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Freitag, 28. November 2014

Denken und Fühlen oder Fühlen und Denken?

Ich bin heute zufällig auf einem Online-Artikel gelandet, der mich deshalb so besonders beschäftigt, weil er mein eigenes Empfinden bestätigt. In den Sprechstunden bei der Psyonk wollte sie mir nämlich erzählen, daß das Denken die Gefühle macht, ich aber habe dagegen gehalten, daß ich dies nicht so empfinde, sondern genau umgekehrt. Diese Aussage liest man auch immer wieder in diverser psychologischer und esoterischer Literatur. Ich war so von meinem eigenen Erleben überzeugt, daß ich da überall ein dickes Fragezeichen dahinter gemacht habe und mich von meiner Meinung nicht abbringen ließ. Nun fand ich vorhin folgendes:


"Therapeutische Hauptströmungen etwa werden noch immer vom Dogma beherrscht, das Denken bestimme das Fühlen. Folgt man neurobiologischen Erkenntnissen, ist das Gegenteil der Fall."


Ha! So herum ist es für mich nicht nur fühlbar richtiger, sondern auch nachvollziehbarer, da ja die Instinkte und das Fühlen in der Entwicklung zuerst da sind, bevor das Denken hinzukommt. Und auch im alltäglichen Funktionieren sind die Instinkte als unbewußte Gefühle meistens schneller, selbst wenn manchmal die bewußten Gefühle erst später als der Gedanke kommen. Dennoch glaube ich, daß es so eine Art Rückkopplung gibt, die mit der kindlichen Entwicklung zusammenhängt, denn Kinder trennen noch nicht zwischen Gefühlen und Gedanken, sondern verknüpfen sie unbewußt miteinander - eine Verknüpfung, die im späteren Leben wirksam bleibt, so daß tatsächlich ein bestimmter Gedanke das damit verknüpfte Gefühl hervorkramen kann, weil man sich einfach selbst so konditioniert hat. Doch sobald man beginnt, sämtliche Gefühle bewußt wahrzunehmen, merkt man sofort, daß diese ein viel größeres und ursprünglicheres Eigenleben führen und dem Denken eher der Part zukommt, die Gefühle erklären zu wollen, besonders wenn sie unbewußt sind oder unterdrückt werden.

Für mich ist dieser Artikel mal wieder der schönste Beweis dafür, daß man besser seinen eigenen Instinkten vertrauen sollte, als alles zu glauben, das andere schreiben oder reden, egal um wen es sich dabei handelt. Es existiert ja auch eine ganze Buchindustrie, die sich allein mit diesem Thema beschäftigt und einem erzählen will, wie man mit einem "richtigen" Denken sein Leben optimieren und ändern kann. Sicher muß man davon nicht jedes Buch vollständig verwerfen, aber nach meiner ganz persönlichen Erkenntnis funktioniert es völlig anders, als oft dargestellt wird. Es geht nicht darum, sein Denken zu ändern, um das Un-angenehme zu vermeiden und wegzuzaubern, sondern ganz im Gegenteil: Es geht darum, ALLE Gefühle und Gedanken zuzulassen, im Auge zu behalten, sie liebevoll als intime, manchmal übereifrige "Palastwache" anzunehmen, ohne sich aber mit ihnen zu identifizieren oder alles zu glauben, das die Gedanken so schnattern. Und voilà - sofort ist man wieder Herr im eigenen Haus und das Denken wird von ganz allein ruhiger. Na ja, meistens zumindest.

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