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Samstag, 4. Februar 2023

Belagerungszustand und tragbares Atelier

Mein begehbarer Kühlschrank funktioniert weiterhin wunderbar. Er ist sogar wieder kälter geworden. Nur die Beleuchtung ist etwas wechselhaft. So lange mein Nachbar wach ist, ist die Beleuchtung an, sobald er zu Bett geht, ist es duster. Dann muß ich tasten, was aber immer besser geht. Das erinnert mich ein bißchen an meine Christenlehre-Stunden, in welchen unsere Katechetin ein Spiel mit uns spielte, welches aus einem Beutel mit vielen verschiedenen Pappformen bestand, die Tiere, Gegenstände und mehr darstellten. Der Beutel ging reihum, jeder mußte die Augen schließen, eine Form herausfischen und erraten, was es ist. Wir mochten das Spiel ziemlich gerne und es ist ja auch nicht verkehrt, seine Sinne zu schärfen. Wenn ich noch ein bißchen übe, kann ich mich bald bei "Wetten daß?" anmelden, um fünfzig verschiedene Käsesorten anhand der Verpackung zu erfühlen. Meistens ist es der Käse, den ich nachts suche, da ich angefangen habe, abends ein bißchen Käse knabbern. Eier, Sardinen und Fleisch esse ich nicht jeden Tag, zudem auch nur 1-2 Mahlzeiten am Tag, und wenn ich nur Haferbrot, Kartoffeln, Linsen, Brokkoli, Nudeln oder gar wie zu Weihnachten Stolle, Lebkuchen u.ä. zu mir nehme, habe ich das Gefühl, ich bekomme zu wenig Eiweiß, weil ich dann nämlich ständig Appetit habe, selbst wenn ich eigentlich voll bin. Mir kommt es vor, als würde der Körper dauernd meckern: "Hallo??? Wo bleibt das Eiweiß? Kommt hier endlich mal Nachschub?" Ein Stückchen Käse und der Dauerappetit ist weg. Auch Muskelkater verschwindet so viel schneller. Ist eigentlich logisch, da der Körper ja vor allem Eiweiß für Reparaturen benötigt. In Hafer, Linsen, Butter und Kartoffeln ist zwar ebenfalls Eiweiß, aber anscheinend nicht genügend - vielleicht habe ich zu viel eiweißgierige Muskeln. Dabei ist meine Muskelmasse durch die Knieverletzung direkt etwas zurückgegangen, von 40,5 auf 40,3 Prozent. 

Inzwischen hänge ich auch meine selbstgemachten Brote auf den Balkon. Meist esse ich sie innerhalb von 2-3 Tagen auf, doch wenn ich mal nicht dazu komme, ist es ziemlich blöd, wenn es anfängt zu schimmeln. Das Brot wird natürlich eingepackt, schließlich sollen die Vögel nicht denken, sie bekämen eine Festtagsfütterung. Zumal ich sowieso wochenlang von einem Drosselschwarm belagert wurde, der sich überall auf den Bäumen vor meiner Wohnung verteilte und sehr exotisch bunt aussah. Leider waren sie zu weit weg, um sie genau zu sehen, deshalb versuchte ich mit dem Teleobjektiv an der Kamera einen Vogel einzufangen. Wenn ich auf den Balkon trat, flogen sie jedoch alle hoch und ließen sich einen Baum weiter nieder. Irgendwann blieb mal ein einziger Vogel sitzen und auf Grund des Fotos würde ich auf Wacholderdrosseln tippen. Wacholderdrosseln haben eine sehr delikate Art, sich gegen Feinde zu verteidigen. Sie werfen nämlich Kotbomben, und das so gezielt und heftig, daß die Feinde schon mal flügellahm zurückbleiben. Ich wüßte einige Orte auf dem Globus, denen ich gerne eine Schwadron Wacholderdrosseln vorbeischicken würde, um dort einen Hagel von Shitbomben abzuwerfen. 

In meiner Winterhöhle halte ich mich häufig auf meiner Schurwoll-Yogamatte auf, aber gar nicht nur um Yoga zu üben, sondern inzwischen lese und male ich auch darauf. Ich finde das irgendwie teilweise kuscheliger als auf dem Sofa oder Bett und gerade im Winter halte ich mich für Tätigkeiten überhaupt nicht gerne in der Küche oder im kleinen Schreibzimmer auf. Dort habe ich zwar einen winzigen Schreibtisch, wo auch ein Skizzenbuch draufpaßt, aber es ist einfach nicht gemütlich. Ich brauche meine Lichter, Kerzen und Felle um mich herum, wenn es dunkel ist, und auch das lange Sitzen auf Stühlen mag ich gar nicht mehr. Es ist irgendwie einengend. Und so bin ich auf die richtig gute Idee gekommen, mein Frühstückstablett als tragbares Atelier umzufunktionieren. Das stand nämlich nur rum, weil ich Essen im Bett hasse und auch sonst kein Tablett benötige. Ich besitze einen alten Malkoffer, aus welchem ich alle Ölfarben rausschmiß, da ich die eh kaum verwende und schon gar nicht im Wohnzimmer, und sortierte dort stattdessen meine Ölpastelle und Paint-Sticks ein. Wenn ich ihn auf das Frühstückstablett mit denn praktischen Henkeln stelle, kann ich ihn aufgeklappt überall hin herumtragen und auch abends wieder schnell wegstellen. Zudem haben, wenn ich eine der Schubladen ausziehe, sogar ein bis zwei Wasserfarbkästen darauf Platz. Mehr als Öl- oder Wachskreiden, Paint-Sticks, Stifte oder Wasserfarben würde ich im Wohnzimmer sowieso nicht in die Hand nehmen. Das Frühstückstablett fängt Farbkrümel auf, die eventuell entstehen und wenn ich den Malkasten runternehme, kann ich es auch zum Kleben und Basteln verwenden. Falls doch mal was daneben geht, ist es auf der Yogamatte nur halb so tragisch, da man sie im schlimmsten Fall leichter austauschen kann als den Teppichboden. Somit habe ich mein Frühstückstablett jetzt zu seiner wahren Bestimmung und zu seinem Lebenssinn geführt. Und ich ärgere mich ein bißchen, daß ich so lange mit dem Kauf einer Schurwoll-Yogamatte gezögert habe, denn ich liebäugelte damit bereits seit meinen Mittdreißigern, dachte aber immer - ach, brauchste nicht, hast ja Teppichboden. Inzwischen würde ich die Yogamatte nicht mehr hergeben. Nur schlafen würde ich wohl nicht darauf, da ich einfach zu sehr schöne Bettwäsche schätze.  

Tragbares Atelier

Wacholderdrossel

5 Kommentare:

  1. Sieht wirklich aus, als hätte das Tablett nie eine andere Bestimmung gehabt. Auch ein Altar! Kunst ist sowieso die schönste Religion... :-)

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    1. Ich bin wirklich froh, daß ich nicht so ein Extrem-Entrümpler bin. Zwar kann ich mich recht gut von Dingen trennen und sammle nicht alles, aber da ich weiß, daß ich in meinen aktiven Phasen manchmal die seltsamsten Ideen bekomme, für welche ich ganz dringend dieses oder jenes brauche, hebe ich doch auch einiges auf, das evtl. noch nützlich sein könnte. Und besonders freut es mich, wenn ich bestimmte unbenutzte oder alte Gegenstände einer neuen praktischen Verwendung zuführen kann. So z.B. auch bei der Plastk-Krempelvase, die ich mal geschenkt bekam. Lag bloß rum und gefiel mir nicht. Jetzt hängt sie als ein Ohrringe- und Haarspangenhalter im Kleider- und Badschrank. Die Ahorn-Bretter aus meinen alten wuchtigen Kleiderschränken nutze ich heute noch, um Zwischeneinlagen für andere Schränke zu sägen und die Schranktüren dienen als Hängeboden. Hübsche Schokoladendosen sind sehr praktisch, um darin Malkreiden aufzubewahren usw. :-)

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  2. Schokoladen- und Pralinendosen benutze ich auch so, eine ovale von Leysieffer für Filzstifte und eine nostalgische, magentafarbene von Lindt für Wasserfarben :-)

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    1. Die Dosen von Lindt sind auch sehr hübsch. Zu blöd, daß ich keinen Zucker esse, bzw. kaum, und Lindt besonders gräßlich süß finde. Selbst kaufen würde ich mir sowas deshalb nicht. Aber wenn man mir unbedingt Schokolade schenken möchte, dann doch bitte in einer hübschen Dose, über die ich mich freuen kann, am besten klappbar. Ich habe bisher nur diese hier: https://flic.kr/p/2nrYQtC, https://flic.kr/p/2nrZVTE

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  3. Auch sehr süß, mit den Engelein! Ich schätze, ich hab mir die Dose von Lindt mal gekauft, weil ich die Dose haben wollte, und die kleinen Pralinen billigend in Kauf genommen :-)

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