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Dienstag, 30. September 2014

Familiengeschichte und andere Ablenkungen

Wenn man die wenigen Einträge sieht, könnte man direkt meinen, ich bin jetzt nur noch mit Scrabble spielen beschäftigt, dies ist aber nicht (mehr) der Fall. Sondern ich scanne und sichte unter anderem ordentlich Dokumente und bin gänzlich in die Geschichte meiner Familie abgetaucht, besonders in die meines Urgroßvaters, allerdings im Moment vorerst nicht mehr über das Tagebuch, sondern über die Korrespondenz, von welcher es zwei Hefter voll gibt. Mein Urgroßvater hat als alter Mann den zweiten Weltkrieg noch miterlebt, bevor er 1946 friedlich mit 85 Jahren gestorben ist. Während der Nazizeit wurde er zum Blockwart verdonnert, was zur Folge hatte, daß er sowohl für sich, als auch für seine Kinder und sonstige Familie, die brieflich ständig um Hilfe dabei bettelte, Ahnenforschung für den erforderlichen Ariernachweis betrieb. Als ehemaliger preußischer Beamter und Registrator im Ruhestand hatte er da wohl auch das nötige Händchen dafür und so schrieb er diverse Standesämter, Gemeinden und Personen an. Alle Briefwechsel und Notizen dazu sind in einem Ordner gesammelt.

Ich habe schon einiges dazugelernt, zum Beispiel was Kossaten sind. Auch der familiäre Briefwechsel ist interessant, weil dann zum Beispiel ein Brief plötzlich unterbricht und später weitergeschrieben wird, daß es gerade Alarm gab, man in den Keller mußte und deshalb das Briefeschreiben erst am nächsten Tag wieder aufnehmen konnte. In den Keller wurden die Liegestühle aus dem Garten gestellt, damit man es etwas bequemer hätte. Mein Urgroßvater hatte während dieser Alarme wohl etwas Schwierigkeiten, sich so eilig anzuziehen wie es nötig war, da ja schon im hohen Alter, wo alles beschwerlicher ist. Er lebte mit seiner einzigen Tochter zusammen, der Schwester meines Großvaters, die sich bis zu seinem Tod um ihn kümmerte und den Haushalt führte. Doch nicht nur das. Da er nach dem Krieg sein nach 44 Jahren Dienst wohlverdientes Ruhestandsgehalt nicht mehr bekam und somit mittellos war, fütterte ihn seine Tochter alleine mit ihrem Lehrerinnengehalt durch. Es gab eine größere Auseinandersetzung darüber, daß er sich bei jemandem 500 RM borgte und von diesem Geld 400 RM bis zu seinem Tod verjubelte. Niemand weiß wofür, denn seiner Tochter hat er für die Verpflegung kein Geld gegeben. Weil sie an meinen Großvater und wahrscheinlich auch an die anderen zwei Brüder des öfteren über diese finanzielle Lage schrieb, hat ihr mein Großvater anscheinend geantwortet, daß er ihr kein Geld schicken könne, da sie selbst nichts hätten, denn mein Großvater konnte nach dem Krieg wohl nicht mehr in seinem vorherigen Beruf als Bankgeschäftsführer arbeiten. Darauf antwortete seine Schwester sofort, daß sie niemals Geld von ihm haben wolle und schickte ihm sogar noch 50 RM mit. Nachdem mein Urgroßvater gestorben war, erkrankte sie an einer Lungenerkrankung - sie hatte ein Loch in der Lunge - und wurde in ein Sanatorium geschickt. Von hier gibt es noch zwei Briefe von ihr, in denen sie schreibt, wie gut es ihr dort geht und daß es ihr überhaupt viel besser ginge als vielen anderen, da sie durch die Lungenerkrankung zusätzliche Essensmarken für Butter, Milch und Brot bekam. Leider hatte sie von diesen Vorzügen aber nicht lange etwas, denn sie ist 1948 mit 51 Jahren verstorben.

Außerdem habe ich herausgefunden, daß man auch über Youtube-Videos Zumba-Workouts nachtanzen kann, zum Beispiel dieses hier, wobei man gleichzeitig praktischerweise sogar noch sein Französisch auffrischt:




Wahrscheinlich finden das die unter mir wohnenden Nachbarn jedoch nicht so toll und eine Mittänzerin im Kurs hat mir erzählt, daß ganz in der Nähe, in der Turnhalle eines Vereins, Freitagabend Zumbastunden stattfinden, an denen man mit 5 EUR teilnehmen kann, ohne in den Verein eintreten zu müssen. Jetzt überlege ich, ob ich mir das mal anschaue. Eigentlich hatte ich mich für Freitagabend für einen ausgebuchten Singekurs auf die Warteliste setzen lassen, aber aus diesem Kurs will anscheinend niemand abspringen.

Und so ganz nebenbei arbeite ich ebenfalls an einem neuen Blog, auf welches ich früher oder später umzuziehen gedenke, da es mir hier auf Twoday.net langsam suspekt wird. Wenn eine Community keine neuen Mitglieder mehr aufnimmt, ist das immer ein schlechtes Zeichen, nach meiner bisherigen Net-Erfahrung. Ich habe zwar nicht das Gefühl, daß hier plötzlich die Seite abgeschaltet wird, aber es scheint doch irgendwie nach dem Muster zu laufen: "Der Letzte macht das Licht aus!". Und ehrlich: ich möchte dieser, bzw. diese Letzte nicht sein.

Jedenfalls bin ich gerade so beschäftigt, daß kaum für etwas anderes Zeit bleibt. Nicht einmal zum Bücherlesen komme ich mehr, das wird aber hoffentlich wieder anders, wenn ich mit den Briefen durch bin.

2 Kommentare:

  1. Ich weiß, der Beitrag ist schon älter ...
    aber total interessant. Ich finde "Ahnenforschung" ect. hoch interessant :-) Und die alten Geschichten dazu auch. Als Schwiegervater starb, haben wir auch noch ein paar alte Feldpostkarten ect. gefunden. Und das Silberhochzeitsbild von Schätzelchens Urgroßeltern mit allen Kindern drumherum. So um 1920 aufgenommmen. Das hatte keiner in der Familie. Und wir mussten etliche Kopien für die Cousinen und Cousins von Schwiegervater anfertigen. :-)
    Liebe Grüße :-)

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    1. Ja, man kann Stunden verbringen, in solchen alten Dingen zu kramen. :-)

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