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Donnerstag, 12. April 2018

Begegnung mit der Vergangenheit

Auf Facebook bin ich in einer, bzw. mehreren DDR-Gruppen, wo fleißig alte Erinnerungen in Form von Produkten oder Rezepten gepostet werden. Heute unter anderem ein Bild mit sämtlichen Zigarettensorten aus der DDR. Dabei fiel mir auf, daß es doch eine erstaunlich große Auswahl an Zigaretten gab, zumindest im Vergleich zu sonstigen Produkten. Da mußte man unter zwei bis drei Sorten nehmen, was da ist, aber Zigarettenmarken gab es gleich zehn verschiedene (laut Bild). Ziemlich dekadent. Meine ersten "Versuche" unternahm ich, glaube ich, mit der minzigen Sorte. Die ganz Harten rauchten Karo. So hieß auch meine erste Hofkatze. Allerdings hatte der Name der Katze wohl nichts mit den Zigaretten zu tun, obwohl ich mich nicht mehr erinnern kann, wie ich auf diesen Namen gekommen bin. Meine langjährige richtige Hauskatze dagegen hieß Kasimira. Irgendwie kann ich jetzt an diesen Namen nicht mehr denken, ohne gleichzeitig an die NDR-Talkshow zu denken, in der es hieß, einen passenden Pornostar-Namen finde man, wenn man den Namen seines Haustieres und den Nachnamen der Mutter nehme. Kasimira (C)Hinz - dieser Name meines heimlichen russischen Pornostarselbst erheitert mich immer wieder. Wenn ich jemanden anspreche und dunkel rauchig sage: "Nenn mich Kasimirrrra!", dann bin ich voll in meiner Rolle. Würde auch gut in einen Bond-Film passen. Auf Facebook bin ich ebenfalls meinem allerersten Kassettenrecorder begegnet. Es ist der obere, die Monovariante. Daß es den damals bereits schon in Stereo gab, wußte ich gar nicht. War wahrscheinlich auch ganz gut so, daß ich das nicht wußte. Alleine für den Monorecorder blätterte ich, wenn ich mich richtig erinnere, 1000 DDR-Mark hin, die ich zur Jugendweihe als Geschenk erhalten hatte. Das war eine Menge Geld, denn das durchschnittliche Monatsgehalt lag so bei 500 bis 800 DDR-Mark, zumindest im Bereich der Intelligenz, zu der meine Eltern zählten. Arbeiter konnten mehr verdienen, da Arbeiter- und Bauernstaat eben. Als ich als Näherin in einer Fabrik arbeitete, und das im Drei-Schicht-System, also mit Nachtschicht, bin ich oft bis knapp über 1000 DDR-Mark gekommen. Nachdem ich den Recorder gekauft hatte, wurden schnell noch aus dem Intershop ein paar Kassetten geholt und dann ging es los mit Bespielen. Dabei saß man ständig neben dem laufenden Radio und wenn ein Lied lief, das man aufnehmen wollte, wurde schnell der Knopf gedrückt. Zum Ende mußte man aufpassen und erneut schnell drücken oder, wenn man das vergessen hatte, die Kassette wieder zurückspulen. Wenn man Pech hatte, quasselte der Moderator rein und man fing von vorne an. Was man damals doch für Zeit und Geduld hatte....

 DDR-Recorder

2 Kommentare:

  1. NBerlin - Fr, 12:38
    Ich bin zwar im Westen groß geworden, aber das Kassettenrekorder Spiel habe ich auch gespielt. Stundenlang saß ich vor meinen Kassettenrekorder hörte Radio und wartete auf das richtige Lied und betete dass die Moderatoren nicht reinreden.
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    zuckerwattewolkenmond - Fr, 17:30
    Das haben wir
    in dem Alter wohl alle gemacht. Aber ihr hattet immerhin die Möglichkeit bei ausreichend Taschengeld, euch die MCs oder Platten zu kaufen. Bei uns gab es nicht viel Auswahl. Ich hatte jeweils eine MC von Bruce Springsteen und Jennifer Rush, die bei Amiga aufgelegt wurden, sowie die Amiga-Platte mit Depeche Modes größten Erfolgen. Außerdem die zwei ersten LPs von A-ha, die aber aus dem Westen stammten und mir von der Oma meiner Freundin mitgebracht wurden. Und mein Bruder brachte mir aus Budapest mal eine Madonna-LP mit. Sowas waren damals Schätze.
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    C. Araxe - Fr, 21:05
    Zum Thema Kassetten und DDR habe ich mal – vor über 10 Jahren *schluck* – einen Beitrag geschrieben. In Berlin waren Sie da ja etwas besser aufgestellt, was die Versorgungslage (auch allgemein) betrifft. Mir ist beispielsweise keine Person außerhalb von Berlin bekannt, die die Amiga-Platte von Depeche Mode im Laden kaufen konnte. Und ich kannte damals Hardcorefans, die immer alles in Bewegung gesetzt haben, z. B. auch, um auf das einzige Konzert von Depeche Mode zu DDR-Zeiten zu kommen (logisch – in Berlin). Dafür gab es dann bei mir die „Black Celebration” (u. a.) zur Jugendweihe und auch einen Kassettenrekorder (das! klassische Geschenk hierzu) dank Westverwandtschaft. Und zwar den. Auch nur Mono, aber über die Freude darüber muss ich Ihnen sicher nichts erzählen. Insgesamt eine Prägung, warum ich mit Low-Fi-Musik auch heute noch sehr viel anfangen kann. Der SKR 700 (bzw. 701) war mir damals durchaus bekannt. Stolze 1.540 DDR-Mark war der damalige Preis. Der KR 2000 kostete übrigens „nur” 795 DDR-Mark. Das waren halt aus damaliger Preisgestaltung Luxusgüter und dafür gab es ein Brötchen für 5 Pfennig und die Miete für eine 2-Zimmer-Wohnung waren 35 Mark oder so. Halt das, was für lebensnotwendig betrachtet wurde, war subventioniert – dabei gehört für mich alles, was Musik (und noch einiges mehr) betrifft, ebenso zum Lebensnotwendigen.
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    NBerlin - Fr, 22:17
    Leider hatte ich kaum Taschengeld, 5 DM im Monat, eine LP oder MC kostet aber eher 15-20 DM. Deswegen die Aufnahmen aus dem Radio und rege Tauschgeschäfte mit allen Schulfreunden. Ok, meine Mutter hatte Musik da, die ich auch auch abundzu hörte, aber als Jugendliche will man doch andere Musik hören. Depeche Mode hatte ich nur auf Kasette, von einem Freund, LPs kaufen war einfach nicht drin für mich, außer zum Geburtstag. Damals bekam ich einen WOM-Gutschein und mit dem kaufte ich mir als erste LP das erste Album von A-ha. Heute habe ich viele LPs, es sind auch welche von Amiga dabei, mein Liebling darunter Doris Day.
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    zuckerwattewolkenmond - Sa, 00:00
    @C.Araxe
    Meine Freundin hatte damals die "Violator" aus dem Westen, sowie einige Queen- und David Bowie-Alben. Aber nur wegen ihrer kleinen, lieben Omi, die fleißig Platten und auch die Bravo in den Osten eingeführt hat.
    Für meine erste 2-Zimmer-Wohnung zahlte ich in der DDR um die 50 Mark. Das ist aber natürlich immer noch ein Witz im Vergleich zu heute.

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  2. Treibgut - Sa, 22:30
    .... jaja, so fing alles mal an - auch bei mir, um 1972 denke ich mal. Mein erstes Gerät könnte ein "Philips Radio Recorder RR40" gewesen sein, auch mono. Ich vermute mal, dass es ein Weihnachtsgeschenk gewesen ist. Das Langspielplattenkaufen kam erst einige Jahre später dazu, als man mehr Taschengeld bekam.
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    schlafmuetze - So, 18:40
    Hallo Zucker :-)
    Mit einem Kassettenrekorder (ohne Radio) bin ich auch angefangen. Auch so um 1971 rum.
    Wir lagen damit vor dem Fernseher im Wohnzimmer zum Hitparade aufnehmen oder saßen in der Küche vor dem Radio. Und hofften, das niemand reinkommt, die Tür zuknallte oder womöglich dazwischenquatschte.
    Bei uns gab es nur wenig und eher sporadisch mal Taschengeld, denn jedes Fehlverhalten, wie nicht oder schlecht erledigten Küchendienst wurde mit Taschengeldstreichen bestraft. Darum reichte das Geld gerade mal für ein paar Leerkasetten, wenn man sparte. An Platten kaufen war gar nicht zu denken, wir hatten auch erst keinen Plattenspieler.
    Mit 14 hatte ich einen Job nach der Schule, der mir 5 DM in der Woche einbrachte. Aber davon wollte ich auch Klamotten kaufen.
    Das war also nicht unbedingt nur DDR-typisch.
    Sonnige Grüßli :-)
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    zuckerwattewolkenmond - So, 19:40
    Ja,
    wenn man im Westen kein Taschengeld hat oder wenig davon, muß man sich etwas einfallen lassen, so wie wir damals. Und das ist ja gar nicht unbedingt verkehrt, finde ich.
    antworten - bearbeiten - löschen https://weltentanz.twoday.net/stories/begegnung-mit-der-vergangenheit/#1022649539
    schlafmuetze - So, 22:42
    So ist es. Ich bin jetzt eigentlich ganz froh, das es so war. Auch wenn es damals eine harte Schule war, nie irgendwo mithalten zu können.
    Aber ich habe rechnen gelernt. :-) Und das es nicht wichtig ist, was man hat, sondern was für ein Mensch man ist.
    Grüßli :-)

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