ThingsGuide

Sonntag, 8. Dezember 2024

Arm und armselig

Als Berliner hat man ja gefühlt den Eindruck, daß man hier bereits seit über zwanzig Jahren auf das Sparen eingeschworen wird. Und man hat ebenfalls den Eindruck, daß es trotz allen Sparens immer schlimmer wird, zumindest in der Verwaltung. Da fragt man sich, was das eigentlich für ein Sparen sein soll, welches irgendwie niemals zu einem Ergebnis führt. Das Problem ist wohl eher, daß Sparen, sobald es zum Status Quo geworden ist, und trotzdem alles noch ohne plötzliche Katastrophen funktioniert, kein Politiker die Absicht hat, jemals wieder etwas daran zu ändern. Daß aber die ständigen Einsparungen an der Bildung der Kinder zu einer schleichenden Katastrophe geführt haben, ist jetzt bereits überall im Land sichtbar. Nur stirbt daran eben keiner, noch nicht. Und während damals vor zwanzig Jahren Berlin arm und sexy war, ist es heute nur noch arm und armselig. Ja, die Zeiten sind hart, das Geld wird für Kriege und Flüchtlinge gebraucht. Solidarität ist gefragt. Aus diesem Grund hatten die Abgeordneten der AfD in Berlin den Antrag eingereicht, auf eine Diätenerhöhung zu verzichten. Dies wurde aber von allen anderen Abgeordneten, auch von der Linken, abgelehnt. (>>Die BZ nennt es "Brandmauer gegen Verzicht" *lol*) Was für ein Glück, daß das Geld immer noch für die Diäten und >>extraordinäre Diätenerhöhungen von viel zu vielen Abgeordneten reicht. Und wenn man sparen und Solidarität üben muß, warum sollte man sich da minimalst einschränken, wenn das stattdessen die Kinder tun können? Die können sich ja eh nicht wehren. Und Kultur ist sowieso ein völlig überflüssiger Luxus. Hauptsache, der eigene Luxus muß nicht leiden. Aus diesem Grund redete CDU-Bürgermeister Wegener auch >>Klartext mit den Kulturbetrieben, daß sie nun wieder lernen müßten, auf eigenen Füßen zu stehen und genug Gewinne zu machen. Dies in Zeiten der Inflation und horrenden Energiepreise, in denen etwaige Kulturkonsumenten wohl eher ausbleiben, wenn die Preise für Kultur in die Höhe schießen, denn man muß ja erstmal heizen.>>Der eintrittsfreie Sonntag für Museen einmal im Monat ist nun auch Geschichte, es gibt ihn nicht mehr. Ich kann mich noch an Zeiten nach der Wende erinnern, in denen sogar JEDER Sonntag bei den Staatlichen Museen eintrittsfrei gewesen ist. Davon habe ich damals als junger Mensch profitiert, wenn ich manchmal nur noch 5 DM eine ganze Woche lang für Lebensmittel übrig hatte. Die derzeitigen Haushaltseinsparungen in der Kultur >>wurden an einigen Stellen wieder zurückgenommen, dafür an anderen verschärft. Nur die Kinder und die Bildung, die unter den Haushaltseinsparungen ebenfalls leiden, haben mal wieder keine Lobby. >>Teilweise betreffen die Etatkürzungen sogar bereits bewilligte Projekte, für die schon Verträge geschlossen wurden.

Das Geld braucht man nämlich auch dafür, für satte 157 Millionen Euro bei einem Immobilienkonzern aus Luxemburg einen Bürokomplex anzumieten, in welchem 1500 Asylbewerber untergebracht werden sollen. Man würde sich ja wünschen, daß solche Summen für den normalen Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Am 11. Dezember soll über den Mietvertrag entschieden werden. >>"Die vereinbarte Nettokaltmiete liegt laut den Unterlagen bei monatlich 26,02 Euro pro Quadratmeter. Darin inkludiert sind 8,80 Euro pro Quadratmeter für „Umbau- und Herrichtungsmaßnahmen“, denn der Umbau wird dem Vermieter ebenfalls bezahlt. Zum Vergleich: Laut dem Portal „Immoscout24“ lag Anfang Oktober 2024 die durchschnittliche Kaltmiete in Berlin-Westend bei 14,46 Euro....Und damit nicht genug: Die Nebenkosten werden mit zehn Euro pro Quadratmeter angesetzt. Laut Mieterverein zahlte der Berliner in diesem Jahr durchschnittlich rund 2,79 Euro pro Quadratmeter an Betriebskosten. Auch hier werden die Kosten also um ein Vielfaches höher angesetzt. Der Senat rechnet deshalb mit monatlichen Kosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Die Summe erhöht sich sogar noch durch eine jährliche Mietindexierung von etwa drei Prozent. " Da versteht man auch, warum von Konzernen lieber in Bürokomplexe statt in Wohnungen investiert wird. Die werden so lange stehen gelassen, bis der Staat händeringend kommt und das doppelt und dreifache jeder Miete zahlt. Beziehungsweise, wir sind jene, die alles zahlen, die Steuerzahler. Wenn man sich überlegt, wieviel Geld jetzt wieder für einen völlig sinnlosen Wahlkampf draufgeht, der sowieso nur aus Lügen besteht, sollte eigentlich alles, was über eine Bereitstellung von Basis-Informationen hinausgeht, bei jeder Partei gestrichen und in die Bildung investiert werden. Wie wäre es, wenn die Steuerzahler mal eine Brandmauer gegen Steuergeldverschwendung aufstellen würden?

Keine Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentare werden im Tresor gebunkert und bei Gefallen freigeschaltet. ,-)