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Donnerstag, 12. September 2019

Taktlose Zeitgenossen

Gestern hat mich doch tatsächlich schon wieder etwas gestochen, diesmal in den Fuß,, nämlich eine Wespe. Es ist aber, wie sonst auch bei Wespen, nichts weiter passiert, so daß ich sogar tanzen gehen konnte, da der Stich nicht auf der Sohle ist. Also war der Biss des nachts Anfang September definitiv von einem anderen Drecksvieh. Heute ist der Stich allerdings ein klein wenig geschwollen und schmerzt etwas, so daß ich heute nicht unbedingt würde tanzen wollen. Die Kursleiterin hat mich dauernd gefragt, ob es weh tut, aber gestern habe ich noch nichts gemerkt und konnte ganz normal mitmachen.

Anfangs waren wir diesmal sogar insgesamt vier, wobei die vierte Person eine ältere Dame war, die die ersten beiden Male nicht dabei gewesen ist. Zum Aufwärmen machten wir eine witzige Übung, bei welcher eine Person sich in Pose stellte, die länger zu halten war, und die anderen diese Pose tänzerisch ohne Anfassen (zumindest theoretisch) erkundeten. Im Prinzip sah das dann praktisch so aus, daß die anderen um diese Person herumtanzten, wobei sich die Kursleiterin dabei sogar ausgiebig auf dem Boden herumrollte. Aber bei ihr sieht das dann wenigstens noch einigermaßen gut aus. Wenn ich auf den Knien um die Person herumrobbte, habe ich mich eher ein bißchen seltsam gefühlt und es sah wahrscheinlich auch seltsam aus. Als ich in der Pose stand, ist sie dauernd zwischen meinen Beinen durchgekrochen und hat mich dabei angerempelt, so daß ich aufpassen mußte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Denn dann wären wir wohl alle übereinander gepurzelt. Überhaupt hätte jemand unbeteiligtes, der das zufällig gesehen hätte, sich vermutlich sehr gewundert, was wir da machen. Danach durften wir ein bißchen frei tanzen, zumindest halbwegs, denn wir sollten uns dabei eine der Posen vorstellen.

Dann ging es wieder auf den Boden und da begann es schon der älteren Dame suspekt zu werden. Sie bemängelte, daß der Boden so hart sei und sie sich eine Matte wünschen würde, nur kann man sich auf einer Matte nicht wirklich bewegen, weil man dazu den rutschigen Boden braucht. Die Kursleiterin erklärte daraufhin, daß der Trick gerade darin bestehe, sich selbst so weich zu machen, daß der Boden nicht mehr hart ist. Mein erster Gedanke dazu war: das hat was von Kampfsport. Mein zweiter: hätte man mir das beim ersten Mal auf hartem Boden gesagt, hätte ich das vermutlich für ziemliche Spinnerei gehalten. Doch jetzt beim immerhin dritten Mal, glaube ich tatsächlich, daß da etwas dran ist, denn ich habe mich wirklich schon viel weicher gefühlt und ich möchte wetten, daß ich diesmal keine oder zumindest viel weniger und kleinere blauen Flecke habe. Außerdem habe ich inzwischen für mich selbst kleinere Tricks gefunden. Zum Beispiel fand ich es immer recht schwierig mich aus dem Seestern in den Schienbeinsitz zu rollen, weil man da nicht mit ausgestecktem Körper rollt, sondern sich zusammenklappt und quasi das meiste Gewicht hinten dran hängt. Wenn ich versucht habe, das alleine mit den Unterarmen zu schaffen, brauchte es schon ziemlich viel Kraft, um hoch zu kommen und nach dem ersten Mal auf dem Boden hatte ich davon sogar Muskelkater in den Unterarmen. Jetzt habe ich gemerkt, daß man sich ganz gut mit dem oberen großen Zeh vom Boden abstoßen kann, wenn man den Fuß etwas nach hinten verlagert, und schon geht es viel leichter und flüssiger, ohne daß man sich wie ein nasser Sack fühlt, der gleich wieder umplumpst.

Die ältere Dame merkte nun außerdem an, daß sie sich ja eigentlich immer gerne im Takt zur Musik bewegen möchte, aber das machen wir weniger. Die Musik ist eher nur im Hintergrund und gibt höchstens ein bißchen das Tempo vor. Das ist so im zeitgenössischem Tanz. Die Kursleiterin erzählte daraufhin, daß manche Zeitgenossen sogar so weit gehen zu sagen: Wir lassen uns doch von der Musik nicht diktieren, wie wir tanzen sollen, pfff! Wo kämen wir denn da hin! Das heißt, es wird gerne auch mal außerhalb des Taktes getanzt. Das hat bei mir jetzt allerdings die Frage aufgeworfen, wie das wohl bewerkstelligt wird, wenn eine Gruppe synchron tanzen soll, sich aber nicht am Takt der Musik orientieren kann. Bei uns passiert das bisher alles mit Ansage, aber ich vermute mal, daß dann normalerweise das Zählen ins Spiel kommt. Und ich hasse zählen, ich finde, das lenkt einen so blöd von der Musik ab. Aber gut, so lange ich nur diesen Kurs mache oder alleine tanze, muß das nicht mein Bier sein.

Schließlich ging es mit der Tanzchoreo weiter und da gab die ältere Dame irgendwann auf. Sie meinte, das ist nichts für sie, und spazierte hinaus, bzw. schaute uns vorher noch einmal bei einem Durchgang zu. Nun waren wir wieder nur zu dritt und werden sie wohl nicht wiedersehen. Ich muß sagen, ich kann sie gut verstehen. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste, selbst wenn ich jünger aussehe, und merke da schon schnell meine Grenzen bei bestimmten Bewegungen, zumal man viel mehr mit dem ganzen Körper tanzt, als z.B. beim Zumba. Außerdem meinte die Kursleiterin, daß man im Grunde keinerlei tänzerischen Vorkenntnisse für diesen Kurs benötigt, aber das empfinde ich überhaupt nicht so. Hätte ich diesen Kurs begonnen, bevor ich nun einige Jahre meine Fitness, meine Beweglichkeit, meine Koordination und meine Merkfähigkeit geübt habe, hätte ich als völliger Neueinsteiger vermutlich ebenfalls schnell aufgegeben. Es ist ziemlich anspruchsvoll, was wir machen, sowohl körperlich als auch geistig, und die Kursleiterin ist zudem ebenfalls anspruchsvoll. Deshalb kann ich ihre Einschätzung da nicht so recht nachvollziehen. Ich kann es mir nur so erklären, daß sie vielleicht bereits seit ihrer Kindheit tanzt und/oder Sport macht und sich deshalb nicht wirklich in völlig untrainierte Körper hineinversetzen kann. Das finde ich, wenn man neu und untrainiert mit etwas beginnen will, nicht so förderlich. Zum Glück hatte ich beim Zumba meist die Möglichkeit, zumindest teilweise über Intensität und Kraftaufwand selbst zu entscheiden, auch wenn man manchmal einen dummen Spruch von den Trainern bekommt, aber nur so konnte ich in meinem eigenen Tempo fit werden ohne mich zu überfordern und aufzugeben.

2 Kommentare:

  1. mysteriöse Einschätzungen und Ideale. Sich nicht von der (bösen bösen) Musik den Rhythmus diktieren zu lassen. Also sinngemäß. Sieht das interessant aus? Ich empfinde gerade bei einem absoluten "im Rhythmus sein" ein wahnsinnig erhebendes, ja euphorisches Gefühl, das über den Körper hinausgeht. Go with the Flow quasi. Die totale Einheit von Seele und Körper und dieser im wahrsten Sinne des Wortes metaphysischen Energie. Gehst du auch manchmal außerhalb von den eigenen vier Wänden und Kursen tanzen? Wenn nicht, können wir das sehr gerne mal machen. Ich am liebsten zu sehr guter Live Musik.

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  2. Na ja, das ist halt die extreme Fraktion, die gibt es ja in jeder Kunstrichtung. Da gibt es immer welche, die lieber die etablierten Regeln brechen, anstatt ihnen zu folgen. Allerdings wäre das beim Tanzen ebenfalls nicht mein Fall, weil ja Tanzen sehr körperlich ist und mir geht es genauso, daß mich die Einheit von Musik und Tanz quasi berauschen kann. Wie jetzt diese extreme moderne Variante aussieht, weiß ich gar nicht, denn sowas hat mich beim Anschauen bisher noch nie besonders interessiert. Inzwischen tanze ich sehr viel seltener irgendwo im Nachtleben herum als früher, weil ich ja jetzt genug andere Möglichkeiten zum Tanzen habe. Und ich finde es meist praktisch, zum Tanzen nicht mehr nächtelang aufbleiben zu müssen. Man wird eben älter und Schlafentzug stecke ich inzwischen nicht mehr besonders gut weg. (Hat aber vermutlich weniger mit dem Alter als mit den geschädigten Nerven zu tun.)Ja früher - früher habe ich manchmal eine ganze Nacht durchgetanzt und bin hinterher gleich zur Arbeit gegangen, uff - das kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, wie ich das gemacht habe.

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