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Freitag, 24. November 2023

365 Tage Musa Dagh

Endlich habe ich >>"Die vierzig Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel auslesen können. Zum Buch selbst will ich gar nicht so viel sagen, denn es ist ja eh schon berühmt dafür, erstmals das Thema des Völkermords an den Armeniern durch die Türken aufgegriffen zu haben und beruht auf wahren Ereignissen. Für mich persönlich waren es 365 Tage Musa Dagh - so ungefähr, denn ca. um diese Zeit begann ich im letzten Jahr den Roman zu lesen. Zwischendurch hatte er bei knapp 1000 Seiten hier und da einige Längen, weshalb ich immer mal wieder die Lust verlor und z.B. im Sommer ganz andere Sachen las. Doch die Geschichte an sich ist überaus fesselnd und ziemlich unglaublich, weshalb ich mich beim Lesen ständig fragte: Warum gibt es eigentlich noch keinen Film darüber? So eine Story würde sich doch kein Filmemacher entgehen lassen. Oder doch? Das beschäftigte mich so sehr, daß ich ein wenig nachforschte. Aber ich mußte gar nicht lange suchen, denn auf Wikipedia fand ich schon die Erklärung. Das Werk ist 1933 erschienen, wurde aber bereits nach drei Monaten von den Nationalsozialisten verboten und verbrannt, ob nun auf Druck der türkischen Regierung in Ankara oder wegen Werfels jüdischer Herkunft, darüber kann man spekulieren. In der Türkei wurde das Buch 1935 verboten. Im Exil in New York dagegen wurde Franz Werfel von den Armeniern gefeiert. In einer armenischen Kirche sagte ein Priester während einer Predigt: „Wir waren eine Nation, aber erst Franz Werfel hat uns eine Seele gegeben.“ 

Doch bis heute scheint es Kreise zu geben, die das Buch am liebsten in der Versenkung verschwinden lassen würden. 

>>"Noch bevor der Roman auf Englisch veröffentlicht wurde, sicherte sich Irving Thalberg von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) die Filmrechte an Die vierzig Tage des Musa Dagh. MGM begann 1934 mit der Vorproduktion und besetzte den aufstrebenden Jungstar Clark Gable für die Rolle des Gabriel Bagradian. Als Ende 1934 in der Hollywood-Presse Berichte über den Film erschienen, wurde der türkische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Mehmed Münir Ertegün, von seiner Regierung angewiesen, den Film zu verhindern. Als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches war die Türkei darauf bedacht, jede Erwähnung des Völkermordes an den Armeniern zu unterdrücken. Ertegün intervenierte bei dem US-Außenministerium. Der Produktionschef von MGM wollte den Film dennoch produzieren. Im Gespräch mit einem MGM-Offiziellen drohte Ertegün daraufhin: „Wenn der Film gemacht wird, wird die Türkei eine weltweite Kampagne gegen ihn starten. Es entfacht die armenische Frage neu. Die armenische Frage ist geklärt.“ Angesichts darauf folgender Boykott-Androhungen in der türkischen Presse gegen die „jüdische Firma“ MGM und ihr „feindliches“ Filmprojekt gab Louis B. Mayer von MGM den türkischen Forderungen schließlich nach und verfolgte das Filmprojekt nicht weiter."

Was für eine Schande! Eine Verfilmung mit Clark Gable, das wäre es doch gewesen! Schade, schade!

MGM hat später die Rechte verkauft und es kam 1982 nur zu einer amerikanischen, relativ unbekannten Low-Budget-Produktion. 2006 bemühte sich Sylvester Stallone um den Stoff und 2009 Mel Gibson - beide gaben wegen Email-Kampagnen türkischer Interessengruppen gegen die jeweiligen Projekte auf. Die Türkei scheint bis heute nicht viel von Aufarbeitung zu halten, denn als 2016 der Deutsche Bundestag die Massaker von 1915/1916 als Völkermord einstufte, beschwerte sich der türkische Staatspräsident heftig darüber. Interessant finde ich auch, daß man auf Wikipedia eine Seite des handschriftlichen Manuskripts sehen kann, worin Werfel eigenhändig die Kulissen zur Geschichte zeichnete. So ein paar Zeichnungen in den knapp tausend Seiten hätten das Buch sicher etwas aufgelockert, waren in meiner Ausgabe aber leider nicht mit enthalten. 

Werfel musa dagh

4 Kommentare:

  1. Tja, ist schon unheimlich, wie die Türkei hofiert wird und was sie alles durchsetzen kann. Dabei ist sie quasi die Nachfolgeorganisation des Osmanischen Reiches, das bestimmt nicht zimperlich handelte. Sklaverei war an der Tagesordnung. Aber einen fast kompletten Völkermord einfach so wegzuwischen mit den Worten: "Die armenische Frage ist geklärt.“ Das ist entsetzlich, grausam und unbeschreiblich.
    Ich denke mal, dass E das OR wiederherstellen will, MIT Europa dieses Mal. Zur Not lässt er ein paar Millionen syrische Flüchtinge auf uns los.
    Lieben Gruß und viel Glück

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    1. E halte ich nicht für die wirkliche Gefahr. Ich glaube, da stecken ganz andere, globale Kräfte dahinter, die ihre Ziele damit verfolgen. Im Grunde sind doch alle Regierungen, bzw. fast alle, nur noch Schachfiguren. In anderen Ländern lassen sie es sich allerdings nicht so unverfroren anmerken wie unsere deutsche Regierung. Danke, daß du mir viel Glück wünschst, ich weiß zwar nicht wofür, aber ich nehme es einfach mal und hebe es für die nächste Gelegenheit auf. ;-)

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  2. Will ich auch noch lesen, aber ob ich es noch schaffe, erscheint mir zweifelhaft.

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    1. Na ja, es liest sich eigentlich relativ schnell, wenn man denn die paar Längen wegläßt.

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