Mit einem Muskelkater fängt das Jahr an. Und weil ich wissen wollte, wie es weitergeht, gab es wieder die obligatorische Neujahrskartenziehung. Aus dem Tarot von Salvador Dali zog ich das As der Münzen und die Königin der Stäbe, mit Marie-Antoinette und Hündchen drauf. Kopf ist noch dran. Sieht recht positiv aus. Marie-Antoinette erinnert mich daran, daß ich die gleichnamige Biografie von Stefan Zweig ungelesen in meinem Bücherregal zu stehen habe. Ich nehme mir zwar normalerweise nie irgendetwas für das neue Jahr vor, aber das Buch in diesem Jahr endlich zu lesen, wäre sicherlich machbar. Aus einem anderen Tarot mit Sprüchen zog ich eine Karte für das, was von außen kommt. Es ist der Teufel mit dem Spruch "Wenn man einen Sumpf trocken legen will, darf man damit nicht die Frösche beauftragen." Das erinnert mich doch sehr stark an etwas, was in diesem Jahr stattfindet. Das Problem ist bloß, daß die Frösche sich vor der Beauftragung in Prinzen verwandeln und man nie genau weiß, wer sich nach der Beauftragung wieder in einen Frosch zurückverwandelt, oder schlimmer noch in einen Knallfrosch.
Eine Entscheidung ist bereits am 1.1. gefallen, nämlich die für eine neue Suchmaschine. Google benutze ich ja nun bereits seit vielen Jahren nicht mehr, und zwar auch aus Gründen der Bevormundung. Mit Ecosia und Bing bin ich über die Runden gekommen, wobei bei Bing die angezeigten Suchergebnisse ebenfalls sehr abgenommen haben. Und Ecosia ist eh mehr so eine Meta-Suchmaschine, welche Google und Bing verknüpft. Nun suchte ich am 1. Januar nach einer Produktinformation zu einem ausländischen Nischenprodukt, das ich vor zwanzig Jahren einmal kaufte. Deshalb erinnere ich mich auch gut daran, daß es damals noch mindestens hundert Suchergebnisse dazu gab. Ich suchte also bei Bing - es kommen sechs bis sieben Ergebnisse, für mich völlig unrelevant. Dann suchte ich bei Ecosia - hier kamen noch weniger Ergebnisse, vielleicht drei oder vier. Schließlich testete ich bei Google - hier kamen sogar nur ganze zwei (!) Suchergebnisse. Da denkt man sich so: Soll das ein Witz sein? Ist das Internet ein Dorf geworden? Google ist inzwischen zur reinsten Kinder- und Spaßsuchmaschine verkommen, mit den wenigsten Ergebnissen aber bunten Animationen. Doch Bing ist auch keine echte Suchmaschine mehr. Als jemand, der volljährig ist und jahrelang in den Anfängen des Internets geübt hat, Ergebnisse zu scannen und die für mich relevanten herauszupicken, fühle ich mich einer vollständigen Trefferliste durchaus gewachsen. Zumindest funktioniert mein eigenes Gehirn da definitiv besser als irgendein Algorithmus. Und wenn die Ergebnisse so wie früher einfach halt nach Relevanz sortiert statt ausgeblendet werden, reicht mir das als Service vollkommen. Jeder Dummie dürfte wohl kapieren, daß er von vorne mit dem Suchen anfängt und nicht von hinten. Ich habe es dann mal mit DuckDuckGo probiert, die einen eigenen Crawler haben, und siehe da - auf einmal gab es wieder hunderte Treffer und auch das, was ich suchte, war dabei.
Ich könnte mir vorstellen, daß Leute, die ganz jung und neu ins Internet gehen und dabei nur all den vorinstallierten Kram benutzen, gar keine Vorstellung mehr davon haben, daß das Internet viel größer ist, als es heute aussieht, und jede Menge mehr Informationen darin vorhanden sind. Aber ich weiß es noch, weil ich die vielen Links zu diesem Thema vor zwanzig Jahren eben vor Augen habe, denn leider besitze ich ein Gedächtnis wie ein Elefant. Das ist sicherlich für einige übel, wobei das früher eher für mich unangenehm war. Ich glaubte nämlich immer, daß alle Menschen genau dasselbe Gedächtnis wie ich haben und sich deshalb ebenfalls an alles erinnern können, an das ich mich erinnere. Bis ich feststellte, daß die meisten Menschen kurioserweise bereits nach Wochen oder Monaten, spätestens nach Jahren, alles vergessen haben, ganz besonders die Details. Das fand ich sehr erleichternd! Denn ab diesem Zeitpunkt mußte ich peinliche Erinnerungen nicht mehr für wichtig nehmen, da sie bei anderen ja eh nicht mehr existieren, und konnte statt dessen alle Erinnerungen zu meinem Vorteil nutzen. Wobei mich das schlechte Gedächtnis von anderen auch heute noch manchmal verblüfft. Doch zurück zu den Suchmaschinen: Das Schlimme ist ja, daß dieses Vorkauen von Informationen einem dann als Service verkauft wird, der Entscheidungen abnimmt und Zeit spart, aber in Wirklichkeit ist es die Beeinflussung der Sichtbarkeit von Informationen. Das Sortieren nach Relevanz würde auch zu diesem Zweck völlig ausreichen. Und in meinem Fall funktionieren Algorithmen so überhaupt nicht, vermutlich weil das Wissen, das ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet habe, doch sehr über den Tellerrand und dem Mainstream hinausgeht. Ich glaube, damit rechnet der Algorithmus nicht.
Ich machte dazu nochmal einen Test mit einem allgemeineren Thema, also keinem Produkt, das aber dennoch speziell ist, nämlich Hyaluronsäure im Kontext mit den Faszien. Da bekam ich zwar bei Bing immerhin um die 13.000 Ergebnisse, nur waren die meisten davon, gerade auch die ersten, leider völlig unrelevant und hatten überhaupt nicht mit den Faszien zu tun, sondern das waren Anbieterseiten von Hyaluronboostern und -fillern, oder Nahrungsergänzungsmittel für Arthrose usw., nach denen ich überhaupt nicht gefragt hatte. Damit war der "Service" von Bing keineswegs besser als DuckDuckGo, sondern ich mußte genauso lange nach den passenden Seiten zum Thema suchen und hatte keinerlei Vorteil, obwohl ein "kluger" Algorithmus eigentlich schon an meinen Suchbegriffen hätte merken müssen, daß es um andere Dinge geht. Also ist jetzt ab 1.1. DuckDuckGo meine neue Suchmaschine, doch leider - dieser Name und auch das komische Logo mit der Ente, beleidigen meinen Sinn für ästhetisches Design. Nun ja, man kann anscheinend nicht alles haben. Lieber eine Suchmaschine, die zwar wie eine Suchmaschine für Kinder aussieht und klingt, aber mich wie einen Erwachsenen behandelt, als umgekehrt.
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