Bereits Donnerstag und Freitag habe ich von zu Hause geträumt. So etwas ist mir bisher noch in keinem Urlaub passiert, daß ich schon vor der Rückreise Heimweh bekomme. Normalerweise kann ich mich sogar relativ beschränkten Verhältnissen ziemlich gut anpassen, wenn denn die Umgebung stimmt und ich mich wohlfühle. Es könnte sein, daß es an der Jahreszeit lag, denn im Winter ist keine Stadt schön, wie meine Schwägerin meinte. Allerdings kann das nicht so hundertprozentig stimmen, denn ein Ausflug über die deutsche Grenze nach Ahlbeck und zurück, gab mir einen unmittelbaren Vergleich. Und Ahlbeck fand ich schön, sogar im Winter, was aber wahrscheinlich noch überhaupt nichts zu den Eindrücken im Sommer ist. Ich bin ja eigentlich nicht so der Verfechter deutscher Ordnung, aber dieser unmittelbare Vergleich hat mir doch gezeigt, daß ein wenig intelligente und geschmackvolle Ordnung das Wohlgefühl deutlich steigern kann. Aber davon später mehr. Dies war auch die Reise, vor der ich bisher den meisten Bammel hatte, weniger in Form von normaler Aufregung sondern wohl eher in Form negativer Ahnungen, wie z.B. >> dieser Alptraum zeigt. Und dieser Alptraum lag gar nicht so verkehrt, obwohl es natürlich nicht wirklich so extrem gewesen ist. Aber der Traum wollte mich wohl schon vorwarnen, daß diese Woche nicht ganz nach meinem Geschmack wird. Andererseits hatte ich ja kein Mitspracherecht, bzw. wurde nicht gefragt. Es sollte ein Schnupper-Kurpaket in Swinemünde/Polen sein (wenn ich hier den deutschen Namen schreibe, dann nur deshalb, weil ich den polnischen weder aussprechen noch schreiben kann) und dieses war bereits gebucht. Ich habe mir trotz meiner unguten Gefühle immer gesagt, es wird schon nicht so schlimm werden, denn schließlich werden sie dort ja auch wollen, daß die Kurgäste wiederkommen. Dazu kommt, daß meine Mutter eine Doku gesehen hatte, in der berichtet wurde, daß in Swinemünde direkt in der Stadt und am Strand überall Wildschweine herumlaufen und uns alle mit ihrer Panik vor den Wildschweinen verrückt gemacht hat.
Es ist ja ein bißchen tragisch, daß wir nun auf dieser Reise kein einziges Wildschwein getroffen haben. Stattdessen gab es jede Menge Katzen in der Stadt, was mich an sich ein wenig versöhnt hätte, wenn nicht in dieser Woche die meisten Tage so kalt gewesen sind, daß sich selbst die Katzen irgendwo ins Warme verkrochen. Und natürlich Möwen gab es, die sich dort gerne auf den Balkonen niederließen oder vergessene Frühstücksstullen vom Hof aufpickten. Im Prinzip ließe sich Swinemünde mit drei Worten beschreiben: Kurhotels, Baustellen und Möwen. Leider war dazu unser Hotel wenig heimelig, obwohl von außen eine altehrwürdige Strandvilla, so daß es drinnen ebenfalls nicht so viel Spaß machte. Der Eingangsbereich und die Gänge sahen zwar recht einladend aus, wenn auch mit der Besonderheit, daß es nirgendwo im ganzen Haus Bilder gab, außer in den Behandlungsräumen der Masseure, aber der Rest - die Zimmer und ganz besonders die Speiseräume (Cafe und Restaurant genannt) hatten ungefähr den Charme eines gehobenen Krankenhauses und einer Krankenhauskantine. Da die meisten Kurhotels wohl vorrangig von älteren Leuten frequentiert werden (allerdings waren auch einige jüngere und sogar ein Kind dort), war das Sportangebot bis auf ein Schwimmbecken mit 1,30 m Wassertiefe und ein "Wasserballett", wie meine Schwägerin die beschauliche Wassergymnastik für Senioren nannte, nahezu null. Nicht einmal einen simplen Yoga- oder Qi Gong-Kurs konnte man dort finden. Und besonders perfide - die Badtüren in den Zimmern waren nicht abschließbar. Sowas habe ich selbst in Krankenhäusern noch nicht erlebt. Da wird einem zwar immer gesagt, wann man nicht abschließen soll, wie halt kurz nach einer Op usw., aber man hat trotzdem die Möglichkeit, zu etwas Privatsphäre zu kommen. Als ich gestern völlig geschafft zu Hause ankam, habe ich mir erstmal Kerzen angezündet, meine Ofenattrappe erleuchtet und Sushi bestellt, um endlich wieder das Gefühl von Gemütlichkeit zu haben. Und jetzt muß ich mich von der Kur erholen. Ich hätte nie gedacht, daß sich eine Woche so in die Länge ziehen kann, als wären es drei Wochen. Aber das ist der ultimative Tipp für Sparfüchse: Nicht nur, daß man in Polen sowieso Kuren sehr preiswert bekommt, wenn man nur eine Woche bucht, kommt es einem trotzdem vor, als wären es drei Wochen, d.h. man spart sozusagen doppelt und dreifach. Positiver Nebeneffekt: Man freut sich endlich mal wieder so richtig auf zu Hause.
Ausblick aus unserem Hotelzimmer, inklusive Katzen und Möwen:
Oh, da kann ich Dein Heimweh gut nachvollziehen....
AntwortenLöschen:-)
LöschenOje, ist ja übel. Wenn's kalt-ungemütlich ist, macht das nach meinen Erfahrungen schon viel aus. März ist wohl noch etwas früh für diese Gegend dort.
AntwortenLöschenEhrlich gesagt glaube ich, daß es mir im Sommer dort ebenso ergehen würde. Es ist einfach nur ein Massenbadestrand ohne daß es sonst viel zu sehen gäbe, und sogar im Winter waren es schon Völkerwanderungen am Strand.
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