Also fuhr ich von dort unverrichteter Dinge zurück und ging erst zu Edeka: Klopapier- und Nudelregale ratzekahl leer, auch bei den Konserven, Brot, Mehl und beim Tiefkühlgemüse kaum noch etwas zu finden, bei Eiern und Butter waren die Bioeier und die gute Weidebutter ausverkauft. So viel Panik schiebe ich aber noch nicht, daß ich mir selbst jetzt den anderen Müll kaufe. Mir fiel auf, daß es diesmal um diese Zeit extrem voll war, so wie sonst nur nachmittags und abends. Und dann die vielen Leute mit Handy am Ohr: "Du haben wir jetzt alles? Haben wir Klopapier? Weißbrot gibt es hier nicht mehr! Hast du bei dir "das und das" gesehen?" Danach bin ich zu Lidl, in der Hoffnung dort noch etwas zu bekommen, was es bei Edeka nicht mehr gab. Ein junger Mann stürmte aufgeregt in den Laden und fragte die Verkäuferin, ob noch Klopapier da wäre. Diese meinte lachend zu ihm, daß er Glück hätte, sogar eine halbe Palette. Der junge Mann war sichtlich erleichtert und meinte, er würde schon überlegen, mit Klopapier zu bezahlen. Ja, meinte die Vekäuferin, das wird die neue Währung! Ich verstehe gar nicht, warum die Leute sich so auf das Klopapier stürzen, denn überleben kann man notfalls auch ohne Klopapier. Deshalb habe ich meine Trage-Kapazitäten lieber für Lebensmittel genutzt und auf eine Packung Klopapier verzichtet. Schließlich bin ich weiter zu Netto, auch dort war das Klopapier ratzekahl weg. Aber dort bekam ich immerhin noch Weidebutter, Senf und Spinat.
Was ich jedoch nirgendwo mehr bekommen habe, war Hefe. Ich hätte noch gerne zwei Würfel gekauft, um notfalls Brot backen zu können. Zwar habe ich Trockenhefe da, aber die ist ziemlich alt, ich fürchte, die ist schon "tot". Natürlich kann man Brot auch ohne Hefe backen, aber wenn man den Teig erst tagelang liegen und säuern lassen muß, ist das nicht so toll, wenn man Hunger hat. Im Fall der Fälle geht aber ebenfalls ein schnelles Pfannenbrot mit Backpulver. Und falls überhaupt nix mehr geht, könnte ich von der Hof-Wiese Löwenzahn ernten und davon leben, aber erst letztens sind die wieder mit ihren Maschinen drübergerollt, schon mal vorbeugend, damit niemand davon ißt. Jedenfalls habe ich jetzt Butter und Suppengemüse eingefroren. Davon läßt sich zusammen mit getrockneten Hülsenfrüchten Eintopf machen und von einem großen Topf Eintopf, den man immer wieder streckt, läßt sich schon mal eine Woche leben. Außerdem habe ich in einigen Ecken noch Gummitiere zu liegen, die ich schon seit Jahren nicht mehr anrührte. Also wenn ich kurz vor dem Verhungern bin, sind die mein letzter Rettungsanker. Allerdings muß ich ehrlich sagen, daß ich dieses Zuckerzeug inzwischen so eklig finde, daß ich dazu vermutlich erst greifen würde, wenn der Hunger schon weh tut. Wahrscheinlich habe ich sie genau für solche Fälle aufgehoben und nicht weggeschmissen.
Interessant in diesem ganzen Chaos sind die unterschiedlichen Reaktionen, die es zu beobachten gibt. Da ist die Fraktion, in welcher jetzt sehr eindringlich an Solidarität und Rücksichtnahme appelliert wird, an sich nicht verkehrt, nur wer ein bißchen Ahnung von Massenpsychologie hat, der weiß, daß ab einen bestimmten Punkt Appelle nichts mehr nutzen. Der Überlebenstrieb bleibt immer stärker und nicht jeder kann seine Instinkte reflektieren und z.B. als übertrieben wahrnehmen und entsprechend anpassen. Aber ein ganz großes Hoch haben zur Zeit die Schuldzuweisungen. Trump macht es ja auch vor: Europa und Obama sind schuld. Aber während man von Trump sowas gewohnt ist und geradezu erwartet, sind die sich gegenseitig beschuldigenden Gruppen von an sich normalen Menschen schon fast witzig. Schuld sind jetzt die anderen, die Kontakte nicht vermeiden. Das Problem ist nur, daß es ohne ein Mindestmaß an sozialen Kontakten nicht geht, auch wenn das Internet so etwas gerne vorgaukelt. Ohne soziale Kontakte bricht der ganze Laden zusammen, d.h. es gibt eine große Masse von Menschen, die, indem sie weiter ihrer normalen Arbeit mit sozialem Kontakt nachgehen und sich damit auch selbst einem Risiko aussetzen, dafür sorgen, daß dieser ganze künstliche Mechanismus einer urbanen Gesellschaft nicht stehen bleibt. Stattdessen kann sich jeder mal an die eigene Nase fassen und sich fragen, wie er in den letzten Jahren mit sich selbst und seinem Immunsystem umgegangen ist. Der beste Schutz vor einem Virus ist nämlich nicht gemiedener sozialer Kontakt (Berührungen und Küsse stärken sogar das Immunsystem, was jetzt aber keine Anstiftung sein soll), sondern ein so starkes Immunsystem jedes Einzelnen, daß der Virus keine Chance hat, sich großartig zu verbreiten, weil er sich gar nicht erst in Wirten einnisten kann. Natürlich bleibt für alte und schwache Menschen immer noch ein Risiko, aber wo sich nichts verbreiten kann, wird auch dieses Risiko kleiner. Warum glaubt ihr also, wenn ihr denaturiertes Zeug in euch hineinstopft, das euch die Nahrungsmittelindustrie als Lebensmittel verkauft und auch ansonsten euren Körper schlechter als eure Autos behandelt, indem euch z.B. nicht nur die Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung scheißegal ist, sondern ihr eure Lungen gerne noch großzügig zusätzlich mit Zigarettenrauch schwärzt, daß andere schuld sind? Oder wenn ihr eure Krankheitssymptome mit den Medikamenten der Pharma unterdrückt, und glaubt, das sei "Gesundheit", statt wirklich das zu tun, was heilt? Wenn ihr die Kreisläufe der Natur unterbrecht oder forciert, die Umwelt zerstört und damit auch das Immunsystem der Erde? So ein Virus ist ein eindrückliches Exempel dafür, daß alles, was ihr euch selbst antut anderen ebenfalls antut. Und alles, was ihr euch selbst und anderen antut, habt ihr bereits längst der Erde angetan. Vielleicht sind die Viren ja einfach nur das Immunsystem der Erde. Ich glaube, es ist kein Zufall, daß sich dieses Virus als Angriffspunkt die Lunge ausgesucht hat, denn es hat genau diese Schwachstelle erkannt, die von uns so sträflich vernachlässigt wird, sei es gesellschaftlich in der Umweltpolitik oder privat. Und daß Raucher durch das Virus besonders gefährdet sind, zeigt nur, daß sie so wie die Alten eben mit zu den Schwachen einer Gesellschaft gehören. Eine Gesellschaft, die fast nur noch aus Schwachen besteht und dies sogar durch die Wirtschaft angekurbelt wird, ist natürlich ein gefundenes Fressen für einen Virus.
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