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Freitag, 23. April 2021

Dirty Secret

Bisher war in diesem Jahr das Angebot an Fernsehserien zur angenehmen Ablenkung, eher rar gesät. Deshalb habe ich mich nur an diese >>Mammut-Lesung des Romans "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Proust gehalten. Allerdings nicht so, wie ich es mir in meinem Jahresvorsatz vorstellte - das Entspannen habe ich meist wieder weggelassen und stattdessen höre ich die Folgen zum Brunch (wenn man schon alle Jahre mal einen winzigen Vorsatz macht). Doch jetzt geht's los - gestern lief die erste Folge der "American Horror Story 8", die ich noch nicht kenne. Und ich verrate euch mal mein kleines 'schmutziges' Geheimnis, also eigentlich nicht wirklich schmutzig, aber doch sehr untypisch für mich - ich bin "Grey's Anatomy"-Junkie, und das, obwohl ich Krankenhäuser absolut nicht mag und auch Ärzte lieber auf Abstand halte. Ich habe mich sehr lange geweigert, überhaupt irgendeine Arztserie (egal ob Comedy, Drama oder sonstwas) anzuschauen, deshalb weiß ich gar nicht, wie dieser "Ausrutscher" passieren konnte. Fakt ist aber, daß ich, als ich angefixt war, alle Staffeln von der ersten Folge an abgearbeitet habe. Normalerweise bin ich nur beim Tanzen gerne Drama-Queen, im Real Life und in Fernsehserien ist es nicht so mein Genre. Aber hier kenne ich alle Dramen und Tragödien, noch schlimmer und noch härter - Drama, Baby, Drama. Und die neue Grey's Anatomy-Staffel steht ebenfalls wieder an. Aber wenn ich jetzt dachte, endlich könne ich mal aus der Realität in andere Geschichten abtauchen - Pustekuchen! American Horror Story handelt von der Apokalypse - zwar durch Atomschlag, aber mein Gott, Isolation und Schutzanzüge machen keinen großen Unterschied, und bei Grey's Anatomy geht es um.....? Dreimal dürft ihr raten. Ich glaube, ich werde die Staffel aufnehmen und erst im nächsten Jahr oder noch später schauen. Zur Zeit brauche ich sowas nicht.

2 Kommentare:

  1. Zweiter Versuch.. im anonymen Modus ... die Security hat mich mit Googie nicht reingelassen.

    Oha ... Proust! Habe ich mir doch Anfang des Jahres vorgenommen, wollte ihn genießerisch verspeisen und verschluckte mich laufend, mein Magen fand ihn schwer verdaulich und als ich dann noch Verstopfung bekam, gab ich ihn zurück. Es kostete mich kein Extra, da das Digitale ( Onleihe) die Dinge heute in einem lebendigen und leichten Fluss bewegt. Nun denn ... ich habe doch immerhin Proust ein "Stückweit" in sein Innenleben geschaut. Das reichte mir.


    Und ich nahm einen neuen Anlauf. Martin, der Walser. Dieses Mal ließ ich mir vorlesen. Ich ging ziemlich weit mit dem "sterbenden Mann" auf sein Ziel zu, wartete dieses aber nicht geduldig ab, konnte den Grund für den geplanten Eingriff in den natürlichen Lauf des Lebens (meine Güte - Verrat durch einen Freund!) auch nicht nachvollziehen, nun denn... ich schaute mir zur Vertiefung auch noch einen Film über den alt gewordenen Autor an und fühlte mich zutiefst berührt.

    Es gab dann aber ein rasantes Abklingen meines Interesses, als der "Martin" - selbst Vorleser seines Buches - samt Schreibstil mir immer mehr auf den Senkel ging. Diese schwere Stimme mit dem dreimal um sich selbst gewickelten r, dieser verschwurbelte Denk- und Schreibstil, ich war es satt und spürte die zunehmenden Verdauungsbeschwerden. Schluss damit! Erneuter Abbruch. Macht ja nix, kost ja nix ... und jetzt?


    Jetzt flattern mir aus dem Nachlass meiner Dachgeneration stapelweise Briefe zu, die mir die Büchse der Pandora meines eigenen Seins eröffnen, deren Inhalt mich Stunden um Stunden fesselt und meine tausend Fragezeichen löscht. Eines nach dem anderen. Ich habe wohl bisher in meinem Leben noch nie eine so erhellende Lektüre mit so viel Heilungspotenzial vor Augen gehabt.
    Ein Puzzlestein fügt sich an den anderen.

    Ist der letzte Stein gelegt, werden wieder Geschichten anderer Menschen in meinen Fokus geraten.

    Dann darf es aber gern auch mal leichtere Kost sein (zwei Bände "Achtsam morden" liegen auf meinem Nachttisch und scharren mit den Papierhufen - amüsanter Stoff).

    Serien im TV? Darf mal die kluge Krankenschwester Betty sein, die Diagnosen besser formuliert als die ihr vorgesetzten Ärzte. Aber da ist ja gerade eine Staffel abgelaufen.

    Und dann ist da ja noch etwas Kurzweiliges, verfasst unter "süßem" nom de plume, morgendlich aufgerufen und zum Mitplaudern animierend. 😉

    Hab einen schönen Tag, Du tanzenden Wesen!
    Ich werde heute wieder maskenbewehrt versuchen, nicht in der Sintflut des Vergehenden zu ertrinken.

    Einen lieben Gruß,
    Ulrike

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    1. Proust ist in der Tat schwer verdaulich, deshalb schätze ich es um so mehr, daß ich nicht vergeblicherweise versucht habe, dieses Werk zu lesen, sondern es in kleinen halbstündigen Häppchen vorgelesen bekomme. Oberflächlich gesehen ist es ziemlich einschläfernd, aber zwischendurch gibt es so tiefsinnige Beobachtungen und Gedanken, die ich faszinierend finde. Nur das hält mich davon ab, abzubrechen. In der Kolumne wurde auch schon gesagt, daß dieser Roman eigentlich nicht mehr als übliche Frauenliteratur sei - halt Herzschmerz usw. Oberflächlich gesehen, von der reinen Romanhandlung, ist das tatsächlich so. Aber wenn das alles wäre, dann würde mich das Buch sowieso zutiefst langweilen. Doch da sind diese Zwischentöne, die dann doch deutlich mehr Niveau haben, als reine Herzschmerz-Seufz-Geschichten. Hab auch einen schönen Tag!

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