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Mittwoch, 1. Juli 2020

Summer-Playtime (6/2020)

Wie man vielleicht sieht oder auch nicht, bastle ich wieder an Choreografien herum. Das habe ich seit dem letzten Sommer nicht mehr getan, weil mir sowohl die Lust als auch die Konzentration dazu fehlten. Wobei mir ja auch, wenn ich Freestyle tanze, manchmal spontan zu bestimmten Passagen kleine Choreografien einfallen, die ich dann einen Tag oder auch mehrere tanze, aber später wieder vergesse. Und eigentlich hatte ich genau dafür angefangen, Videos aufzunehmen, muß aber feststellen, daß ich viel zu faul bin, mich später durch die Videos zu wühlen und dann auch noch anzusehen. Leider habe ich jetzt aber nichts mehr aufgeschrieben, so wie früher. Wäre eigentlich gut, ich würde mir das erneut angewöhnen, denn wenn man hinterher alles notiert, ist das zwar erstmal nervig und mit Arbeit verbunden, aber später findet man alles gut wieder und kann es ebenso schnell meist erneut nachvollziehen. Im Grunde geht es nur darum, wann ich eher gewillt bin, die Arbeit in Kauf zu nehmen - gleich hinterher oder erst, wenn ich etwas suche. Außerdem hat Aufschreiben auch den Vorteil, daß man so alles noch einmal im Kopf durchgeht und durch das Formulieren besser einprägt. Die Videoaufnahme hat sich dagegen eher als vorteilhaft herausgestellt, um etwaige Einfälle sofort anzuschauen und zu sehen, ob die jetzt tatsächlich das sind, was mir gefällt oder nicht. Damit habe ich bereits einen Haufen Zeit gespart, denn früher hatte ich manchmal Einfälle, die sich super toll anfühlten und an denen ich stundenlang geübt habe, bis ich später feststellen mußte - nun ja, hätte ich mir sparen können. Wobei auf der Fitness-Ebene im Grunde nichts umsonst ist, aber ich finde es trotzdem frustrierend, wenn sich die Arbeit nur in körperlicher Hinsicht auszahlt. Also nicht, daß ich etwas gegen einen straffen Body hätte, aber so unmittelbar nach dem Tanzen hätte ich ebenfalls gerne eine Belohnung für meine Mühe.

Der Körper ist schon ein recht eigenwilliges Instrument, wie ich ständig merke. Egal wie gut man ihn pflegt und nährt und fit hält, er wird trotzdem vollkommen und stets von den Gefühlen gesteuert und gehorcht dem Willen nur widerwillig. Darum also mal Freestyle und dann wieder Choreo, mal die eine und dann die andere Musik. Es geht seltsamerweise eben mal das eine und mal das andere besser. Natürlich kann man lernen, seine Bewegungen und seinen Körper bis zu einem gewissen Grad zu kontrollieren, aber trotzdem sieht man es beim Tanzen, wo man gerade weilt, und es ist immer ein ziemlich erschöpfender Kampf, seinen Körper dazu bringen zu wollen, etwas anderes zu zeigen und zu tun. Viel besser fuinktioniert es, ihn einfach den Bestimmer sein zu lassen, auch wenn das hin und wieder Pläne über den Haufen wirft. Aber ich schätze mal, das, was mein Körper beim Tanzen will, ist auch das, was meine Seele will, nicht jedoch das, was mein Kopf möchte. Vielleicht ist diese Erfahrung aber auch nur ein Zeichen meiner mangelnden Willenskraft, ha ha. Das wird es sein! Balletttänzer können mir deshalb jedenfalls leid tun, denn bei denen geht das natürlich nicht. Ähnlich sah das übrigens auch Isadora Duncan:

"Drei Stunden lang beobachtete ich gespannt die erstaunlichen Fähigkeiten der Pawlowa: Sie schien ein Geschöpf aus Stahl und Kautschuk zu sein, ihr wunderschönes Gesicht nahm den strengen Ausdruck einer Märtyrerin an, doch sie gönnte sich nicht einen Moment der Erholung.
Das Hauptziel dieses Trainings schien zu sein, die Bewegungen des Körpers völlig vom Geist zu trennen, denn der Geist kann diese rigorosen muskulären Anstrengungen nur ertragen, wenn er sich abschottet. Dies entsprach jedoch genau dem Gegenteil von all meinen Theorien, nach denen der Körper ein durchlässiges Medium für den Geist und die Seele wird.
Um zwölf Uhr wurde der Lunch serviert, aber die Pawlowa saß bleich und abgespannt bei Tisch und rührte die Speisen und den Wein kaum an. Ich dagegen muss gestehen, dass ich recht hungrig war und gleich mehrere Koteletts pojarsky verzehrte. Die Pawlowa begleitete mich in mein Hotel zurück und begab sich zu einer der endlosen Proben ins kaiserliche Theater, während ich mich erschöpft auf mein Bett warf und schlief und dem gütigen Schicksal dankte, das mich vor der Karriere einer Primaballerina bewahrt hatte."

("I've only danced my life - Die Autobiografie der Isadora Duncan")

Summer-Playtime

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