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Donnerstag, 12. Juni 2025

Gestern wie heute

"Niemals hat man das Leben so geringgeschätzt. Früher, wenn ich mich im Gefängnis zeigte, flößte ich selbst dem Kühnsten Schrecken ein; wenn ich heute auf dem Flur oder in der Kanzlei der Concergierie Gefangenen begegne, so scheint kein einziger daran zu denken, daß ich morgen vielleicht seinetwegen kommen könnte; er lächelt mir zu, und dieses Lächeln macht einen seltsamen Eindruck  auf mich. Ich habe mich mit dem Schrecken, den wir einflößten, vertraut machen können, aber viel schwerer ist es, sich daran zu gewöhnen, Leute zur Guillotine zu fahren, die sich dafür bedanken... In der Tat, wenn man sie alle, die Richter wie die Gerichteten und die Angeklagten, sieht, so glaubt man sie von einer Krankheit befallen, die man den Todeswahnsinn nennen könnte. Wo und Wann wird das enden?...

8. Ventôse (ein Monat des neu eingeführten Französischen Revolutionskalenders - Anmerk.). Wir hatten heute drei Karren zu fahren, Verurteilte jeden Alters, jeden Geschlechts und jeden Standes; Männer, Frauen, Greise, Tagelöhner, Adlige, Priester und Kaufleute, fünfzehn im ganzen. Unterwegs schrien einige: "Bravo!", andere: "Das lasse ich mir gefallen!" - Wenn die Narrheit der Menschen einmal zum Ausbruch gekommen ist, so bleibt sie auch nicht mittelmäßig. Es gibt Menschen, die so unsinnig sind, es für eine Ehrensache zu halten, daß Paris in diesem Punkt nicht hinter den Departements zurückbleibe. Sie sagen, in Lyon und Nantes werden Hunderte zum Tode geführt, wir müssen Tausende hinrichten. Die Zahl derjenigen, welche so denken, ist freilich nicht groß, aber sie lassen sich offen sehen und machen Lärm; die rechtschaffenen Leute dagegen verstecken sich und schweigen."

(aus "Die Tagebücher der Henker von Paris 1685 - 1847" - Provisionslink)

Wenn man die Tagebücher der Henker von Paris liest, bekommt man den Eindruck, der Scharfrichter während der Französischen Revolution war noch einer der Normalsten von allen. Es gehört anscheinend zum Menschsein mit dazu, daß es immer mal wieder Phasen des kollektiven Wahns gibt. Und die Muster gleichen sich zu allen Zeiten. Immerhin scheint man jetzt neben dem BSW auch in einigen Kreisen der SPD Courage gefunden zu haben und fordert eine Rückkehr zur Entspannungspolitik:

>>"Eine Rückkehr zu einer Politik der reinen Abschreckung ohne Rüstungskontrolle und der Hochrüstung würde Europa nicht sicherer machen. Stattdessen müssen wir wieder an einer Friedenspolitik mit dem Ziel gemeinsamer Sicherheit arbeiten.

Vielen scheint gemeinsame Sicherheit heute illusorisch. Das ist ein gefährlicher Trugschluss, weil es zu einer solchen Politik keine verantwortungsbewusste Alternative gibt. Dieser Weg wird nicht einfach sein. Vor echten vertrauensbildenden Maßnahmen braucht es deshalb zunächst kleine Schritte: die Begrenzung weiterer Eskalation, den Schutz humanitärer Mindeststandards, erste technische Kooperationen etwa im Katastrophenschutz oder der Cybersicherheit sowie die behutsame Wiederaufnahme diplomatischer Kontakte. Erst wenn solche Grundlagen geschaffen sind, kann Vertrauen wachsen – und damit der Weg frei werden für eine neue europäische Sicherheitsarchitektur. Auch der öffentliche sicherheitspolitische Diskurs muss dazu beitragen."

Hier kann man das SPD-Manifest unterstützen: 

https://www.openpetition.de/petition/online/unterstutzung-des-manifests-der-spd-friedenskreise?

zitat-politiker-die-dogmen-huldigen-oder-ihren-platz-auf-einem-podest-staatsmannischer-unfehlbarkeit-willy-brandt-106032

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