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Montag, 20. Oktober 2014

Serienlust

Wenn die Tage deutlich schneller dunkel werden, wird die Couch drinnen immer einladender und so überkam mich mal wieder die Lust, bei einer Fernsehserie mitzufiebern. Dies ist einfacher gesagt als getan, denn der Großteil der Fernsehserien sind einfach Mist, so daß ich sie generell schon meide. Wenn man aber eine finden will, die mitreißen kann, bleibt nichts anderes übrig, als doch mal einzuschalten. Also befragte ich das Fernsehprogramm und suchte mir die Termine von einigen heraus. Die Versuchsreihe startete ich zuerst mit "The Walking Dead", bei der ich allerdings nach 20 Minuten bereits genug hatte und umschaltete. Irgendwann ist eine ansatzweise intelligente Handlung eben spannender und das Dumme an Zombies ist, daß sie keine Intelligenz besitzen. Im Prinzip handelt es sich wohl um in endlos langen Staffeln wie zäher Käse ausgeweiteten Zombie-Horror. Immerhin habe ich mich in diesen 20 Minuten trotzdem köstlich amüsiert, indem ich das Röcheln und das Gehen wie ein Zombie durch meine Wohnung hindurch übte und mich bei der Vorstellung vor Lachen kugelte, wie ich bei meiner eigenen Beerdigungsfeier als Zombie aus dem Sarg steige. Über meinen seltsamen Humor kann ich manchmal auch nur mit dem Kopf schütteln, glaubt mir. Zur Zeit bin ich wahnsinnig verspielt und Verspieltheit ist eigentlich meine Grundstimmung. Wenn ich dies bin, ist das immer ein Zeichen, daß es mir gut geht, weshalb ich das sehr begrüße. Überhaupt erscheint mir Verspieltheit eine der gesündesten und natürlichsten Stimmungen zu sein, weshalb Kinder das instinktiv von sich aus sind.

Als nächstes wollte ich es mit "Sleepy Hollow" versuchen, die auf Fox läuft. Der Film hatte mir zwar gefallen, aber was die Serie betrifft bin ich gerade deshalb skeptisch und die Trailer bei Fox wirken auf mich ebenfalls eher nach Gähnen. Jedoch verpaßte ich die Ausstrahlung von "Sleepy Hollow" und landete bei "Amercan Horror Story", von welcher ich dann an einem Stück vier Folgen hintereinander schaute, ohne so recht zu wissen, was ich davon halten soll.

Die Serie scheint aus allem zusammengeschustert zu sein, was man im Horrorbereich finden kann. Manchmal scheinen die jeweiligen Anspielungen noch nicht einmal einen Sinn zu machen, jedenfalls bringen sie die Geschichte an sich nicht weiter und erklären nichts. Man wundert sich immer mehr, fragt sich dies, fragt sich jenes, aber vielleicht ist genau das der Grund, warum man dran bleibt. Möglicherweise soll das ja wirklich nichts anderes sein, als eine völlig unlogisch, aber mit viel Spaß an trashigem Grusel erzählte Gespenstergeschichte sein, wie man sie sich gerne an Lagerfeuern erzählt. Die Geschichte hat alles, was es dazu braucht und klaut sich auch gerne von überall etwas dazu: Ein Psychiater (The Sixth Sense) ist fremdgegangen und will nun mit seiner Frau und Tochter woanders ein neues Leben anfangen. Sie kaufen unwissend ein spukiges Geisterhaus (siehe Genre der Geisterhaus-Filme) und ziehen dort ein. Eine seltsame Nachbarin und ihr mongoloides Kind (Kingdom Hospital) sind regelmäßig uneingeladene Gäste in dem Haus. Natürlich gibt es jede Menge Geister, die alle auf irgendeine Weise in dem Haus zu Tode gekommen sind, allerdings scheinen sich die einen eher zu verstecken, während sich die anderen sogar von der Familie als Hausmädchen anstellen (The Others) oder sich vom Psychiater therapeutisch behandeln lassen. Wieso und weshalb sie das alles tun, bleibt mir unklar, auch, warum sie für die einen zu sehen sind und für andere nicht, oder warum das Hausmädchen für alle, für die sie zu sehen ist, als alte distinguierte Dame auftritt, aber dem Hausherrn (und einmal auch dem Polizisten, der bei ihm ist) jung, sexy und in verführerischen Strapsen erscheint. Die Handlung ist genauso irrational wie es Geister an sich sind und hat nicht vor, Erklärungen anzubieten. Am besten, man begreift es als Schabernack, den nur die Geister verstehen. Ebenso wenig verstehe ich, warum der seltsame verbrannte Typ mit Hirntumor einerseits den Hausherrn angeblich warnen will, aber dann schnell mal dessen Geliebte um die Ecke bringt und verbuddelt. Zwischendurch gibt es immer wieder Anspielungen auf bekannte Horrorfilme wie "Der Fahrstuhl des Grauens" oder "Alien". In jeder Folge wird am Anfang zurückgeblendet und die Geschichte von diesem oder jenem Geist erzählt, aber ohne daß deren Motivation deshalb unbedingt klarer wird. Relevanz haben die Rückblenden eigentlich nur für die unmittelbare Handlung. Nach einigen unschönen Vorkommnissen und nachdem das Paar festgestellt hat, daß ihr Haus in der Geistertour durch Los Angeles sämtlichen Touristen als "Mordhaus" vorgeführt wird, versuchen sie es nun panisch wieder loszuwerden, aber natürlich wahrscheinlich ohne Erfolg, zumal die einzigen Interessenten die Geister selbst sind, die für Besichtigungen oder als "Aufhübscher" an der Tür klingeln. Auch wenn ich von der Handlung kaum etwas verstehe, zumindest nicht im Logik-Modus, so haben aber die ersten vier Folgen es auf jeden Fall geschafft, mich mitzunehmen.

Und wer jetzt denkt, ich wäre darauf aus gewesen, eine Horror-Serie zu sehen - dem ist nicht so. Ich hätte auch jede andere fesselnde Serie genommen, aber irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Horror-Serien zur Zeit ganz große Mode sind. Anscheinend wird gerade aus allem, das als Horrorfilm gut lief, auch eine Serie gemacht. Nicht zuletzt beginnt heute um 22:10 h die Serie "Dracula" auf Vox. Aber möchte man Dracula wirklich über endlos lange Staffeln hinweg sehen? Immerhin ist er zumindest etwas intelligenter als ein Zombie.

from ❀Tänzerin zwischen den Welten (...oder ein Blumenkind im Asphaltdschungel) http://weltentanz.twoday.net/stories/serienlust/

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