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Mittwoch, 6. Januar 2021

Verrückte Sachen, die ich mache, wenn ich allein zu Hause bin...

Die Einschläge kommen näher, schrieb mir eine frühere Kollegin vorgestern. Ich höre die Einschläge noch nicht, spüre aber Einschnitte. Und ich frage mich, ob die Regierung tatsächlich glaubt, im Februar wieder lockern zu können, wenn doch jede anständige und ordentliche Grippewelle mindestens bis März/April dauert. Es ist ziemlich ersichtlich, daß so eine Art von Lockdown das Virus nicht aufhalten kann. Solange die Leute weiter in rappelvollen Öffentlichen zur Arbeit fahren, die eben in vielen Fällen nicht im Home Office stattfinden kann, lacht sich das Virus ins Fäustchen. Aber immerhin ist so ein andauernder Lockdown die beste Zeit, um sich mit Werken der Weltliteratur wie "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" auseinanderzusetzen, die man immer schon lesen wollte, aber nie dazu gekommen ist. Jedenfalls ich habe bisher immer nur den ein oder anderen Ausschnitt gelesen oder gehört. 

Normalerweise mache ich nie Neujahrsvorsätze, aber die angebotene Lesung im rbb-Kulturradio hat mich nun doch mal zu einem Vorsatz inspiriert. Ich will alle 329 Folgen hören und die Zeit dabei jeweils bewußt für eine Entspannung zu nutzen, entweder auf meiner Fakirmatte oder mit einem gemütlichen Rückenstretch. Dabei schlage ich dann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, nämlich endlich mir mal wirklich Zeit für Entspannung und Regeneration zu nehmen, was gerade jetzt sicher nicht schadet, und gleichzeitig mehrere Tausende Seiten unangestrengt kennenzulernen. Ich habe gemerkt, daß es kein Buch ist, das man eben mal schnell beim Putzen hört, man muß sich schon darauf einlassen. Außerdem ist es die perfekte Gelegenheit, in diesem Jahr die Proust-Biographie begleitend zu lesen, die noch bei mir herumliegt. Gestern bin ich allerdings erstmal auf meinem Nagelbett eingeschlafen und mußte dann die Hälfte nachhören. Vielleicht hält so ein netter Rückenstretch wacher. Ich bin gespannt, ob ich das so fünf Tage in der Woche durchhalten werde. Irgendwie habe ich aber den Eindruck, daß es mir tatsächlich leichter fällt, fünfmal in der Woche ein leichtes Workout durchzuhalten als geballte Entspannung, weird...

Zumindest sollte ich mich für diesen Zweck wieder ein bißchen mehr auspowern als jetzt. Ich merke, daß ich langsam zappliger werde, wie ein Pferd im Rennstall, also spätestens wenn die Weihnachtsdeko entsorgt ist, wird weitergetanzt. Die Weihnachtsdeko macht mich irgendwie so lähmend besinnlich. Und obwohl ich über Weihnachten und Silvester lustlos und vollgefressen herumlag, also nach meinem subjektiven Empfinden, habe ich gerade Mörder-Muskelkater. Es ist mir schon häufiger passiert, daß ich rein subjektiv das Gefühl habe, eigentlich gar nichts zu tun, und mich darüber wundere, woher der Muskelkater kommt. Wenn ich dann genauer hinschaue, stelle ich fest, daß ich zwischendurch immer wieder kurz irgendwelche Übungen einbaue. Dies kriege ich aber gar nicht so richtig mit, weil das völlig spielerisch spontan passiert und weder ein richtiges, noch ein geplantes Workout ist. Schwitzen will ich nämlich auf keinem Fall, wenn ich keine Lust habe. Das Ende vom Lied ist Muskelkater und gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, ich tue nichts. Vor einigen Tagen ist mir aufgegangen, wie bekloppt es eigentlich ist, wenn man sowohl ein schlechtes Gewissen als auch Muskelkater hat - ich meine, eines von beidem würde ja nun völlig ausreichen, entweder schlechtes Gewissen, weil ich nichts mache, oder Muskelkater, weil ich etwas mache. Beides zusammen zu haben ist der reinste Irrsinn. 

Bei Youtube kriegt man, wenn man häufiger Tanzvideos schaut, ab und zu solche Videos in die Empfehlungen gespült wie: "Du weißt, daß du ein Tänzer bist, wenn..." Darin zeigen Tänzerinnen, was sie alles so im Alltag für verrückte Sachen machen. Also dabei kann ich echt locker mithalten. Wenn es nur danach ginge, wäre ich der Super-Tänzer.

Um dem Muskelkater auf den Grund zu gehen, habe ich mal aufgeschrieben, was ich alles so für verrückte Sachen mache, ohne groß darüber nachzudenken(aber psst, das bleibt unter uns!):

Ich stehe beim Zähneputzen gerne auf einem Bein - auf Zehenspitzen

Wenn ich durch die Fensterscheibe nach unten auf die Straße schaue, mache ich Arabesques (das Bein wird nach hinten angehoben) und ergötze mich an meinen stahlharten Pomuskeln (die sind natürlich nicht stahlhart, aber bei Arabesques eben schon)

Beim Telefonieren absolviere ich Tendus oder marschiere mit höchstmöglich gehobenen Beinen umher

Wenn der PC auf meinem Schreibtisch zu langsam ist, lasse ich auf dem Schreibtischsessel meinen Kopf zwischen die Beine hängen

Wenn ich eine Tür durchquere, hänge ich mich kurz mal im Türrahmen aus, und wenn ich im Sommer den Balkon betrete oder verlasse, hänge ich mich an eine Klimmzugstange

Falls ich irgendwo unten auf dem Boden bin, versuche ich, ohne Abstützen hoch zu kommen

Beim Einschlafen liege ich meist in einer halben Taube (also der Yoga-Stellung), allerdings nicht in der korrekten Position, das wäre etwas zu unbequem, sondern mehr gekippt - das finde ich in der Tat sehr bequem, da ich früher gut und gern auf dem Bauch schlief, was jetzt aber nicht mehr so richtig geht, und auf diese Weise kann ich meinen Oberkörper bequem auf meinem Oberschenkel ablegen

Steht in der Küche etwas auf dem Herd und ich komme nicht weg, hänge ich mich an meine Küchenspüle, mache ein paar Drehungen und Bodyrolls, oder klemme mir meinen rechten Arm über den Rücken in die linke Achsel

Auch sehr beliebt zwischendurch - auf allen Vieren durch die Wohnung laufen, Beinkreisen, Beinheben in jeder Variante, Kicks, den Tänzer machen (Yoga), mit gegrätschten Beinen Vorbeugen und die Arme nach oben ziehen, spontane Squats mit Bodenberührung oder in den Limbo gehen und mich von da nach vorne rollen lassen

Beim Fernsehen ein Bein in die Luft halten

Ich versuche gerne einiges in der Hocke zu machen, allerdings bleibt es meistens bei Bügeln, Reparaturen, Staubsaugerreinigung oder Reinigung größerer Gegenstände.

Wenn ich mich mit Colorieren und Studieren beschäftige (wie unten mit dem Yoga-Anatomie-Malbuch), sitze ich im Winter gerne auf dem Bett statt am Schreibtisch, da es hier gemütlicher ist und ich von Kerzen und der Ofen-Attrappe umgeben bin - dabei sitze ich in einem Schneidersitz mit aufgestelltem Bein, zum Malen von kleinen Details eigentlich unbequem, aber wenn ich voll konzentriert bin, gewöhne ich mich schnell daran.

Tja, und das Lesen ist ein ganzer Roman für sich - ich habe ja überlegt, ob ich bei Instagram eine Fotoreihe beginnen soll mit dem Motto "100 Arten, ein Buch zu lesen", ich bin aber zu faul dazu und ich möchte auch nicht wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses ganz gesperrt werden.

Wie oben erwähnt habe ich mit dem Yoga-Anatomie-Malbuch begonnen, Vokabeln zu pauken, wobei mich die Vokabeln dabei gar nicht so sehr interessieren, sondern halt mehr die "Körper-Landkarte". Ich hatte erst Zweifel, ob es mir Spaß machen würde, sowas auszumalen, besonders inspirierend finde ich unförmige Muskeln nicht, aber erstaunlicherweise macht es mehr Spaß als ich dachte, gerade weil man sich beim Ausmalen sehr genau mit den Details beschäftigt und auch mal knobeln muß. Ansonsten würde man nur einen kurzen Blick auf das Bild werfen, wobei einem die Feinheiten der Anatomie entgehen. 

Anatomie-Malen

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