In der letzten Nacht lag ich die ganze Zeit faul mit einem Bekannten am Müggelsee herum, welcher verblüffend klar war, so daß man das Seegras unter der Wasseroberfläche sehen konnte, und schlürfte Limonade. Mal sehen, ob der Tag auch so entspannt wird. Lustig ist, daß wenn ich dann aus dem jetzt häufig wundervoll tiefen Schlaf auftauche (und es ist tatsächlich oft ein Gefühl, als ob man tief unter Wasser ist und Stück für Stück an die Wasseroberfläche aufsteigt), vergesse ich manchmal, daß um mich herum akustisch eine stürmische Ostsee tobt und halte das Geräusch für eine fauchende Katze. Was mich gleich wieder ein bißchen wacher macht.
Und manchmal freue ich mich sogar auf meine ersten grauen Haare, aber nur manchmal, zum Beispiel gestern, als ich den Tanzfilm "PLACE" sah. So bezaubernd! Wenn ich mir meine eigenen aufgenommenen Tanzvideos ansehe, ertappe ich mich ab und zu dabei, daß ich sie wie einen Horrorfilm schaue, d.h. ich halte eine Hand vor Augen und gucke dann durch die Finger, oder ich kneife die Augen zusammen. Das ist mir bei diesem Tanzfilm auch passiert. Ich glaube, es ist einfach ein Reflex, wenn etwas so persönlich wirkt, daß man das Gefühl hat, man sollte dabei nicht zuschauen. Dinge, die unter den Teppich gekehrt wurden, haben es ja meist sowieso an sich, sehr persönlich zu sein. Unverstellt außerdem. Dazu kommt aber noch diese unglaublich warme Grundenergie zwischen den beiden Tänzern. Ich weiß gar nicht, ob man sowas spielen kann. Deshalb recherchierte ich im Netz, ob sie vielleicht ein Paar sind, fand aber keine Hinweise. Was wiederum nichts bedeuten muß. Und eine echte, langjährige Freundschaft wäre auch noch eine Möglichkeit. Außerdem haben sie sogar ein ähnliches Gesichtsprofil. Es heißt ja, daß sich in langjährigen Beziehungen das Aussehen einander angleicht. >>Dies wurde in wissenschaftlichen Studien bestätigt. Und sowas kann man dann tatsächlich nicht spielen.
Was die grauen Haare betrifft, bin ich für das Haarefärben schon lange verloren, und ich weiß auch noch genau, wann mich die "Haarerleuchtung" ereilte. Es war vor ca. dreißig Jahren in einem Staatsrecht-Seminar. Ganz genau. Vor mir saß ein Mädchen mit längerem gewellten Haar, in einer Haarfarbe, welches man gerne abwertend als "Straßenköterblond" bezeichnet, also meine eigene Haarfarbe - nicht richtig blond und nicht richtig braun. Aber ich entdeckte in ihrem Haar so unzählig viele feine Farbnuancen, die mich komplett faszinierten. Diese sind bei gefärbtem Haar nicht vorhanden, weshalb es meist unlebendig wirkt, selbst wenn man es noch mit Strähnchen aufzulockern versucht. Ich studierte quasi zwei oder vier Stunden lang die Haarschattierungen statt Staatsrecht und verliebte mich in eine Haarfarbe. Danach habe ich nie wieder meine Haare gefärbt, hatte aber bis dahin sowieso schon alle Haarfarben durch: als Jugendliche Mohrrübenrot mit grünen Augenbrauen (die aber nicht gefärbt, sondern angemalt waren), in der heißen Diskothekenphase dunkelbraun bis sogar ganz schwarz. Meine Kumpel, mit denen ich damals um die Häuser zog, fanden mal ein Paßbild von mir und meinten, ich sehe darauf aus wie Liz Taylor. Und später Blond. Aber nach diesem Ereignis in Staatsrecht, das wohl sehr einprägsam gewesen sein muß, wenn ich mich noch immer daran erinnere, hellte ich nur noch für einige Jahre ab und zu ein paar Strähnchen auf und tat sonst nichts mehr. Ich glaube, das wird auch so bleiben.
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