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Donnerstag, 23. August 2018

Tanzinteressierte Wespen und Entscheidungsschwierigkeiten

Meine Entscheidungsschwäche bringt mich gerade wieder um den Verstand. Ich habe gestern den ganzen Tag gebraucht, um hin und her zu überlegen, ob ich nun das erste Mal nach der Sommerpause zum Zumba gehe oder nicht. Eigentlich hatte ich wegen Hitze, Muskelkater und weil ziemlich viel in dieser Woche los ist, geplant, nicht zu gehen. Doch vormittags nach dem Aufstehen war ich voll motiviert und hatte Lust darauf. Das änderte sich aber nachmittags schlagartig, als es einige Aufregung wegen meiner Mutter gab. Sie rief völlig aufgelöst an, daß sie nichts mehr höre und sofort zum Ohrenarzt müsse und ich solle ihre Schlüssel bereithalten, falls sie ins Krankenhaus müsse und Sachen benötigt. Da war mir nicht mehr so nach tanzen, aber nachmittags rief sie an, daß der Ohrenarzt heute keine Sprechstunde habe und sie es morgen nochmal versuchen würde. Nun ja, irgendwie war gestern auch perfektes Wetter, um auf dem Balkon zu chillen. Meinetwegen kann der Sommer jetzt bis Weihnachten so bleiben. Ich lag also chillig mit dem Buch über Mary Wigman auf dem Balkon und wußte nicht mehr so recht, ob ich mich wirklich noch bewegen möchte. Da fiel mir auf, daß "meine" Wespen ziemlich tanzinteressiert zu sein scheinen, denn normalerweise interessieren sie sich weder für mich noch für mein Essen. Nicht einmal jetzt, wo sie so wild auf Futter sind, aber wenn ich im Buch über Mary Wigman lese, kommen immer ein bis zwei Wespen angeflogen und setzen sich direkt auf die aufgeschlagene Buchseite. Bei anderen Büchern haben sie das bisher nicht gemacht. Sehr seltsam. Aber so richtig entschieden hatte ich mich noch nicht und deshalb dachte ich mir, als es langsam Zeit wurde, ich ziehe mich vorsichtshalber mal an, falls ich doch noch los möchte. Als ich jedoch fertig angezogen war, sagte ich mir, dann kann ich jetzt auch losgehen, sonst hätte ich mich völlig unnötig umgezogen. Wie blöd wäre das denn? Das ist der Vorteil an Kursen, die gleich am Vormittag stattfinden - man hat gar nicht so viel Zeit, um darüber nachzudenken, ob man nun geht oder nicht, sondern steht auf und geht los.

An meinem Geburtstag hörte ich das erste Mal davon, daß man sich in Japan inzwischen selbst heiraten könne. Wenn sie dort alle bis zur Erschöpfung arbeiten und nur noch Beziehungen zu Computern und Smartphones haben, ist das natürlich eine Lösung. Aber ich persönlich würde mich selbst niemals heiraten wollen, ich wäre mir selbst viel zu anstrengend. Das Problem ist nur, daß ich, ob nun mit oder ohne Trauschein, mit mir, bzw. noch schlimmer mit meinen vielen Ichs, die alle etwas anderes wollen, zusammenleben muß und gar keine andere Wahl habe. Da fühlt man sich manchmal wie ein unfreiwilliger Dompteur in einem Zirkus.

Außerdem fällt mir immer wieder auf, wie verdammt lange meine Muskeln zum Regenerieren brauchen. Ein Tag zwischendurch, wie in Trainingsplänen meist zu finden, reicht überhaupt nicht aus. Ich brauche mindestens eine Woche, damit ich meine volle Leistungsfähigkeit und ebenso Beweglichkeit erreiche. Das merkte ich auch letztens, als ich nach einer oder anderthalb Wochen Pause mich mühelos zweimal in die Brücke stemmen konnte. Wenn ich regelmäßig Sport mache und dabei meine Arm- und Schultermuskeln beansprucht werden, schaffe ich es nicht ein einziges Mal. Deshalb frage ich mich, ob für mich ein Rhythmus von einer Woche Sport und einer Woche Pause nicht besser wäre, weil ich so immer wieder zu meiner größten Leistungsfähigkeit zurückkehre und mir das Gefühl ermüdender Stagnation erspare, das dann eintritt, wenn ich regelmäßig Sport mache, aber eben nur mit einem bis zwei Tagen Pause, oder wie in den heißen Tagen mit gar keiner. In meiner größten Leistungsfähigkeit bin ich auch am motiviertesten. Und inzwischen weiß ich aus Erfahrung, daß ich im Grunde am schnellsten und mühelosesten vorankomme, wenn ich zwischendurch längere Pausen mache, während ehrgeizige ständige Workouts fast nichts bei mir bringen, zumindest was Muskelkraft, Beweglichkeit und auch Fettverbrennung betrifft, welche dann ebenfalls stagniert. Das Problem dabei ist nur - ich will eigentlich keine Woche Pause machen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich eine Woche ohne Grund durchhalten würde. Ich würde viel lieber schneller regenerieren. Mit ätherischen Ölen habe ich ja schon einige sehr gute Erfahrungen bei diversen Wehwehchen gemacht und bin auf die Idee gekommen, mit selbstgemischten "Muskelölen" zu experimentieren. Auch Magnesiumöl benutze ich dazu. Aber mit beidem hatte ich bisher keine durchschlagenden Erfolge, was eine spürbare Effizienz bei der Regeneration betrifft.

Ich habe ein wenig wegen dieser "Sprinter-Muskelfasern" recherchiert und dabei nur bestätigt gefunden, daß diese tatsächlich länger zur Regeneration benötigen als die für die Ausdauer. Dazu kommt noch, daß sie nur für Einsätze von weniger als 60 Sekunden sind. Also ich verstehe wirklich nicht, was daran jetzt ein Vorteil sein soll, außer halt für Sprints und andere Leichtathletik, was ein Normalsterblicher kaum braucht (Carl Lewis hat 90 Prozent davon, aber der benötigt sie auch). Für alles andere braucht man mehr als 60 Sekunden, tanzen dauert ebenfalls länger. Und wenn man weniger Ausdauer hat und außerdem ewig zum Regenerieren braucht, ist das eigentlich eher ein Nachteil. Ich muß mich also sozusagen zwischen spaßorientiert und zielorientiert entscheiden. Entweder mache ich Sport, wann immer ich Lust dazu habe, und scheiße auf irgendwelche Ziele oder Fortschritte, bzw. darauf, wie schnell ich sie erreiche, und nehme außerdem Einbußen meiner Leistungsfähigkeit in Kauf, oder aber ich halte mich streng und diszipliniert an meine Regenerationspausen und werde dafür mit fantastischen Fortschritten belohnt. Was nun? Aber vielleicht sollte ich gar nicht so lange darüber nachdenken, sondern einfach ausprobieren, welches System besser für mich funktioniert. Ist ja keine Entscheidung auf Lebenszeit. Aber wenn ich daran denke, daß ich nach zwei Tagen meist schon wieder zappelig werde, wage ich gar nicht, überhaupt damit anzufangen. Eine freiwillige Woche Pause scheint mir wie eine unüberwindbare Hürde. Ich hätte nie gedacht, daß mich Pausen in meinem Leben mal so abschrecken würden. Aber vielleicht wäre es sogar gut, diese Hürde mit Meditation zu meistern?

Ich könnte natürlich auch ein zweiteiliges System einführen. Im Winterhalbjahr, wenn ich doch irgendwie oft weniger motiviert bin, wird zielorientiert trainiert, also mit wöchentlichen Pausen, und im Sommerhalbjahr spaßorientiert. Es wäre sicher mal interessant, dann die Ergebnisse von beiden Halbjahren zu vergleichen. Es gäbe weiterhin die Möglichkeit, eine Pause während meines Körpertiefs im Biorhythmus einzulegen, da fühle ich mich sowieso eher lustlos oder habe irgendwelche Beeinträchtigungen. Das wäre dann allerdings ein Rhythmus von zwei Wochen Training und einer Woche Pause. Vielleicht könnte man so eine Woche für andere Dinge nutzen, z.B. Aufschreiben der Choreos, was doch ziemlich mühselig ist. Meist lege ich mir zwar mein Heft zurecht, mag diese Arbeit aber doch nicht machen, und so liegt das Heft einen Tag, zwei Tage, drei Tage usw., bis ich irgendwann aus Angst, etwas zu vergessen, mich doch mal dazu aufraffe. Eine ganze Woche brauche ich allerdings dazu eigentlich nicht.
Und vermutlich mache ich weiter wie bisher, folge gar keinem Plan, sondern mache nur Pause, wenn mein Körper streikt, und ärgere mich weiterhin darüber, wenn es nicht richtig vorangeht. Ich hasse Trainingspläne!


1 Kommentar:

  1. Vielleicht sollte ich eine Blog-Challenge starten. Die Pausen-Challenge, während der ich regelmäßig berichte, wie gut es mir gelingt, Pause zu machen.

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