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Samstag, 15. Februar 2020

Nachtrag zur Ewigen Blumenkraft

Aus dem Nachwort Dieter Fortes zu Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz - heute gefunden:

"Bei Joyce sind es eher endlose Redeschlachten, verlorene Monologe, die die Welt in stundenlangen Selbstgesprächen aus dem Blickwinkel des Helden und seiner Kumpane umkreisen. Schon Nabokov hat darauf hingewiesen, daß ein Mensch nicht ausschließlich in Sätzen denkt, sondern auch in Bildern, die Sprache des immerwährenden inneren Monologs also ihre Grenzen hat. Dos Passos' großräumige Panoramen, obwohl kunstvoll verflochten, sind in ihrer Aneinanderreihung von immer gleichen Schicksalen doch mehr der genauen Reportage verpflichtet. Die souveräne Virginia Woolf ist da eleganter, in den feinen Brüchen ihrer stilvollen Welt ist die Ironie zu Hause und der milde taldelnde Spott.
Döblin ist sarkastischer, direkter in seinem schlagfertigen Witz, diese Berliner Schnauze, die alles zuschanden redet, diese Komik, die aus dem Jargon kommt, der uns natürlich näher ist als die alkoholische Katholizität Dublins, die illusionslose Nüchternheit Manhattans, oder den wie kostbare Perlen vieldeutig schimmernden Sprachwelten der Virginia Woolf vor dem Hintergrund Londons. 

Die Kritik und die Literaturwissenschaft hat bisher viel Zeit und Lust und Scharfsinn auf das Dechiffrieren des Textes verwendet, und eine Änderung ist da nicht abzusehen. Es ist aber nicht wichtig, wo Mokka-fix nun wirklich seinen Laden hatte. Man wird den Alexanderplatz in Berlin nicht nach dem Döblinschen Roman wieder aufbauen, genau so wie man Dublin nach dem Ulysses von Joyce nicht wieder aufbauen könnte, wie es von seinen enthusiastischen Anhängern behauptet wird....
...Döblin , und damit zum Kern des Romans, erzählt wie Joyce in "Ulysses"  eine ganz alte Geschichte, er erzählt noch einmal die Geschichte des Christos, so wie sie vor ihm Dostojewski in "Der Idiot" erzählt hat."

Was jetzt der "Ulysses" mit der Geschichte des Christos zu tun hat, entzieht sich mir etwas, aber das liegt vielleicht auch daran, daß es bereits so lange Zeit her ist, daß ich das Buch gelesen habe.

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