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Samstag, 19. Februar 2022

Sturmnacht und Knickse

Die letzte Sturmnacht hat mich doch sehr an die heftige Sturmnacht im Sommer 1989 an der Ostseeküste erinnert, wo es die ganze Nacht so brauste und toste, daß man das Gefühl hatte, die Ostsee steht schon vorm Zelteingang und am nächsten Morgen viele Zelte einfach weggeweht waren. Natürlich war in der letzten Nacht nicht die Ostsee bei mir so laut, aber es lärmte und klapperte dennoch so sehr, daß ich trotz der obligatorischen Ohrstöpsel nicht schlafen konnte. Deshalb las ich die ganze Nacht und erst früh um sechs fand ich mit Hilfe eines "Schusses" Melatonin doch noch etwas Schlaf. Allerdings viel zu wenig und sowas macht mich immer extrem gnatzig. Schließlich ist Schlaf meine Haupt-Regenerations- und Wohlfühlquelle. Wenn ich nur zwei Stunden zu wenig davon bekomme, habe ich schon ein ganz anderes Körpergefühl, das sich vor allem dadurch auszeichnet, keine Lust auf irgendeine Bewegung zu haben, entweder dauernd oder gar nicht essen zu wollen, ein dumpfes Gefühl im Kopf zu haben und quasi die ganze Zeit nur halb wach zu sein. Und wenn man fast sein halbes Leben nur halb wach war, weil man in Kindheit, Jugend und Arbeitsleben als Vielschläfer immer zu wenig Schlaf bekam (Studium und Ferien ausgenommen), dann aber merkt wie geil es ist RICHTIG wach, klar und lebendig zu sein, fängt man an, seinen eigenen Schlaf zu bewachen, wie Gollum den Ring, und nichts mehr davon hergeben zu wollen. Mir ist neulich mal aufgefallen, daß ich mir nicht einmal mehr vorstellen könnte, mit jemandem jede Nacht in einem Bett oder auch in einem Doppelbett zu schlafen. Es reicht mir schon, wenn ich es ein oder zwei Wochen im Urlaub tun muß. Daran entzünden sich dann die meisten Streits. Wenn man mich dagegen ungestört schlafen läßt, bin ich sanft wie ein Lämmchen. Also fast.

Ich kenne ja ein paar Leute, bei denen ist das eher so, wenn sie kein Essen bekommen. Oft brauchen die aber nur vier bis sechs Stunden Schlaf, was mir ein Rätsel ist, wie sowas geht. Dagegen kann ich relativ gut damit leben, auch mal längere Zeit nichts zu essen, da ich weiß, daß ich mich eigentlich nur ablenken und beschäftigen muß. Die beste Ablenkung ist dann Bewegung, die den Hunger immer vertreibt, da körperliche Anstrengung die Verdauungstätigkeit blockiert. Natürlich funktioniert das aber nur so lange, bis man die Symptome eines Energiemangels bekommt. Bei mir ist das erst nach einem ganzen Tag der Fall, oder bei körperlicher Anstrengung, vor der ich nichts gegessen habe, nach drei bis vier Stunden. Dann merke ich deutlich, daß ich Nachschub brauche.

An Tagen mit Schlafmangel finde ich es seit ich tanze zudem äußerst lästig, wenn das "Training" quasi ausfällt, weil zu wenig Energie vorhanden ist und ich merke, daß mir Anstrengung dann eher schadet. Nicht mal Yin Yoga geht an solchen Tagen so richtig, weil die Schmerzempfindlichkeit größer ist und es mir deshalb schwerer fällt, mich in Dehnungen zu entspannen. (Training in Anführungsstrichen, weil ich ja nicht so wirklich trainiere, sondern es eher kleinere Bewegungseinheiten sind, die ich aber sehr schnell vermisse, alleine deshalb, weil sie Ausdruck dafür sind, daß es mir körperlich gut geht.) Stattdessen sitze ich dann also vor dem Computer und schreibe langweilige Blogbeiträge.

Gestern war dann gesamten Tag hindurch eine komische Stimmung, sowas wie die Ruhe vor dem Sturm, was mich dann nach sehr langer Zeit mal wieder dazu bewogen hat, mir die Let's dance-Eröffnungsshow anzuschauen. Ich habe mir viele Jahre hindurch kein Let's dance mehr angeschaut, zum einen, weil ich in den letzten Jahren eh kein RTL-Empfang hatte, und zum anderen, weil mich die Shows vorher schon etwas gelangweilt hatten. Also nicht so sehr die Show an sich, als vielmehr die massenhaften Werbeblöcke und endlos langen Entscheidungsverkündigungen. Wenn man will, daß ich drei bis vier Stunden an einer Show dranbleibe, darf man mich nicht ständig mit Werbeblöcken langweilen, bei denen ich dann kein Sitzfleisch mehr habe, lieber etwas anderes mache und schließlich überhaupt keine Lust mehr habe, in meiner Aufmerksamkeit ständig hin- und herzuspringen. Gestern fiel mir das ebenfalls wieder auf und auch, wie unbefriedigend ich es finde, wenn man zwischendurch immer hingehalten wird. Nun ja, interessant fand ich dafür die Konstellation von einem Kleinwüchsigen mit einer großen Tanzpartnerin. Ich hab da doch so meine Zweifel, wie das rein technisch gesehen funktionieren soll. Bei der Salsa geht das ja noch, aber beim Walzer? Es ist ja schon physisch gar nicht möglich für die Dame, eine korrekte Tanzhaltung einzunehmen. Aber gut, ich lasse mich überraschen. Wahrscheinlich sind die Profis auch da wieder irre kreativ. Ich muß dabei an meine eigenen Erfahrungen mit nur etwas kleineren, dennoch normal großen Menschen denken. Da habe ich nämlich oftmals die Angewohnheit, beim Händeschütteln zu knicksen. Ich glaube, manche von denen halten mich deshalb für übertrieben höflich, dabei mache ich diese Knickse gar nicht aus Höflichkeit, sondern als reine automatische Ausweichbewegung. Denn manchmal ist es so, daß das Herunterbeugen unbequem ist, z.B. wenn man eine Tasche über der Schulter trägt, die dabei herunterrutscht, oder auch bei akuten Rückenschmerzen, also gehe ich in die Knie. Und hinterher ärgere ich mich immer und denke: "Man, jetzt hast du schon wieder so einen dämlichen Knicks gemacht!" Vielleicht sollte man sich angewöhnen, gar keine Hände mehr zu schütteln. Da sind wir ja auf einem guten Weg. 

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