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Samstag, 28. Juli 2018

Ich kann so nicht tanzen!

Über die Hitze beschwere ich mich ja schon gar nicht mehr. Meine Einstellung zum Tanzen bei hohen Temperaturen, zumindest zum Alleintanzen, hat sich völlig geändert, seit ich die Vorzüge des Nackttanzens zu schätzen gelernt habe. Ok, Nackttanzen ist etwas reißerisch, denn eigentlich tanze ich im Bikini, aber seitdem kann ich mich enorm für mein serienmäßig eingebautes Körperkühlsystem begeistern. Dieses System ist mir bisher nie so sehr effektiv aufgefallen, was wahrscheinlich daran liegt, daß es eigentlich am besten über Bauch und Rücken funktioniert und wenn man da was drüber gezogen hat, sei es auch noch so luftig, ist die Funktionsweise sofort stark eingeschränkt. Hat man aber nichts als Schweiß an diesen Stellen, wird der ganze Körper schnell angenehm kalt, so als hätte man eine Klimaanlage in der Wohnung. Interessant, womit man so ausgestattet ist, das man aber wegen der zivilisatorischen Auslagerungen und Ablenkungen nie so richtig schätzen und kennengelernt hat. Meine Begeisterung für mein Körperkühlsystem ist so groß, daß ich mich schon frage, ob es ein Fehler war, so viele Jogginghosen gekauft zu haben, weil ich jetzt künftig nur noch im Bikini tanze. Im Moment nervt es mich jedenfalls immer, wenn ich noch irgendetwas anderes über meiner Haut habe. Nun ja, im Winter bin ich vielleicht doch froh, wenn ich wieder etwas anziehen kann. Aber wer weiß? Vielleicht finde ich ja Klamotten inzwischen auf der Haut generell so lästig, daß ich nie mehr etwas anziehen möchte. Wäre ich dreißig Jahre jünger, würde ich mal in Erwägung ziehen, ob eine Karriere wie Micaela Schäfers für mich in Frage kommt. Aber eigentlich bin ich gar nicht der exhibitionistische Typ, ich möchte mich nur gerne wohlfühlen in meiner Haut und dazu braucht sie einfach viel Luft, was mir auch schon früher immer über die Wintermonate aufgefallen ist. Selbst im Winter muß ich mich manchmal frei machen. Wenn ich zu lange von Kopf bis Fuß bedeckt herumlaufe, dann werde ich fast depressiv, zumindest fühlt es sich irgendwie so an, als sei ich nicht mehr in meinem Körper.

Aber eigentlich wollte ich erzählen, warum ich so nicht tanzen kann. Zu Hause benutze ich Turnschläppchen, um damit in der Küche zu tanzen, da ich schleichleise Schuhe brauche, die nicht viel Lärm machen, wenn ich herumhopse. Normale Schuhe sind da zu laut. Ich habe sogar Turnschläppchen gekauft, die aus echtem Leder sind, sowohl an der Sohle, als auch rundrum, und damit atmungsaktiv und angenehmer als die üblichen aus Kunstleder. Eine Ledersohle ist normalerweise schön glatt und rutschig, das Problem ist nur, daß sie bei mir höchstens eine halbe Stunde so bleibt. Danach fängt sie an auf dem Boden zu kleben und laute Geräusche zu machen. Vermutlich eine Folge gerade dieser Atmungsativität. Und mit diesem Widerstand an den Füßen und den Geräuschen dazu, ist an tanzen nicht mehr wirklich zu denken. Dann muß ich immer auf Kunstlederschläppchen umsteigen, deren Kunstledersohle auch länger gut funktioniert. Nur bei dieser Hitze nicht mehr. Jetzt fängt die auch an zu kleben und ich war komplett genervt, weil ich nicht mehr wußte, was ich noch anziehen soll, um vernünftig tanzen zu können. In der Turnhalle hatte ich stets das lästige Problem, daß die Schuhe zu rutschig sind und man mit einigen davon fast Eiskunstlaufen machen kann, in der Küche dagegen klebe ich dauernd fest. Für die Turnhalle habe ich ja inzwischen ein perfektes Paar Schuhe gefunden, das nicht mehr zu sehr rutscht, aber für die Küche hatte ich kein As im Ärmel. Da man auf Strümpfen meist besser rutscht, zog ich erst Stulpen über die Schläppchen, die die Sohle teilweise bedecken, allerdings wird das dann wieder viel zu warm und die verziehen und rollen sich an der Sohle. Dann fiel mir ein, daß ich noch durchsichtige Polyamid-Socken besitze, die ich nie anziehe, da ich inzwischen Polyamidstrümpfe generell meide. Doch zwei bis drei Paar aus der DDR habe ich aufgehoben, weil ich immer dachte, wer weiß, wozu die noch gut sind. Ich habe also ein Paar davon rausgekramt, über die Schläppchen gezogen und siehe da - ab jetzt flutschte es. Aber wie! Der Drive bei den Drehungen ist jetzt so intensiv, daß ich aufpassen muß, nicht in die Küchenschränke zu krachen. So viel Rutschigkeit bin ich in der Küche gar nicht gewöhnt. Damit haben diese alten ollen Socken, doch noch ihren Platz gefunden und werden zur Tanzschuhhülle. Ist zwar leider auch ein wenig wärmer, aber hält sich Grenzen, und sieht allerdings total beknackt aus. Trotzdem besser, als wenn ich jetzt noch hundert Schuhe kaufe in der Hoffnung, irgendwann mal die passenden mit dem richtigen Flow für die Küche zu finden.


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