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Freitag, 26. April 2024

Meisenbrut und Schatten der Vergangenheit

Als ich heute nur einen Schritt auf den Balkon tat, setzte sogleich ein Meisen-Schimpfkonzert vom Baum her ein. Nanu, wunderte ich mich, denn die Blaumeisen flogen schon immer fleißig bei mir ein und aus, haben aber noch nie so ein Theater gemacht, wenn ich durch die Tür komme. Ich war außerdem der Meinung, daß die in dem Nistkasten nur ihre Wintervorräte lagern, weil sie da im Winter immer rein fliegen, aber ich noch nie mitbekommen habe, daß dort wirklich drin gebrütet wird. Nachdem das Schimpfkonzert etwas nachgelassen hatte, hörte ich jedoch sehr verdächtiges Fiepen aus dem Nistkasten. Klingt sehr nach einer hungrigen Blaumeisen-Brut! Schade, daß das Loch zu klein ist, um mal hineinzuschmulen. 

Immerhin scheinen damit die Blaumeisen die Kampfhandlungen, die zeitweise um meinen Balkon stattfanden, für sich entschieden zu haben. Es waren nämlich auch schon länger keine Ringeltauben zum Balzen mehr da. Und ich habe einige handfeste Auseinandersetzungen zwischen Ringeltauben und Blaumeisen mitbekommen. Einmal saß das Taubenpärchen auf dem Vogelhäuschen und eine Blaumeise nur einen Meter entfernt auf der Balkonkastenumzäunung, die sich aufplusterte und aufplusterte und schimpfte wie ein Rohrspatz. Die Tauben guckten eine ganze Weile nur dumm, bis eine von ihnen ihre mächtigen Schwingen hob und ebenfalls auf die Umzäunung flog. Sofort war von der Meise nichts mehr zu sehen. Aber wie man sieht, so schnell geben die nicht auf. 

Allerdings können sie morgen oder spätestens übermorgen dann lange schimpfen. Es soll nämlich endlich wärmer werden und nun müssen unbedingt die vielen Pflanzen auf den Balkon, die noch in meiner Küche herumstehen. Heute ist ein weiterer großer Schwung von Töpfen dazu gekommen. 

Kürzlich suchte ich in der Datenbank meiner Blogbeiträge einen ganz bestimmten Eintrag. Diesen gesuchten Eintrag fand ich nicht, aber dafür einen anderen, der aus meinem Arbeitsleben stammt und es wert ist, noch einmal gepostet zu werden:

"Am Morgen im Bus fühlte ich mich auf komische Weise irgendwie im falschen Film, besser gesagt in einem Zombiefilm, jedenfalls stark an meinen gestrigen Traum erinnert. Mir war, als würde ich in einem Zombiebus fahren. Vor meiner Nase, egal wohin ich mich wendete oder stellte, tappte ständig mit wabernden Knien so ein bärtiges großes Extra vor mir herum, das mich überhaupt nicht zu bemerken schien. Ein anderes blasses Etwas kippte von ihrem Sitz fast vornüber und einer sah aus, als wäre er gerade als Alkoholleiche wiederauferstanden. 

Auf Arbeit erreichte mich der neue Aktionsplan Sexuelle Vielfalt, der seinem Namen aber nicht gerecht wird, da er nur einige Fortbildungsworkshops zum Thema Trans**** beinhaltet. Beim Titel dieses Aktionsplans hätte ich eigentlich auch Workshops in SM, Tantra und der Tibetanischen Himmelsschaukel erwartet. Demnächst soll außerdem eine groß angelegte Mitarbeiterbefragung zum Thema "Arbeit und Gesundheit" stattfinden. Herr N. bemerkte daraufhin richtigerweise, daß da ja schon in der Fragestellung etwas nicht stimmt, denn Arbeit und Gesundheit könnten niemals zusammenpassen. Die Ergebnisse sollen angeblich anonymisiert ausgewertet und entsprechende Veränderungen zur Gesundheitsvorsorge eingeleitet werden. Da frage ich mich aber, wo die das viele nötige neue Personal hernehmen und wie sie es bezahlen wollen, damit man nicht dauernd für den unsichtbaren Zweiten mitarbeiten muß und vielleicht auch mal die Erlaubnis bekommt, weniger Stunden zu arbeiten. Stattdessen wird wahrscheinlich nur noch ein zusätzlicher Defibrillator angeschafft, damit sichergestellt ist, daß man seinen Herzinfarkt wenigstens überlebt und schnell wieder auf den Beinen ist."

Das war am 18.10.2010. Ich glaube, diese Mitarbeiterbefragung "Arbeit und Gesundheit" habe ich gar nicht mehr mitgemacht, weil meine Gesundheit schon im Eimer war, ich im Dezember meine erste Diagnose bekam und die Chemos begannen. 

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