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Donnerstag, 5. September 2019

Wenn die Oma tanzen geht...

Es war schon ganz gut so, daß ich mich trotz des Schrecks und meiner Niedergeschlagenheit gestern trotzdem nicht davon habe abhalten lassen, wieder zum Tanzkurs zu gehen. Das hat mich gut abgelenkt und mir schnell bessere Laune gemacht. Es bringt ja auch noch nicht wirklich was, wenn man im nachhinein dauernd darüber grübelt, was hätte sein können. Allerdings habe ich diesmal ziemlich viele spezielle Vorbereitungen getroffen. Über die Knie zog ich mir ein paar Bandagen, weil ich nach dem letzten Mal zwei kleine blaue Flecken vom Knien auf dem harten Boden hatte. Die waren zwar wirklich nicht groß, aber wenn ich sowas vermeiden kann, dann tue ich das doch lieber. In der letzten Nacht merkte ich außerdem, daß mir die andere Schulter weh tut, also die ohne Insektenbiß, und am Morgen sah ich es im Spiegel: ebenfalls ein recht großer blauer Fleck. Da bin ich wohl einmal vom Rollen aus dem Schienbeinsitz in den Seestern doch zu viel geplumpst. Ich sehe ziemlich ramponiert aus: eine Schulter der große rote Insektenbiß, die andere Schulter der blaue Fleck und an den Beinen auch noch blaue Flecken. Also irgendwie ist das schon Extremsport. Meinen Rücken rieb ich vorher mit einer Salbe ein, damit es hinterher weniger weh tut, und zu guter Letzt nahm ich noch eine halbe Cortison-Tablette, damit nicht in einem unpassenden Moment doch wieder eine Reaktion zum Vorschein kommt. Als mir hinterher bewußt wurde, was ich da eigentlich vorher alles mache, dachte ich so bei mir: Das ist ja wie bei einer Oma, die tanzen gehen will! Bandagen, Rheumasalbe und Tabletten - vielleicht sollte ich doch lieber beim Stricken bleiben....

Der Kurs gestern konnte auch gar nicht anders, als mich wieder auf andere Gedanken zu bringen, da wir nur zu dritt waren, inklusive der Kursleiterin. Da ist es natürlich besonders anstrengend, weil man quasi immer unter Beobachtung steht. Es hat allerdings auch Vorteile, weil man dann explizite Hilfestellungen erhält. Dafür ist das Loslassen beim Tanzen wieder schwieriger, weil man dann doch mehr im Kopf bleibt, da man in dieser Konstellation ja alles richtig machen möchte. Die andere, die da war, hat schon gesagt, daß sie die nächsten beiden Male fehlt. Ich hoffe mal, daß dann von den restlichen Leutchen wieder welche auftauchen. Die Aufmerksamkeit ganz alleine auf sich zu haben, stelle ich mir sehr ermüdend vor. Andererseits ist es dann in dieser Intensität vielleicht besonders lehrreich. Ich wollte ja lernen, aber halt auch das Tanzen und den Platz dort genießen können. Gerade die Choreo, wie wir sie bisher tanzen, ist so, daß man ziemlich viel Platz benötigt, damit man sie mit Vergnügen tanzen kann. Ich hatte vorher ein paar Sachen in der Küche geübt, aber da muß ich immer sehr meine Kraft zurückhalten, um nicht irgendwo anzustoßen, so daß man für viele Sachen gar nicht den richtigen Schwung hat. Gestern kam noch eine ausladende Beindrehung dazu. Wenn ich die in der Küche übe, habe ich gute Chancen, mit einem Wisch die Küchenanrichte leerzufegen (so hoch komme ich schon) oder aber mir den Fuß zu brechen.

Immerhin war die Kursleiterin zufrieden mit uns. Sie hat sogar aufgezählt, was wir schon alles richtig gut machen, aber das war so viel, daß ich es mir nicht gemerkt habe. Außerdem habe ich festgestellt, daß die Technik, wie ich mir Eselsbrücken baue, um schwierige koordinative Bewegungen hinzukriegen oder mir umfangreiche Bewegungen zu merken, auch gut geeignet ist, um mir die komplexeren Bewegungen der Choreo zu merken. Mit den Begriffen, welche die Kursleiterin benutzt, wenn sie nicht gerade bildlicher Art sind, kann ich nämlich meistens nicht viel anfangen. Wenn ich dann aber endlich herausgefunden habe, was sie will, kann ich mir hier ebenfalls einfach Figuren im Raum vorstellen, die ich um einen Fixpunkt oder eine Achse ausführe, und dann sitzt es. Diese bildhafte Denken in Figuren funktioniert bei mir so viel besser, als wenn ich erst abstrakte Begriffe im Kopf übersetzen muß.

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