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Donnerstag, 16. Oktober 2025

Festival of lights | 3

Ausnahmsweise habe ich mir mal die Sendung mit Maischberger und Richard David Precht angesehen. Vor allem den Teil über Social Media-Aktivitäten der Politiker fand ich lustig. Richard David Precht nennt es würdelos, wenn man als Politiker auf Social Media tanzt, Tarotkarten legt oder Döner ißt. Na ja, zum Glück bin ich keine Politikerin. Ich tanze öffentlich, lege Tarotkarten, beschäftige mich mit Astrologie und trage Smartwatches, neuerdings mit süßem animierten Kätzchen - da ist die Option, in die Politik zu gehen, quasi "verbrannt", außer man gibt sich mit der Stellung als Hofnarr zufrieden. Doch es ist grandios, wenn der Ruf bereits ruiniert ist, denn dann erwartet niemand mehr von einem, sich zusammen zu reißen und nützlich zu sein. Bei den Beispielen, die so aus der Politik kommen, frage ich mich aber wirklich, was das über mich und meine Intelligenz aussagt. Gibt es vielleicht irgendeinen geheimen Zusammenhang zwischen würdelosen Social Media-Aktivitäten und geringerer Intelligenz? Jedenfalls fallen mir keine wirklich intelligenten Politiker ein, die würdelosen Social Media-Aktivitäten nachgehen, so verzweifelt ich auch nachdenke. 

Dieser Gedanke schockierte mich ein bißchen - bevor ich noch anfangen konnte, an meiner eigenen Intelligenz zu zweifeln, bestellte ich lieber Döner, denn der Beitrag von Markus Söder hat mir sofort Hunger gemacht. Warum können sie solche Beispiele nicht einfach nur mündlich nennen, sondern müssen auch noch Bilder davon zeigen? Der Hunger verging mir allerdings fast wieder, als ich den derzeitigen Preis von Döner sah - inzwischen ist er schon auf über 9 EUR geklettert. Wenn ich kurz nach dem Mauerfall manchmal mit meiner Freundin "rübergegangen" bin, weil wir uns einen Döner holen wollten, der kulinarisch völlig neu für uns war, hätten wir vermutlich niemandem geglaubt, der uns erzählt hätte, so ein Ding würde einmal fast 20 DM kosten. 

Man hofft natürlich auch, daß ein Außenminister, der öffentlich Tarotkarten legt, sich nicht zu sehr in seinen Entscheidungen allein davon beeinflussen läßt. Mit Orakeln ist ja immer ein bißchen Vorsicht geboten, wie das abschreckende Beispiel der Antwort des Orakels von Delphi zeigt, welches dem Lyderkönig Krösus prophezeite, daß er, wenn er den Halys überschreitet (also Krieg mit den Persern führt), ein großes Reich zerstören werde. Es war dann sein eigenes Reich, welches zerstört wurde. 

Auch bei den Nazis war deren Faszination für Astrologie keine Garantie für den Endsieg. Goebbels hat in seinen Tagebüchern astrologische Aspekte notiert und Heß, Hitlers Stellvertreter, flog zu Friedensverhandlungen nach Großbritannien, weil sein Astrologe ihm dazu geraten hatte. Da war es aber vermutlich schon zu spät. Bei Gebrauch ohne Verstand und Herz können auch Astrologie und Orakel keine Gegenwirkungen ausbügeln, die aus selbstüberschätzendem und fanatischem Handeln entstehen. 

Der gemeinsame Konsens zum Thema Meinungsfreiheit in der Sendung war letzten Endes, daß man zwar mehr soziale Konsequenzen fürchten muß, wenn man seine Meinung sagt, aber keine staatlichen Maßnahmen und Einflußnahme. Ähm, wo leben die denn? Das allein und das Verschweigen der zunehmenden Drangsalierung von Systemkritikern durch staatliche Organe, die nicht mal radikal oder extrem sind, sagt ja schon mehr über den wirklichen Zustand der Meinungsfreiheit aus als jedes Palaver in der Sendung. >>Bin gespannt, wie der ÖRR nach dem letzten Gerichtsurteil beweisen wird, daß er ausgewogen und staatsfern berichtet. Aber wenn der gemeinsame Konsens nicht nur beim ÖRR, sondern auch bei Gutachtern und Richtern ist, alles auszublenden, was nicht in das aufrechtzuhaltende Image paßt, werden sie es schon zurechtdrehen. 

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