Und es geht weiter mit Einblicken in meine frühen Mal- und Zeichenmappen. Es ist noch nicht vorüber! Allerdings werde ich euch mit Abbildungen von Bananen, Birnen, Äpfeln, Körben, Vasen, Schlüsseln, Schuhen, Kerzen, Kaffeekannen u.v.m. verschonen. Sowas will ja nun wirklich niemand sehen. Die nachfolgenden Kunststudien waren vermutlich für den Kunstunterricht, da es beim Abitur einen Abschnitt über antike Kunst gab. Für den Abschluß mußte ich in die mündliche Kunstprüfung, die war wirklich entspannt, im Gegensatz zur mündlichen Matheprüfung - darüber schweige ich lieber stille. Ich war nur deshalb in Mathe dran, weil sonst ein Mitschüler in die Prüfung gekommen wäre, der höchstwahrscheinlich durchgefallen wäre. Und mir hat man wohl zugetraut, nicht durchzufallen. So mit Ach und Krach habe ich es dann auch geschafft, sicher nur, weil nicht Integral- oder Differentialrechnung Thema war, und bekam hinterher eine Note tiefer, als ich sonst auf dem Zeugnis gehabt hätte. Damals habe ich mich total geärgert darüber und dachte: "Was geht mich das an, ob jemand anderes durchfällt? Warum müssen die mich deshalb quälen und mir meine Note versauen?" Na ja, heute kräht kein Hahn mehr danach, genausowenig wie nach Staatsbürgerkunde. Aber ich glaube immer noch, daß dieses Matheproblem wohl eher an den Lehrern lag, denn bis zur zehnten Klasse hatte ich eine "Zwei" in Mathe und eine Lehrerin, die alles auch für den letzten Trottel halbwegs verständlich und anschaulich beschrieben hat. Und fast bin ich mir sicher, wenn mir mal jemand so ganz praktisch und zum Anfassen statt theoretisch gezeigt hätte, wozu ich Integral- und Differentialrechnung überhaupt brauche, hätte ich es vielleicht verstanden.
Meine Staatsbürgerkunde-Note war für das Reifezeugnis ebenfalls eher suboptimal nach DDR-Karrieremaßstäben, allerdings kam mir da ein Glücksfall entgegen, den ich zumindest damals für einen hielt. Mein Klassenlehrer schrieb die Reifezeugnisse anscheinend während er zu tief ins Glas geschaut hatte und so kam es, daß er in den Reihen verrutschte und sehr viele falsche Noten in die Reifezeugnisse schrieb. Dem entsprechend beschwerten sich dann auch viele und verlangten Nachbesserung. Ich nicht - psst! Ich hatte nämlich jetzt in Staatsbürgerkunde eine "Zwei", aber dafür war ich in Geographie abgerutscht. Egal, wer schaut schon nach der Geographie-Note? Bloß gut daß ich kein Politiker bin, es könnte mir sonst noch schwer auf die Füße fallen, wenn man das herausfindet. Skandal! Sie war viel schlechter in Staatsbürgerkunde als auf dem Zeugnis angegeben! Aber heute wäre das wohl eher ein rufförderndes Geheimnis. Ist sowas eigentlich Urkundenfälschung? Ich habe ja überhaupt nichts gemacht.
Ein "Sehr gut" hatte ich nur, wie immer, in Kunst und Englisch, sowie in Wissenschaftlich-praktischer Arbeit zum Thema " Vermittlung von technologischen Grundlagen des Grundbaus im Leistungstunnelbau". Hä, ich weiß nicht mal, was Leistungstunnelbau ist, oder könnte es sein, daß da auch der Wein bei meinem Klassenlehrer gewirkt hat und er eigentlich "Leitungstunnelbau" meinte? Na ja, erinnern kann ich mich eh an gar nichts, also wird es wohl nicht so wichtig gewesen sein. Aber zurück zur entspannten mündlichen Kunstprüfung: es gab einen praktischen und einen theoretischen Teil. Im praktischen Teil hatten wir die Aufgabe, aus Zeitschriftenseiten ein Plakat zu entwerfen. Im theoretischen Teil ereilte mich das Thema "Gauguin", über den ich referieren sollte, einschließlich natürlich gesellschaftspolitischer Aspekte - sowas gehörte damals immer mit dazu. Danach wollte man, daß ich etwas zu einem eigenen Bild sage - der Entwurf zu einem Plattencover, welches wir für den Unterricht als Hausaufgabe anfertigen sollten. Das fand ich tatsächlich am schwierigsten, denn zu meinen eigenen Bildern fällt mir nie so viel ein. Ich hatte für eine Märchenlieder-Platte einen Prinzen mit Hund auf einer Wolke gestaltet, die über eine Landschaft fliegen und hinunterschauen. Als ich fertig war fragt mich mein Kunsterziehungslehrer: "Haben Sie die unendliche Geschichte gesehen?" Ich verstand gar nichts: "Bitte was?" Er erklärte mir, daß dies ein Film sei, von dem ich, obwohl der gerade in den Kinos lief, weder bisher etwas gehört noch gesehen hatte, und forderte mich auf: "Gehen Sie mal demnächst ins Kino! Den müssen Sie sich unbedingt anschauen!" Nach der Prüfung war ich leicht verwirrt, weil ich mich wunderte, warum mein Kunsterziehungslehrer will, daß ich mir unbedingt einen Film anschaue. Ich tat es aber und da begriff ich was er meinte: ein kleiner Junge, der auf einem Riesenhund fliegt! Und der Hund sah auch noch so ähnlich aus wie meiner, nur allerdings viel größer, denn meine beiden flogen ja auf einer Wolke. Was für ein bekloppter Zufall!
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