerlich den Kopf geschüttelt über meine Ansichten, und ich habe es bei ihm genauso gemacht, aber die Verbindung blieb stabil und freundlich, wenn wir uns unsere unterschiedlichen Ansichten mitteilten, manchmal auch darüber schwiegen. Geht alles. Menschlichkeit ist so viel wichtiger als Rechthaben und die Grundlage jeder echten Moral. 

Er ist aber nicht der einzige, mit dem es mir so geht, sondern es sind sowohl digital als auch analog eine ganze Menge mehr Menschen, zum Glück so extrem viel mehr als die zwei oder drei Exemplare, die ich aus meinem persönlichen Kreis aussortieren mußte. Ich finde es jedoch sehr putzig, daß meist diejenigen, die andere gerne mit Verächtlichmachung zur "richtigen" Ansicht "zwingen" wollen, selbst darüber maulen, wenn man angeblich keine anderen Meinungen toleriert oder Cancel Culture betreibt. Diese Leute sollten vielleicht erstmal lernen, was der Unterschied zwischen einer Meinung und einem Übergriff oder Aufruf zu einem Übergriff ist. Einen guten Ansatz dafür bietet Art. 1 des Grundgesetzes, auch auf der persönlichen Ebene, wofür man kein Staatsrecht studiert haben muß. Und es gibt kein einziges Gesetz, welches besagt, daß man Übergriffe oder Aufrufe zu Übergriffen dulden muß. Im Gegenteil, das Recht auf Selbstbestimmung gibt mir die Freiheit, selbst zu entscheiden, welche Informationen ich aufnehmen, annehmen und konsumieren möchte, und auch, welche Menschen ich in meinem persönlichen Umfeld haben möchte oder nicht (sogar dann, wenn mir tatsächlich nur ihre Meinung nicht paßt). Und sie dürfen ja alle weiter missionieren und hetzen, nur halt nicht bei mir, d.h. ihre Freiheit zur Meinungsäußerung wird nicht eingeschränkt. Auf X ist es irgendwie verpöhnt zu blockieren, jedenfalls klingt es immer so, wenn einige sich beschweren, andere wiederum nehmen es als Auszeichnung. Also ich habe, was das Blockieren betrifft, überhaupt keine Skrupel. Es ist quasi zu einem sehr befriedigenden Hobby geworden, vor allem was bestimmte Politiker betrifft, die gerne Lügen erzählen. Und das ganz ohne deren persönliche Freiheit, Mist zu verbreiten, einzuschränken. Aber ich habe das Recht, es nicht lesen zu müssen. Ich glaube, mit Lauterbach fing alles an, und dann bin ich auf den Geschmack gekommen. In den Zeitungen lese ich immer noch das früh genug, was halbwegs wichtig ist. Gysi hat Glück, daß ich ihm nur entfolgt bin, ihn jedoch nicht blockiert habe. Verdient hätte er es. 

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Donnerstag, 10. Juli 2025

Russische Kunst

In den letzten Tagen war viel los, aber gestern bin ich endlich dazu gekommen, mal den >>aufgegabelten Kunstband durchzublättern. Das Buch ist nicht nur groß, sondern auch dick, und auf 300 Seiten randvoll mit zeitgenössischer russischer Kunst gefüllt. Eine wahre Schatzkiste. So schnell werde ich das wohl nicht mehr aussetzen. 

Die Werke dieses Künstlers erinnern mich ein bißchen an den Riß in der Matrix, besonders das rechte Bild. Es nennt sich aber "Spiegel", wobei ein Spiegel ja auch ein Riß in der Matrix sein kann. Das obere Bild links nennt sich "Mondnacht" und das untere nur "Komposition A". 

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Ich habe ja so eine kleine Vorliebe für barocke hyperrealistische Stillleben, doch nur was das Anschauen betrifft. Selbst hätte ich auf solch eine Kunstausübung überhaupt keine Lust. Und Hyperrealismus fasziniert mich auch nur bei Stillleben. Diese neueste hyperrealistische Kunst, welche KI-generiert ist und oft als Illustrationen verwendet wird, finde ich zum Gähnen langweilig. Aber ich gucke mir handgemalte Stillleben tatsächlich immer gerne an und ziehe den Hut vor der Kunstfertigkeit und Geduld des jeweiligen Künstlers. >>Im Dresdner Zwinger gibt es auch so ein Exemplar. 

(Auf der verlinkten Seite findet man ein Quiz "Welcher Künstler bist du?" Das habe ich mir nicht entgehen lassen und ich finde, das Ergebnis paßt ziemlich gut: "Der Romantiker - Wie auch die Romantiker hast du ein einfühlsames und sensibles Wesen, welches sehr mitfühlend ist. Dadurch brauchst du auch oft deinen Rückzug, um nicht von anderen Menschen und deren Schwierigkeiten eingenommen zu werden. Du bist sehr naturverbunden und gerne draußen, ein langer Spaziergang macht deinen Kopf frei. Du hast eine Vorstellung vom "Göttlichen" und magst den Gedanken, dass auch die Natur beseelt ist. Manchmal kommt dir das ganze Leben sinnlos vor oder du verlierst dich in Träumereien. Oft findest du dich auch in melancholischen Stimmungen wieder, die du aber – wenn du ehrlich bist - auch genießen kannst. Vor tiefen Emotionen hast du keine Angst. Vor allen Dingen aber bist du kreativ! Nicht immer äußert sich das in typisch kreativen Hobbies, denn du bist ein Mensch mit vielen Interessen. Vor allem äußert sich das in deinem Denken. Oft denkst du ein wenig "anders" als andere, differenzierter als deine Umgebung und hast gute Ideen, die jede Diskussion bereichern. Du kannst gut in kleinen Gruppen oder Einzelgesprächen glänzen. Größere Gruppen strengen dich oft an. Mit längeren Phasen des Alleine-Seins hast du wenig Probleme. Du hängst dann deinen Gedanken nach. Oft wirst du um Rat gefragt oder von deinen Freunden um ein offenes Ohr gebeten, da sie deinen Rat schätzen. Manchmal fällt es dir schwer, Grenzen zu setzen und dein eigenes zu verfolgen. Das solltest du aber, denn in dir gibt es genug, was es zu entdecken gilt!")

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Und hier eine sehr phantasievolle Bronze von Balzac. Überhaupt scheinen die russischen Künstler irgendwie eine Affinität zu Frankreich zu haben. Keine Ahnung, wo diese herrührt. 

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Die Dame rechts unten, eine "Aristokratin", erinnert mich ein bißchen an Chagall.

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Und von diesem Künstler gefällt mir am besten das Bild rechts oben. Für den Titel finde ich im Wörterbuch keine Übersetzung, aber ich würde es als nature morte lesen, also den französischen Begriff für Stillleben ins Kyrillische übernommen. Und damit ist es als Stillleben das genaue Gegenteil des hyperrealistischen Exemplars. Ich mag diesen brüchigen Farbauftrag. 

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Samstag, 5. Juli 2025

Schade, schade

Als jemand, der sich regelmäßig körperlich verausgabt, sammle ich bereits seit Jahren alle Hinweise darüber, was Muskelkater vorbeugt oder schnell abklingen läßt, und habe auch schon entsprechend viel ausprobiert. Und ich gebe ehrlich zu, das ich eine ganze Zeit lang Proteinpulver selbst nur für einen teuren Hype hielt, bis ich von einer Studie über die Wirkung von Proteinen nach dem Sport auf den Anstieg einer speziellen Art von Protein hörte, welches unter Normalbedingungen inaktiv ist, aber sobald es aktiviert ist, die Produktion von Proteinen, Hormonen und Enzymen ankurbelt und damit auch die Reparaturfähigkeit. Es wurde in dieser Studie festgestellt, daß die Zufuhr von Proteinen nach dem Sport dieses Protein aktiviert, aber nicht Sport allein. Das hat mich dazu gebracht, es mal auszuprobieren und es ist das beste, was mir je passiert ist, zumindest in Bezug auf Muskelkater. Wenn ich ein anstrengendes Workout mache und keinen Proteinshake hinterher nehme, brauche ich in meinem Alter im Schnitt drei Tage, um wieder fit zu werden, also für meinen Geschmack viel zu lange. Wenn ich dagegen einen Proteinshake nehme, brauche ich allerhöchstens einen Tag, falls ich überhaupt Muskelkater bekomme. Ich nehme allerdings nur pflanzliche Proteine, denn tierische, wie z.B. Whey, können wieder andere Probleme verursachen (Säure-Basen-Haushalt).

Nun dachte ich, ich tue mal mit meiner Expertise etwas Gutes und bringe meiner Mutter pflanzliches Proteinpulver mit, nicht nur, damit sie schneller auf den Beinen ist, sondern auch, weil die Proteine den Muskelabbau bei zu wenig Bewegung und Bettlägerigkeit verzögern. Aber sie mag das Proteinpulver nicht. Nun gut, es schmeckt wirklich nicht besonders, zumal sie auch keinen Mixer hat, aber ehrlich, wenn ich mich nicht mehr bewegen könnte, würde ich wohl alles saufen, was nicht gerade Brechreiz hervorruft, wenn nur die kleinste Chance besteht, damit schneller auf die Beine zu kommen. Ich finde es auch lustig, das ausgerechnet diejenigen, die sich wenig bis überhaupt nicht körperlich betätigen und betätigt haben, immer ganz genau wissen, was gegen Muskelkater nicht hilft. Manchmal habe ich es echt satt, etwas weiterzugeben, und denk mir, halt doch einfach die Fresse, behalt dein Wissen für dich und laß sie alle mit ihren Gebrechen herumkrepeln - ist ja nicht dein Bier. Wenn es Familie ist, ist es aber eben doch auch mein Bier. 

Immerhin benutzt sie schon lange das Magnesiumöl, weil es gegen ihre Wadenkrämpfe hilft. Und ich kann mich an kaum eine Zeit erinnern, in der sie früher keine Wadenkrämpfe hatte. Ich kenne sie eigentlich nur so, daß sie nachts fluchend und humpelnd herumspringt - ich glaube, sie hatte schon immer einen massiven Magnesiummangel. Nur deshalb nimmt sie es, aber eigentlich auch viel zu wenig, weil sie trotzdem immer noch manchmal Krämpfe bekommt und erst dann zum Öl greift. Und wenn ich ihr sage, daß sie mit dem Magnesium auch ihre Knochen stärkt, würde sie wohl innerlich denken - nun übertreibt sie aber wieder. 

Ich habe außerdem eine Collage fertig gestellt mit kleinen Washi-Bildern, die ich mal geschenkt bekam und mit denen ich bisher nichts anfangen konnte, sowie Kaviar-Perlen, die eigentlich für Fingernägel gedacht waren und die ich noch aus einem Adventskalender hatte. Beides ließ sich unglaublich schlecht verarbeiten. Die Washi-Bildchen halten weder mit Klebestick noch mit richtigem Collagemedium so richtig gut, ich habe sie bestimmt dreimal nachgeklebt, und diese Kaviarperlen zu kleben ist deshalb so mühsam, weil es mindestens zehn Durchgänge braucht, in denen man alle daneben gerollten Kügelchen wieder einsammelt und erneut auf Klebstoff verstreut. Das hat mir irgendwann viel zu lange gedauert. Ich habe jetzt noch ein Fläschchen mit rot-goldenen Kügelchen, aber die kommen erst dran, wenn ich tatsächlich mal viel Zeit und Muße habe, um drinnen herumzubasteln.

Traum

Freitag, 4. Juli 2025

Große Aufregung

Zum Glück ist es wieder kühler, denn gerade herrscht ziemlich viel Aufregung, weil meine Mutter in ihrer Wohnung gestürzt ist und nicht mehr hochkam. Blöderweise fand sie auch das Telefon nicht und ist eine ganze Nacht lang durch die Wohnung gerobbt, um entweder das Telefon zu finden oder sich irgendwo hochzuziehen. Erst am Morgen klappte es, daß sie das Telefon fand und mit ihrem Rückenkratzer erreichen konnte, indem sie damit den ganzen Korb, in welchem es lag, vom Schreibtisch runter zog. Mein Bruder und seine Frau haben sie gefunden und hoch ins Bett geschafft. Glücklicherweise ist nichts gebrochen, aber ihr tut alles weh, so daß sie erstmal nicht aufstehen kann. Das kenne ich aus eigener Erfahrung, denn ich habe mich bei Blitzeis mal voll lang gelegt und mich zwei Stunden später gefühlt, als hätte mich ein Lastwagen überfahren. Doch sie hat ja die ganze Nacht lang außerdem noch Hochleistungssport betrieben, d.h. sie muß sich fühlen, als hätte sie die Eiger Nordwand erklettert. Ich war heute da und habe sie mit Wasserflaschen, Proteinshake, Magnesiumöl und Passionsblume eingedeckt. Dafür habe ich ihr von den Flaschen auch alle Plastikdeckel abgerissen, weil sie als alter Mensch mit nachlassender Feinmotorik mit diesen komischen angetackerten Flaschendeckeln nicht klar kommt.

Sie hat aber wirklich ein unglaubliches Schwein, daß sie sich bisher trotz Osteoporose nie etwas gebrochen hat. Ich habe neulich mit meiner früheren Kollegin zu ihrem Geburtstag gesprochen. Die ist erst 79 und hat brach sich im letzten Jahr bereits zwei Wirbel. Doch wenn man ihr sagt, daß sie mehr Magnesium braucht, zumal sie auch unter Herzrhythmusstörungen leidet, will sie sowas nicht hören und kommt immer mit ihrem Arzt. Na ja, mehr als darauf hinweisen kann man nicht. Wenn Leute nur ihrem Halbgott in Weiß vertrauen, der ihnen die hilfreichsten und wichtigsten Dinge verschweigt, ist das halt so und ihre Entscheidung. 


Im Durchgang, den man durchquert, wenn man zu meiner Mutter will, laden die Mieter gern Sperrmüll und alten Kram ab, den sie nicht mehr brauchen. Heute war es dort erstaunlich leer, aber ein einsames Buch stand auf dem Sims und ich erhaschte im Vorbeigehen kyrillische Buchstaben. Eigentlich wollte ich sie erst nur entziffern, doch dann las ich darunter “Russian Art Guide” und griff zu, um das Buch einzustecken. Wenn die Kunst darin mir nicht gefällt, kann ich es ja immer noch wieder aussetzen. Die Titel der Werke darin sind leider nur in Russisch, d.h. ich muß selbst übersetzen. Und als ich mir das Titelbild genauer anschaute dachte ich bei mir, wenn Putin uns mit einer Arme von Schneemännern angreifen will, wird er nicht weit kommen. Ich verlinke außerdem noch einen wichtigen und guten Vortrag mit Michael von der Schulenburg und anderen vom BSW. Sollte man sich anschauen.


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Mittwoch, 2. Juli 2025

So, so

Mein Kumpel ist mit seiner Frau gerade auf Mallorca und hat mir heute irgendwelche Schwitz- und Zungehängsmileys geschickt. Dann habe ich gefragt, wie heiß es bei ihnen ist und habe irgendetwas von 40 Grad oder so erwartet, stattdessen kam 32 Grad. Lachhaft! Auf meinem Thermometer war es da schon 36 Grad im Schatten. In meiner Wohnung sind es noch kuschelige 28 Grad. Das sind eigentlich immer die besten Tage zum Tanzen, weil es draußen keinen Spaß macht, man sowieso schon schwitzt und drinnen alles so dunkel ist, daß andere Tätigkeiten nicht in Betracht kommen (außer vielleicht Fernsehen, Video schauen oder dumme Blogbeiträge schreiben).

Und gleich beglücken uns auch wieder einige Politiker mit ihren peinlichen Betroffenheitskommentaren über die große Hitze. Ehrlich, >>so lange Bäume abgeholzt statt gepflanzt werden, die die Hitze lindern könnten, und Menschen an "klimaneutralen" Waffen sterben, für die keine Betroffenheit übrig ist, kann ich das nicht mehr ernst nehmen. Eure Taten widersprechen allen euren Worten. Manchmal habe ich ja sowieso den Verdacht, dieser ganze Hitzerummel war anfangs nur ein ganz cleverer Schachzug der Medien, um in der Saure-Gurken-Zeit im Sommer noch Aufmerksamkeit zu bekommen, und später sind andere mit aufgesprungen. Und wenn außerdem jemand wie Marie Rheinmetall den Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit erhält, dann errötet man nicht vor Hitze, sondern vor Fremdscham. Janusz Korczak war jemand, der mit Kindern mit in den Tod gegangen ist, während sie Menschen gegeneinander aufhetzt und ohne mit der Wimper zu zucken, andere in den Krieg und sicheren Tod schicken würde, ganz sicher ohne diese zu begleiten. Ich habe ja den Eindruck, daß solche Menschen der Rüstungs- und Pharmalobby, die sich gerade gegenseitig mit Orden behängen, sowas wie Scham gar nicht kennen. Deswegen müssen sich auch ständig andere für sie mitschämen. 

Untendrunter und obendrauf

In der letzten Nacht lag ich die ganze Zeit faul mit einem Bekannten am Müggelsee herum, welcher verblüffend klar war, so daß man das Seegras unter der Wasseroberfläche sehen konnte, und schlürfte Limonade. Mal sehen, ob der Tag auch so entspannt wird. Lustig ist, daß wenn ich dann aus dem jetzt häufig wundervoll tiefen Schlaf auftauche (und es ist tatsächlich oft ein Gefühl, als ob man tief unter Wasser ist und Stück für Stück an die Wasseroberfläche aufsteigt), vergesse ich manchmal, daß um mich herum akustisch eine stürmische Ostsee tobt und halte das Geräusch für eine fauchende Katze. Was mich gleich wieder ein bißchen wacher macht. 

Und manchmal freue ich mich sogar auf meine ersten grauen Haare, aber nur manchmal, zum Beispiel gestern, als ich den Tanzfilm "PLACE" sah. So bezaubernd! Wenn ich mir meine eigenen aufgenommenen Tanzvideos ansehe, ertappe ich mich ab und zu dabei, daß ich sie wie einen Horrorfilm schaue, d.h. ich halte eine Hand vor Augen und gucke dann durch die Finger, oder ich kneife die Augen zusammen. Das ist mir bei diesem Tanzfilm auch passiert. Ich glaube, es ist einfach ein Reflex, wenn etwas so persönlich wirkt, daß man das Gefühl hat, man sollte dabei nicht zuschauen. Dinge, die unter den Teppich gekehrt wurden, haben es ja meist sowieso an sich, sehr persönlich zu sein. Unverstellt außerdem. Dazu kommt aber noch diese unglaublich warme Grundenergie zwischen den beiden Tänzern. Ich weiß gar nicht, ob man sowas spielen kann. Deshalb recherchierte ich im Netz, ob sie vielleicht ein Paar sind, fand aber keine Hinweise. Was wiederum nichts bedeuten muß. Und eine echte, langjährige Freundschaft wäre auch noch eine Möglichkeit. Außerdem haben sie sogar ein ähnliches Gesichtsprofil. Es heißt ja, daß sich in langjährigen Beziehungen das Aussehen einander angleicht. >>Dies wurde in wissenschaftlichen Studien bestätigt. Und sowas kann man dann tatsächlich nicht spielen. 

Was die grauen Haare betrifft, bin ich für das Haarefärben schon lange verloren, und ich weiß auch noch genau, wann mich die "Haarerleuchtung" ereilte. Es war vor ca. dreißig Jahren in einem Staatsrecht-Seminar. Ganz genau. Vor mir saß ein Mädchen mit längerem gewellten Haar, in einer Haarfarbe, welches man gerne abwertend als "Straßenköterblond" bezeichnet, also meine eigene Haarfarbe - nicht richtig blond und nicht richtig braun. Aber ich entdeckte in ihrem Haar so unzählig viele feine Farbnuancen, die mich komplett faszinierten. Diese sind bei gefärbtem Haar nicht vorhanden, weshalb es meist unlebendig wirkt, selbst wenn man es noch mit Strähnchen aufzulockern versucht. Ich studierte quasi zwei oder vier Stunden lang die Haarschattierungen statt Staatsrecht und verliebte mich in eine Haarfarbe. Danach habe ich nie wieder meine Haare gefärbt, hatte aber bis dahin sowieso schon alle Haarfarben durch: als Jugendliche Mohrrübenrot mit grünen Augenbrauen (die aber nicht gefärbt, sondern angemalt waren), in der heißen Diskothekenphase dunkelbraun bis sogar ganz schwarz. Meine Kumpel, mit denen ich damals um die Häuser zog, fanden mal ein Paßbild von mir und meinten, ich sehe darauf aus wie Liz Taylor. Und später Blond. Aber nach diesem Ereignis in Staatsrecht, das wohl sehr einprägsam gewesen sein muß, wenn ich mich noch immer daran erinnere, hellte ich nur noch für einige Jahre ab und zu ein paar Strähnchen auf und tat sonst nichts mehr. Ich glaube, das wird auch so bleiben. 

Montag, 30. Juni 2025

Verwandtschaft aus grauer Vorzeit

Meine beiden historischen Verwandten Ludwig XVI. und der Architekt der Frauenkirche in Dresden George Bähr sind ja eher "jüngerer" Geschichte, das heißt aus der schon halbwegs modernen Zeit. Es gibt aber noch zwei weitere historische genetisch Verwandte, die mit Namen bekannt sind, und welche in grauer Vorzeit existierten. Da wäre zum einen >>König Béla III. aus Ungarn, welcher von 1148 bis 1196 lebte. Der wurde und wird dort wohl auch heute noch verehrt. Auf einer ungarischen Seite heißt es:

 >>"Innerhalb des Landes förderte Béla III. die Kultur, und durch seine Frau Ágnes Châtillon wurden die französischen Beziehungen gestärkt, die Zisterzienser erhielten eine größere Rolle im Königreich Ungarn, und die Wanderschaft zu den westlichen Universitäten begann. Im öffentlichen Leben war die Geburt der Legislativtage ein Moment, der als eine frühe Form des Parlaments angesehen werden kann. Außerdem wurde 1181 die königliche Kanzlei eingerichtet, die den Grundstein für eine moderne und professionelle Verwaltung legte, die für ihre Zeit herausragend war. An den Orten der Beglaubigung begann der Prozess der schriftlichen Aufzeichnung von Angelegenheiten. Ausgehend von den byzantinischen Erfahrungen führte er eine Finanzreform und eine Steuererhebung ein. Daraus geht hervor, dass die Einkünfte von Béla III. mit denen Frankreichs und Englands konkurrierten, und seine jährlichen Silbereinnahmen von mehreren zehn Tonnen machten ihn zu einem der reichsten Monarchen Europas. Er beendete die zügellose Münzprägung, prägte wertbeständige Silbermünzen und ebnete mit seinen Kupfermünzen den Weg für die Schaffung eines mehrstufigen Geldsystems. Neben der Staatskanzlei gab es mehrere unabhängige Notare. Es war auch die Zeit der Entstehung bedeutender kultureller Werke wie der Leichenrede und des Bittgebets sowie die Zeit des Lebens und Wirkens von Meister P. dem Namenlosen oder Anonymus, der einen Roman über die ungarische Geschichte schrieb und in seinem Werk zahlreiche archaische Elemente der ungarischen Vorgeschichte bewahrte. Frieden und Sicherheit wurden im Lande wiederhergestellt. Und 1192 gelang es ihm, László heiligzusprechen, wodurch er nicht nur die ungarische Nation, vom einfachen Volk bis zum Adel, kulturell stärkte, sondern auch das Ansehen des Königreichs Ungarn durch die Kirche erhöhte. Der gute Ruf und die sorgfältig gepflegten Beziehungen vergrößerten den Handlungsspielraum der Dynastie und boten ein hervorragendes Druckmittel in künftigen Konflikten. Béla III. war ein wahrer Staatsmann. Und er scheute sich nicht, die im Ausland erlernten Verfahren und Methoden, die sich von denen in Ungarn stark unterschieden, zu übernehmen, wenn er sie für wirksam hielt. Seine Kompromissbereitschaft und sein Pragmatismus waren eine gute Grundlage für die Schaffung eines stabilen und erfolgreichen Ungarns." 

Auf MyTrueAncestry.com wiederum liest man, daß er, anstatt aktiv Krieg zu führen, immer darauf bestand, zu feige zu sein, um zu kämpfen, aber genau deshalb so großen Erfolg hatte. Ich weiß nicht, woher sie diese Behauptung nehmen, denn im Netz habe ich solch eine Selbsteinschätzung Bélas III. nicht gefunden. Aber so ein König wird wohl Gründe dafür haben, wenn er lieber Frieden fördert, statt Krieg zu führen und zu kämpfen. Das ist dann auch der Unterschied zu heute, wo diejenigen, die gerne Krieg führen, selbst gar nicht kämpfen, sondern andere lieber durch Propaganda davon überzeugen, dies zu tun. Im Mittelalter wäre solch ein "König" wohl nie damit durchgekommen. Leider hat sich Bela III. dann doch breitschlagen lassen, auf einen heiligen Kreuzzug zu ziehen, ist unterwegs krank geworden und verstorben. Wäre er mal zu Hause geblieben! Heute ruhen seine Gebeine in der Matthias-Kirche in Budapest, in einem Doppel-Sarkophag mit seiner Gemahlin. 

Der älteste namentlich bekannte genetisch Verwandte, und vorerst der Letzte unter den archäologischen Samples, ist >>Gleb Svyatoslavich, Fürst von Novgorod, Sohn des Großherzogs von Kiew, dem Zentrum des damaligen Großreichs Kiewer Rus. 

>>"Die Kiewer Rus war jedoch ähnlich wie das Heilige Römische Reich kein einheitlicher Staat, sondern bestand aus einer Vielzahl von relativ selbstständigen Teilfürstentümern, die von den Rurikiden regiert wurden. Einer von ihnen erbte jeweils nach dem Senioratsprinzip die Großfürstenwürde und zog zum Regieren nach Kiew. Andere Fürsten rückten währenddessen in der Regierungshierarchie nach und übernahmen die Macht in den einzelnen unterschiedlich wichtigen Teilfürstentümern. Zu solchen Teilfürstentümern der Rus zählten im 11. und 12. Jahrhundert Kiew, Tschernigow, Perejaslaw, Smolensk, Polozk, Turow-Pinsk, Rostow-Susdal, Murom-Rjasan und Galizien-Wolhynien sowie die Republik Nowgorod. Auf dem Fürstentag von Ljubetsch 1097 verzichtete man auf das Nachrückprinzip, so dass einzelne Rurikidenlinien von nun an dauerhafte Herren ihrer Ländereien wurden. Dies legte den Grundstein für das System des feudalen Großgrundbesitzes."

Am 30. Mai 1078 wurde er auf der Flucht getötet, nach seiner Vertreibung aus Novgorod. Laut Historikern hing die Vertreibung wohl höchstwahrscheinlich mit einer Notlage zusammen, denn es heißt: "Anscheinend wurde das Leben des Prinzen von den Nowgorodern bedroht, die ihn des Unglücks (Mangel an Früchten der Erde) beschuldigten, das das Land von Nowgorod befiel." Seine Gebeine ruhen in Chernigiv im Norden der Ukraine und rotieren zur Zeit sicherlich im Grab.  

King Bela III.

Prince of Novgorod

Samstag, 28. Juni 2025

Bußgeld und Blumenkinder

Die >>Russen haben ein neues Stretching-Video heraus gebracht. Aber die deutschen Untertitel sind echt ein Grauen. Man kann sich russische Videos tatsächlich nur mit englischen Untertiteln anschauen. Nicht nur, daß es darin von Truhen, Flugzeugen und ähnlich ominösen Begriffen für Stretching-Videos wimmelt, zwischendurch heißt es dann ständig "Wir hatten einen Riesenspaß.", was aber ganz bestimmt nicht gesagt wurde. Doch das beste - das Wort "хорошо" wird in den Untertiteln immer mit "Bußgeld" übersetzt. Du meine Güte! Im Grunde ist das doch ein Begriff, den jeder schon einmal gehört hat, selbst dann, wenn man nicht in der DDR Russischunterricht hatte. Ich nehme mal an, daß der Begriff für "Bußgeld" (hoffentlich) so ähnlich wie "хорошо" klingt. Ein bißchen bereue ich es, früher nicht mehr Russisch gebüffelt zu haben, aber zu diesem Zeitpunkt konnte ja noch niemand ahnen, daß es mal sowas wie Youtube gibt, und ein weltweites Angebot an internationalen Videos zu jedem Spezial-Thema. Hätte mir damals jemand verraten, wie die Welt vierzig Jahre später aussieht, ich hätte nichts davon geglaubt. 

Gerade las ich, daß Santana (77) und Clapton (80) ein zweites "Woodstock" für den Weltfrieden organisieren wollen. >>"Kriege seien keine Lösung - auf diese Feststellung legt der «Gitarrengott» Wert. «Man gewinnt nicht mit Bomben, man gewinnt mit Liebe. Und ich will Musik machen, damit die Menschen sich darauf besinnen, dass wir in der Lage sind, Frieden auf diese Erde zu bringen - und zwar jetzt, in unserer Zeit.»" Na da hoffe ich, daß sie auch jüngere Kollegen finden, die dabei mitmachen, denn ansonsten wird es wohl eher ein Senioren-Event und kein Hippie-Revival. Wie wäre es mal mit einem amerikanisch-russischem Musikfestival? Ich bekomme Lust auf einen neuen Summer of Love. Beim ersten gab's mich ja noch nicht. Wir brauchen wieder ein bißchen mehr ewige Blumenkraft.


Dienstag, 24. Juni 2025

Dies und das

Gestern stürmte es so stark, daß die LED-Kerzen in meinem Zimmer alle von allein angegangen sind, auf die man sonst draufpusten muß. Das konnte ich mir sparen. Und es stürmte heute erneut. Der Drucker läuft auch wieder. Ein neuer Druckkopf kam dank Ebay, der so teuer war, daß ich mir davon hätte einen neuen Drucker kaufen können. Das Problem ist bloß, daß es nicht mehr diese schmalen Drucker gibt, die auf ein dünnes Regalbrett unter meinen Tisch passen. Mein Bruder ist von der Senioren-Tischtennis-EM aus Serbien zurück. Und ich entdeckte wieder einen neuen historischen Verwandten. Also genauer gesagt habe ich unter ungarischem Adel, Wikingern und Kosaken eine ganze Menge historische Verwandte, aber die kennt man halt nicht mit Namen. Diesen schon - ein gewisser George Bähr. Der Name sagte mir nichts und ich machte mich schlau. Es ist der Bauingenieur, bzw. Architekt der Frauenkirche in Dresden (1666-1738). Man ist sich aber nicht ganz sicher, ob es wirklich dessen Gebeine waren, die man untersucht hat. 

  Verwandter

Politisch wird es auch immer verrückter. Was man jetzt so hört und liest, hätte man sich früher nie vorstellen können. Auch nicht, daß es immer noch schlimmer geht. Es ist wohl ein Novum, daß ein Bundeskanzler vielfach von den eigenen Bürgern angezeigt wird. Und zwar nicht nur von den Prominenten, deren Liste veröffentlicht wurde. Ich habe auch von anderen Leuten gehört, die selbst wegen angeblicher Billigung eines Angriffskrieges verurteilt wurden und die nun im Gegenzug Merz verklagen. Da kann man gespannt sein, wie die Justiz die kognitive Dissonanz der Regierung mit dem Grundgesetz vereinbaren wird. Während man bei Putins Krieg noch überall bis zum Erbrechen das Wortmonstrum "völkerrechtswidriger Angriffskrieg" dazusagen mußte, um ja nicht in anrüchigen Verdacht zu geraten, darf man jetzt bei Israel diesen Begriff nicht mehr erwähnen, wenn man nicht in anrüchigen Verdacht geraten möchte. Stattdessen sage man großzügig "Präventivschlag" oder "aggressive Vorwärtsverteidigung", obwohl die Begründung dafür so viel abgedroschener und unglaubwürdiger ist, als die Putins, der seinen Krieg mit den Nazis in der Ukraine und den Biowaffen-Laboren begründet. Manchmal funktioniert die Justiz aber sogar noch, wie man am >>Urteil des Bundesverwaltungsgericht Leipzig sieht, welches das Verbot des rechtsextremen Compact-Magazins aufgehoben hat. Man stelle sich vor, der Justiz gelingt dieser geforderte geistige Spagat zwischen Angriffskriegen erster und zweiter Klasse nicht - dann werden wir jetzt von einem künftigen Vorbestraften regiert. Im Grunde hätte Merz schon für seinen Schulden-Coup verklagt werden müssen, nur daß es dafür leider nicht so eindeutige Gesetze gibt. 

Und >>Trump sitzt nach seinem Angriff auf Atomanlagen im Iran im Flugzeug und sagt: "Atomwaffen seien derzeit das Letzte, woran der Iran denkt". Das wußte der US-Geheimdienst eigentlich schon vor dem Angriff. Und stellt weiterhin fest, daß er gar keinen Regimewechsel im Iran möchte: "Ich will das nicht. Ich möchte, dass sich alles so schnell wie möglich beruhigt.“ Israel wird sicherlich dafür sorgen, daß dies nicht geschieht, weil ja alle Netanjahu als Retter des imperialistischen Traums die Füße küssen. Wozu dann die ganze US-Aktion? Eine Kurzschluß-Reaktion? Vielleicht ist Trump dasselbe aufgefallen, wie einem X-User, der schrieb: "Wir können davon ausgehen, dass es von den USA diesmal sicherlich einen Plan gibt, wie es nach einem Regimewechsel im Iran weitergehen wird. Man kann ja nicht die Fehler von 

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wiederholen."

PS: Für Frauenrechte wurde im übrigen noch nie irgendein  Krieg geführt.