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Montag, 2. September 2019

Durchatmen

Heute ist das große Durchatmen angesagt, nicht nur was die Hitze anbetrifft. Diese Hitzewelle Ende August war ja sehr ungewöhnlich. Bedingt durch meinen Geburtstag beobachte ich seit mindestens zwanzig Jahren das Wetter um meinen Geburtstag herum immer sehr genau und normalerweise ist in den Tagen danach ein deutlicher Temperaturabfall hin zum Spätsommer zu verzeichnen. Mehr als 25 Grad wurden es also nie - das dürfte seitdem das erste Mal gewesen sein. Jetzt kann es aber meinetwegen bis Ende Oktober ein schöner Spätsommer werden, nur bitte nicht über 25 Grad.

Durchatmen kann ich auch, weil ich das letzte Wochenende und den Angriff eines Killerinsekts überlebt habe. Irgendwie war die Nacht von Samstag auf Sonntag sehr speziell, genauer gesagt, eine schreckerfüllte Horrornacht. Es war drückend und es lag viel Spannung in der Luft. Vielleicht hätte mir das schon eine Warnung sein sollen, nachts nicht auf den Balkon zu gehen, zumal ich merkte, daß auch die Wespen ziemlich unruhig sind. Deshalb habe ich erst die Wespen verdächtigt, als mich etwas in die Schulter stach oder biß. Da ich auf Wespenstiche überhaupt nicht reagiere, noch weniger als auf Mückenstiche, machte ich mir deshalb keine Gedanken weiter, sondern ging ins Bett. Doch bevor ich noch einschlafen konnte, merkte ich schon, daß ich mich immer seltsamer fühlte. Es begann an allen möglichen und unmöglichen Stellen zu jucken und meine Gesicht fühlte sich immer heißer und gespannter an. Als ich wieder aufstand sah ich die Bescherung: ein roter Ausschlag zog sich von den Füßen bis hinauf vermutlich zur Kopfhaut, denn die juckte ebenfalls und mein Gesicht sah völlig entstellt und aufgedunsen aus, mit einer Oberlippe wie ein Autoreifen. Lustigerweise hatte ich samstags noch zwei Stunden mit einer Bekannten telefoniert, die mir von ihrem Ausschlag erzählt hatte, den sie durch ein Antibiotikum erworben hatte, und daß die Leute im Bus alle von ihr abgerückt seien. Wäre ich jetzt in einen Bus gestiegen, wären die Leute vermutlich alle schreiend aus dem schon anfahrenden Bus gesprungen. Glücklicherweise hatte ich noch Cortisontabletten und Antihistamine da, was ich auch beides erstmal eingeworfen habe. Aber an Schlaf war nicht zu denken, deshalb lag ich nur die ganze Nacht total geschwächt und leidend herum, bevor am frühen Morgen die Symptome nachließen und ich noch 3-4 Stunden leichten Schlaf bekam. Gestern war ich dann den ganzen Tag völlig fertig, obwohl fast gar nichts mehr vom Ausschlag zu sehen war. Die Tabletten hatten volle Arbeit geleistet, aber weil ich abends nichts mehr genommen habe, waren heute wieder ein paar leichte Flecken zu sehen. So eine Reaktion auf einen Insektenstich hatte ich noch nie, auch bei den Bremsen nicht, wo ich ja normalerweise auf das doppelte anschwelle. Deshalb verdächtigte ich anfangs weiterhin die Wespen und dachte bei mir, irgendwann ist immer das erste Mal. Aber jetzt, wo die meiste Röte weg und alles abgeschwollen ist, sieht man deutlich, daß es kein Stich, sondern wiedermal ein Biß gewesen ist.

Ich habe keinen Schimmer, was das für Drecksviehcher sind, die mich nun seit zwei Jahren nachts im August überfallen und beißen. Im letzten Jahr war es ziemlich eindeutig eine Bremse, wie ich an der Reaktion gemerkt habe. In diesem Jahr war es eine völlig andere Reaktion, aber der Biss sieht auch sehr nach Bremse aus. Vielleicht habe ich ja einfach nur unheimlich viel Glück gehabt, denn wäre ich angeschwollen, wäre vermutlich auch mein Hals doppelt so dick geworden. Wer weiß, ob das gut ausgegangen wäre.
Irgendwie ist das nicht mehr normal, daß ich das nun dauernd auf meinem eigenen Balkon im 4. Stock habe, wo ich mich im August anscheinend nur noch unter Lebensgefahr nachts hinaus begeben kann. Früher hatte ich das mit dreizehn nur einmal in einem Möhrenfeld und sonst nicht mal dann, wenn ich in Wald- und Sumpfgebiet unterwegs war. Da fragt man sich auch, was die Hitze vielleicht so für Viehzeug aus den Tropen anzieht. Vielleicht war es ja auch eine springende Tarantel oder was weiß ich. Ich glaube, ich muß doch irgendwann nach Skandinavien auswandern. Aber selbst am Nordkap stöhnen sie ja schon über 30 Grad-Hitzeperioden, wie letztens in einem Reisebericht gesehen, und meinen, sowas hätte es früher nie gegeben.

Und mein Tageshorrorskop gestern so:

Ihr bester Tag! - Vormittag
Liebe und Angenehmes liegen ganztags in der Luft. Was Sie erwartet? Wunderschöne Stunden und sehr viel Spaß.

Oh ja, den hatte ich. Es gibt nichts besseres, als sich in die Schulter beißen zu lassen und eine viel zu heiße Nacht mit einem juckenden, brennenden Ausschlag am ganzen Körper zu verbringen!


7 Kommentare:

  1. Momentan sind immer mal wieder verschiedene Wanzenarten unterwegs - ich hatte letztens eine im Zimmer. Selbst wenn sie nur andere Insekten oder Säugetieren anfallen und normalerweise den Menschen meiden kann es schon mal vorkommen, dass sie zustechen. Man erkennt sie an einem Brustschild, das etwas verbreitert ist (Bild ist leider nicht ganz scharf, aber das beste was ich auf die Schnelle finden konnte)
    https://www.vonsulecki.com/Bilder_2019/09_2019/IMG_20190902_155428.jpg

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    1. Hm, nachts sehe ich das überhaupt nicht, was mich da anfällt. Kann geradezu alles gewesen sein.

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  2. uahh... gruselig... aber du bist nicht allein. Allerdings extreme Reaktion bei dir. Habe mich auch schon manche Nacht, bzw. den Morgen danach gefragt, welches Tier sich unbemerkt an mir zu schaffen gemacht hat, wenn man plötzlich so eine komische Pustel im Gesicht hat, die eindeutig kein Pickel ist, und man auch kein Sirren einer Mücke erinnert. Vorvorgestern tusche ich mir die Wimpern und traue meine Augen nicht, denke, ich habe einen Farbspritzer auf der linken Backe, nah am Ohr, so dunkelrotbraun, wische und rubble, und geht nicht weg. Setze die Brille auf, sieht aus wie ein Muttermal oder ein Altersfleck. Aber doch nicht über Nacht und so ausgeprägt! Dachte wirklich, jetzt kommen die Altersflecken über Nacht. Einen hab ich schon seit Monaten auf der rechten Backe, unten Richtung Kinn. Da schmiere ich jetzt eine "Anti-Flecken-Creme" von dm drauf, gegen Altersflecken! Ich bin doch noch nicht Neunzig! Also dann den vermeintlichen neuen Altersfleck überschminkt, er war ein bißchen wund, was ich meinem Gerubbel anlastete. Jetzt nach zwei Tagen abgeheilt, also doch irgendsoeine obskure Biss- oder Stichwunde und kein Altersfleck. Uff. Aber was das für ein Viehzeug ist... ich will es gar nicht so genau wissen, sonst juckt es einen schon bei der Vorstellung überall. Einfach ignorieren, die kühleren Tage werden es erledigen.

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    1. Wenn Lebensgefahr besteht, kann man das nicht einfach ignorieren. Auch bei so einem Ausschlag ist es nicht nur der Ausschlag, sondern der ganze Körper reagiert ja auf das Insektengift. Mein Kreislauf ist ziemlich im A... gewesen und sowas kann sich bis zu einem ernsthaften und lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock ausweiten. Das ist dann auch nicht besser, als wenn ich wie üblich bei Bremsenstichen auf das Doppelte am Hals angeschwollen wäre. Und allein dieser Gedanke, daß ich anscheinend im August anscheinend neuerdings nicht mehr ohne ernsthafte Gefahr für Leib und Leben zehn Minuten nachts draußen sitzen kann, macht mich extrem traurig.

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    2. wollte deine Reaktion auf das Tier auch nicht banalisieren!

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  3. Was für eine wundervolle Musik. Deine Lakaien ... kenne ich gar nicht.

    Was dich wohl gebissen hat? Klang ja gruselig. Vielleicht kannst du dich testen lassen? Man sollte schon wissen, wer oder was eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellt.

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  4. Die kommen eher aus der Gothic-Szene, sind deshalb weniger bekannt. Aber ich fische mir gerne überall die Perlen heraus.

    Ich bin mir im Grunde ziemlich sicher, daß es eine Bremse war, weil ich weiß, daß ich auf die allergisch reagiere. Allerdings schwelle ich normalerweise großflächig an und bekomme nicht so einen Ausschlag. Das fand ich etwas eigenartig, aber andererseits war es in Anbetracht der Lage des Bisses wohl verdammt gut so.

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