Sechsundzwanzig Blogbesuchern gefiel der Eintrag "Seemannsgarn - Tromsø bis Sklervøy", das sind noch mehr Likes als zum Gin als Vorspeise und ist ein neuer Rekord. Obwohl nicht einmal Alkohol in dem gelikten Artikel vorkommt, aber dafür gibt es eine andere Gemeinsamkeit, nämlich das norwegische Königshaus, so daß ich stark mutmaßen muß, es ist die Königsfamilie, die so allseits beliebt ist. Oder vielleicht lesen hier ebenfalls einige Geheimdienste mit und liken vorbildlicher weise die Beiträge über ihre Vorgesetzten? Wobei ich zu diesen gar nicht viel beitragen kann, da ich sie ja noch nicht einmal gesehen habe. Mein Buch könnten sie meinetwegen genauso fleißig liken, wenigstens zumindest der russische Geheimdienst. Doch was wäre das Reisen ohne die Bekanntschaften, die man dabei macht! Selbst die unangenehmen Bekanntschaften können einen nicht erschüttern, weiß man doch, daß nach Ende der Reise ein Wiedersehen fast an Unmöglichkeit grenzt. Dies wiederum ist bedauerlich bei den Bekanntschaften der äußerst angenehmen Sorte, von denen man sich gar nicht mehr trennen möchte. Weder zum einen noch zum anderen gehörten die, welche ich auf der Reise machte. Da wir eine Gruppe von vier Leuten waren, ergaben sich nicht all zu viele Gelegenheiten, um andere Menschen kennen zu lernen. Am besten ging das noch auf dem Deck, weil ich dort oft alleine war, denn den anderen war es meistens auf Dauer zu kalt. So bin ich mit zwei älteren Herren ins Gespräch gekommen. Der eine, ich nenne ihn den "Fast-Kapitän", konnte sich wie ich nicht von der Mitternachtssonne losreißen und erklärte mir genauestens, wann sie den tiefsten Punkt erreicht hat, sowie diverse seemännische Fachbegriffe, die ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings durch den Aufenthalt auf dem Schiff bereits selbst angeeignet hatte. Es gab aber auch Dinge, die er nicht wußte und von mir erfuhr, zum Beispiel daß der 23.6. in Norwegen ein Feiertag ist und überall im Freien große Feuer entzündet werden (von denen wir dann absolut nichts gesehen haben, aber das ist eine andere Geschichte). Und beide rätselten wir gemeinsam darüber, ob und wie Wale wohl schlafen. Er wollte früher einmal Kapitän werden und ist auf eine Offiziersschule gegangen, konnte aber nicht den entsprechenden Abschluß machen, da ihm der Matrosenbrief fehlte und er zu alt war, um ihn nachzuholen. Dafür kleidete er sich nun wie ein Kapitän, indem er eine Schiffermütze auf dem Kopf trug und nur noch seebärenhaft wenige Zähne im Mund hatte, um so die Seefahrerei als Hobby zu betreiben. Um Afrika wolle er noch einmal herumfahren und in einem richtigen Frachter mitschippern, so einem, wo nur zwölf Passagiere mitgenommen werden. Der andere war ein Kölner mit einem großen Mundwerk, sowohl im tatsächlichen als auch übertragenen Sinne, so daß ich oft Gelegenheit hatte, auf sein mächtiges künstliches Gebiß zu schauen. Im Grunde war er das wandelnde Klischee einer Kölschen Frohnatur, trank gerne Bier und unterhielt beim Essen den ganzen Tisch. Er war der Meinung, ich sähe aus wie eine Lehrerin und ich fürchte, er glaubt jetzt, das alle Berliner nur Wasser trinken. Ja, die alten Herren, die mögen mich. Die beiden Skizzen sind übrigens aus der Erinnerung entstanden und nicht nach dem lebenden Objekt, weshalb ich keine Garantie dafür übernehme, daß die beiden genauso aussahen.
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