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Sonntag, 24. November 2019

Kleiner Aufwand - große Wirkung und von der Subjektivität der Freiheit

Im Traum der letzten Nacht hatte ich einen sehr großen Berg Gold angehäuft, darunter sehr viele kurze und lange Ketten mit quadratischen Gliedern. Und alles leuchtete und glänzte. Hm, werde ich jetzt reich oder bin ich es gar schon? Ich träumte in der vergangenen Woche aber auch, daß mein ehemaliger höchster Chef von der Polizei gesucht wird, weil er etwas auf dem Kerbholz hat. Der Rest ist eher unspektakulär. Mein Rücken beschäftigt mich weiterhin, obwohl ich das Gefühl habe, daß sich die akute Blockade entweder bereits aufgelöst hat oder immer noch sehr langsam auflöst. Ich merke das an dieser speziellen Position - wenn ich auf der linken Seite liege, das untere linke Bein angewinkelt nach oben ziehe und das rechte Bein dahinter nur leicht angewinkelt nach unten fallen lasse - das war immer richtig schmerzhaft und ich spürte, wie es irgendwo am ISG zog und schmerzte. Komischerweise hatte ich mit so speziellen Übungen für das ISG, wie die Beine angewinkelt zur Seite fallen lassen oder das Knie des einen Beines über das andere fallen zu lassen, überhaupt keine Probleme und konnte die ganz normal machen. Inzwischen kann ich aber wieder auf der linken Seite liegen und das rechte Bein nach unten fallen lassen ohne daß es stark schmerzt und ich habe sogar schon so geschlafen.

Trotzdem spüre ich noch diverse Beschwerden seitlich vom Po oder am Übergang vom Beckenrand zum Rücken, sowie weiterhin ab und zu in den vorderen rechten Oberschenkel ziehend, und ich habe den Verdacht, daß es sich eher um muskuläre Verspannungen handelt. Den Grund kann ich auch njur vermuten und mir gehen so diverse potentielle Gründe durch den Kopf. Zum einen befürchte ich, daß vielleicht meine gesamte Statik im Eimer ist, da diese gelöste Blockade etwas ist, das mindestens bereits zehn Jahre bestanden hat, wenn nicht sogar mein ganzes Leben, wenn es vorher auch nicht, bzw. nur zweitweise Beschwerden verursacht hat und dazu kommt noch, daß ich in den letzten Monaten ordentlich an Pomuskeln zugelegt habe. Nach dem vielen Abnehmen war ja erstmal alles flach, aber inzwischen hat es sich dort wieder deutlich gerundet. Und da ich nur minimal erneut zugenommen habe, müssen das hauptsächlich Muskeln sein. Das zusammengenommen kann schon einmal eine völlig andere Statik bewirken. Weiterhin gab es mir zu denken, daß die Rückenschmerzen direkt einige Tage nach dem Horror-Insektenbiss aufgetreten sind, was mich veranlaßte zu fragen, ob da wohl eine psychische Komponente mitspielt und Todesangst quasi im  A.. sitzt. Natürlich könnten ebenfalls irgendwelche mistigen Erreger übertragen worden sein, aber normalerweise hört man dann immer, daß die durch den Körper wandern und verschiedene Gelenke befallen, sowie dazu andere Beschwerden auftreten. Ich habe bei >>Youtube einige Videos mit Trauma-Release-Workouts für den Psoas-Muskel gefunden und diese mal ausprobiert. War eine interessante Erfahrung, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß es viel verändert. Die banalste Ursache wäre natürlich die, daß ich einfach so an bestimmte Ausweichbewegungen und Schonhaltungen gewöhnt bin, daß diese bestimmte Muskelgruppen belasten.

Ich begann mich in den letzten Wochen genauer zu beobachten und stellte fest, daß ich gerade beim Vorbeugen eigentlich immer noch in dieselben Schonhaltungen gehe, die ich vor zehn Jahren bereits eingenommen hatte, als ich wirklich stark Rücken hatte. Ist ja auch klar, daß es weh tut, wenn beim normalen Abrunden des Rückens  und Vorbeugen sozusagen das Gewebe am ISG und den schmerzenden Punkten zieht. Allerdings ist der Schmerz ja nicht mehr so stark und deshalb kam ich auf den Trichter, mal auszutesten, ob ich mich theoretisch durchaus wieder normal vorbeugen und den Rücken abrunden könnte. Es war erstmal schwierig, bewußt das Becken nach hinten zu drücken und die unteren Wirbel abzurollen und auch immer noch etwas schmerzhaft, aber es ging und wenn ich es häufiger hintereinander tat, ging es immer besser und schmerzfreier. Deshalb begann ich das bei jeder Gelegenheit zwischendurch zu üben, also z.B. einfach wenn ich mich bei der Hausarbeit vorbeugen mußte oder auch nebenbei beim Kochen oder während des Weges durch den Flur. Ich hatte nicht das Gefühl, daß es, zumindest was die Schmerzen betrifft, so viel ändert, aber dachte mir, schaden kann es trotzdem nichts und hilft vielleicht, daß die Wirbel beweglich bleiben, wenn sie sonst schon immer geschont werden.
Witzigerweise sprach mich die Kursleiterin nach der letzten Contemporary-Stunde an und fragte mich: "Äh, S...., merkst du, daß du im Rücken weicher geworden bist?"
Ich war erstmal richtig erschrocken, denn es war, als würde sie sagen "Ich weiß, was du zu Hause getan hast!" Wow, daran sieht man mal wieder, daß sogar ganz kleine Übungen mit wenig Aufwand manchmal eine große Wirkung haben können.

Aber mich beschäftigt noch eine andere Kuriosität. Ich hatte nämlich vor ungefähr drei Wochen mal einen fast völlig schmerzfreien Tanzkurs und sogar den Tag darauf war ich noch völlig schmerzfrei. Ich schob es erst auf eine Schmerztablette, die ich vor dem Kurs genommen hatte, da ich nämlich da wirklich starke Beschwerden hatte und fast gar nicht hingehen wollte. Und ich wunderte mich und dachte: "Wow, die Schmerztablette wirkt aber extrem lange! Wie praktisch!" Doch leider, als ich die Male darauf genau deshalb ebenfalls eine Schmerztablette nahm, tat sich gar nichts und ich spürte null Wirkung. Deshalb frage ich mich, was bei diesem einen Kurs anders gewesen ist.
Und mir fällt tatsächlich etwas ein, das anders war. Es war nämlich das einzige Mal, wo ich mal kurz bei diesem Tanzkurs ausgelassen war und nur das machte, worauf mein Körper gerade Lust hatte. Dies aber nur deshalb, weil ich die Anweisung der Kursleiterin ignorierte, mir irgendetwas vorzustellen. Und das ist genau der Punkt, den ich in diesem Kurs wirklich vermisse, da ich gerade das am Tanzen schätze, daß man halt, speziell auch mit Hilfe der Musik, den Kopf mal ausschalten und den Körper machen lassen kann. Aber in diesem Kurs muß man irgendwie ständig im Kopf bleiben, entweder weil wir, wenn wir frei tanzen, uns etwas vorstellen sollen, oder weil wir bei der gemeinsamen Choreo immer die anderen beobachten, abwägen und bewerten müssen, um zusammen zu bleiben. Gerade wenn ich tanzen und mir dabei etwas vorstellen soll, merke ich, wie mich das ermüdet, ganz anders, als wenn ich mich einfach beim Tanzen der Musik hingebe. Sowas dagegen gibt mir meist richtig viel Energie. Mag sein, daß ich als Hochsensible das deshalb als so ermüdend empfinde, weil man ja sowieso schon oft viel zu viel, wenn nicht immer im Kopf, so doch in einer Zwischenwelt festhängt, wo man nicht ganz in seinem Körper ist. Ich habe quasi den ganzen Tag Gehirnfuck, da brauche ich es beim Tanzen nicht auch noch.

Und dadurch fehlt irgendwie auch die Möglichkeit, das was wir dort alles lernen, tatsächlich beim Tanzen richtig zu genießen, dabei ist genau das zuminderst meine Motivation. Ich könnte mir vorstellen, daß Profi-Tänzer, deren Motivation es zum Beispiel ist, einen bestimmten Auftritt zu haben und dafür ihr bestes geben wollen, kein Problem damit haben, ein halbes Jahr oder länger einfach hart zu arbeiten und zu üben, um dann den Auftritt zu genießen. Aber ich bin kein Profi-Tänzer und auf mich wartet kein Auftritt, deshalb ist meine Motivation die, für mich selbst neue Ausdrucksmöglichkeiten zu finden und zu lernen, damit ich diese dann aber auch so schnell wie möglich mit Musik genießen, ausprobieren und zelebrieren kann. Und das, was wir dort lernen an Bewegungen, finde ich total toll, es ist eigentlich genau das, was ich lernen wollte, aber von der Art zu Tanzen fühle ich mich dort eher unfrei. Das klingt irgendwie seltsam in Hinblick darauf, daß ja gerade die "Zeitgenossen" so viel Wert auf Freiheit beim Tanzen legen, aber ich empfinde das gar nicht als Freiheit, sondern mehr als eine Art Pseudounabhängigkeit, die zusätzliche "Belastungen und Aufgaben" mit sich bringt, die wieder neue Einengung bedeuten, zumindest wenn man in einer Gruppe tanzt. Stattdessen kommt es mir so vor, als wenn genau die Struktur der Musik mir die innere Freiheit gibt, den Kopf loszulassen und einfach zu genießen. Man kennt das ja auch, daß einem manchmal gerade Routinen und Struktur die Freiheit geben, sich einer bestimmten Aufgabe zu widmen ohne von anderen Dingen abgelenkt zu werden. Und im eher fragwürdigem Sinn kennt man es von Religionen oder Politik, daß manche Menschen es schätzen, wenn man ihnen durch vorgegebene Werte und Regeln eine Struktiur gibt, weil sie dann die Freiheit haben, nicht selbst denken zu müssen.

Aus diesem Grund muß ich wohl feststellen, daß zeitgenössischer Tanz nicht wirklich das ideale Genre für mich ist. Vermutlich würde ich mich nicht darauf spezialisieren oder es studieren wollen. Anderseits bin ich aber auch niemand, der viele Reglemetierungen und Regeln beim Tanzen mag, damit fällt Ballroom-Tanzsport schon mal ebenfalls flach. Mein Fazit, das ich daraus ziehe: Ich lasse mich unheimlich gerne von Musik reglementieren, so lange es kein Drill ist und es mir hilft, den Kopf abzuschalten, mag aber sonst nur Regeln, wenn sie für mich und meinen Ausdruck einen Sinn ergeben und ich ihnen deshalb gerne folge. Und Genre-Schubladen sind ebenfalls nicht mein Fall. Das mag ich gerade am Zumba so gerne, daß man da alles quer Beet verwursten kann, da stört es niemanden. Aber was würden zum Beispiel die Leute sagen, wenn zum Beispiel während einer Ballettaufführung, die Tänzer zwischendurch Hip Hop tanzen? Vielleicht gibt es mutige Choreografen, die sowas schon machen, aber ich schätze mal, beim üblichen Publikum für Ballettaufführungen würde das wohl nicht so gut ankommen. Zum Glück muß ich für mich ja keinerlei Rücksichten nehmen und ich werde da auch in meinen Choreographien immer hemmungsloser, wenn mir mein Herz sagt, daß ich einen Teil so und den anderen so tanzen möchte. Ich schätze es ebenso immer mehr, nur einen Teil des Stückes zu choreographieren und andere Teile offen zu lassen, um mich völlig frei zu bewegen, wenn das dort dann für mich  besser paßt. Früher war ich so, daß ich dachte - jetzt mußt du hier aber noch was finden und für diesen Teil etwas. Nun lasse ich es einfach so wie es ist, wenn ich merke, daß mir das mehr Spaß macht. Im Prinzip gleicht es damit in verblüffender Weise meinen früheren Erfahrungen mit Malerei und Zeichnung. Am Anfang war ich stets so, daß ich ewig an einem Bild herumgedoktort habe, weil ich es unbedingt perfekt haben wollte. Doch je mehr ich übermalt und verbessert habe, um so unzufriedener machte es mich, bis ich kaum noch Motivation verspürte. Als ich jedoch lernte, den Punkt zu finden, an dem ich loslasse und die Unvollkommenheiten und Unfertigkeiten als Einzigartigkeit zu sehen und zu schätzen, ließ ich mich gerne immer wieder von der inneren Wahrheit überraschen und konnte mich einfach an dem erfreuen, was da ist und daraus neue Ideen und neue Motivation schöpfen. Mir fällt auf, daß ich seltsamerweise dieses Problem beim Schreiben nie hatte. Da konnte ich immer relativ zeitnah loslassen, die Sachen für sich stehen lassen und es trotzdem gut finden.

Und was fange ich mit diesen neuen Erkenntnissen nun an? Definitiv ist es so, daß beim Tanzen mein Bedürfnis zu lernen zur Zeit wunderbar erfüllt wird - der Kurs ist wirklich ein Glücksfall, was das betrifft, während aber mein Bedürfnis nach den sinnlichen und leichten Freuden der Bewegung zur Musik irgendwie eklatant zu kurz kommt. Natürlich könnte ich sagen, ich lerne halt im Kurs und genieße zu Hause oder woanders. Aber zu Hause habe ich leider nicht wirklich den Platz und beim Zumba ist das, was ich lerne, auch nicht wirklich gefragt. Muß ich mich nun entscheiden oder kann ich doch noch beides unter einen Hut bringen? Bin gerade etwas ratlos.

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