Oha, arte hat es sich wohl heute zum Ziel gemacht, einen langen Putin-Panik-Abend zu veranstalten. Auf dem Programm stehen: "Putins Giftmischer" - über die Giftanschläge auf Kritiker des Kremls, "Russlands Seemacht - Die Strategie der fünf Meere", über imperiale historische Pläne des Zarenreichs, die heute von Russland weiterverfolgt werden, "Putins Griff nach Afrika" - über den Einfluß Russlands auf Afrika und die Unterstützung terroristischer Regime, "Tracks East" über den russischen Songcontest und wie Russland über Kultur versucht, seinen Machteinfluß zu vergrößern, und zum krönenden Abschluß "Abgetaucht" - über Systemkritiker in Russland, die Angst haben müssen, verhaftet, verurteilt und geächtet zu werden.
Ziemlich einseitig. Geht es vielleicht noch penetranter? Wie wäre es mal mit einem langen Vor der eigenen Haustür Kehr-Abend? Aber dazu würde ein Abend nicht mal ausreichen, da bräuchte man wahrscheinlich ein ganzes Wochenende. Auf dem Programm könnten stehen: "Die Giftmischer des Westens" - wie der Westen die Arzneimittelsicherheit aushebelt und Milliarden für skrupellose Pharmakonzerne ausgibt, um die eigene Bevölkerung zu vergiften und krank zu machen, "Die Strategie der NATO-Umzingelung" - wie die NATO immer mehr in den Osten und die angrenzenden Länder zu Russland vorgedrungen ist, um Russland zu umzingeln, anschließend eine Doku über die imperialen Pläne Netanyahus in Israel, danach Dokus über jeden der imperialen Kriege Amerikas (das wird lang!), die nächste Doku könnte heißen "Der Griff des Westens auf globale Ressourcen" - darüber, wie der Westen afrikanische Länder von eigenen Konzernen abhängig macht, indem er sich die Rechte auf Ressourcen sichert, z.B. auf sauberes Wasser, und dies als "Entwicklungshilfe" bezeichnet und wie er die Menschen dort als Versuchskaninchen mißbraucht, danach eine kleine Kulturdoku darüber wie beim Eurovision Song Contest mit zweierlei Maß gemessen wird, indem Länder mit unerwünschten Kriegsaggressoren ausgeschlossen werden, während Länder mit erwünschten Kriegsaggressoren gerne weiter mitmachen dürfen, und zum Abschluß eine Doku "Konjunktur der Bademäntel" - wie in Deutschland Menschen, die Majestätsbeleidigung begangen haben, indem sie satirische Memes über Politiker teilen, Hausdurchsuchungen fürchten müssen, wie Regierungskritiker als "Nazis" verunglimpft und deshalb von einem Teil der Bevölkerung geächtet werden, daß sie Kontensperrungen, Jobverlust, Ausgrenzung und Schlimmeres zu befürchten haben, daß Denunziationsstellen wie Pilze aus dem Boden schießen und die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr glaubt, eine eigene Meinung haben und diese auch ohne Schaden äußern zu dürfen. Ich wette, wer sich ein Wochenende lang oder auch nur einen Abend lang hätte damit berieseln lassen, der würde vermutlich freiwillig zu Fuß nach Moskau laufen.
"Die Deutschen entgingen dem ihnen zugedachten Schicksal. Noch rechtzeitig brach ihr Widerstand zusammen. Im März 1945 war es Leo Szilard klar, daß die Atombombe, wenn überhaupt, nur noch gegen Japan eingesetzt werden konnte....Natürlich kannte Einstein die Rolle Heisenbergs im deutschen Uranprojekt. Schon 1944 hatte ihm Born geschrieben, daß Heisenberg mit Volldampf für die Verbrecher arbeite, und nach dem Krieg meinte Born sogar, sein einstiger Schüler sei "nett und klug wie ehedem, aber doch merklich angenazit". In Wirklichkeit schauderte Heisenberg vor dem Gedanken, seinem "Führer" eine Atombombe in die Hand zu geben, und hat die von ihm geleiteten Entwicklungsarbeiten ganz auf das Ziel Atomreaktor ausgerichtet. Niemand freilich weiß, wie sich Heisenberg und seine Mitarbeiter verhalten hätten, wenn der Befehl gekommen wäre, auf schnellstem Wege eine Atombombe zu bauen.
Glücklicherweise haben die nationalsozialistischen Führer die Bedeutung der Wissenschaft nie begriffen, und deshalb haben sie sich um das deutsche Uranprojekt nicht gekümmert. In seiner ideologischen Verblendung hielt Adolf Hitler die moderne Physik für eine "jüdische Mache". Es war ihm unvorstellbar, daß aus ihr eine ganz neue Technik und eine ganz neue Waffe hervorgehen könnten.
... Vor der Academy of Sciences hielt J. Robert Oppenheimer eine aufsehenerregende Rede. Er begann mit dem Satz: "We have created an evil thing." Oppenheimer erwartete eine Senkung der Herstellungskosten um einen Faktor 1000 und im Fall eines Atomkriegs 40 Millionen Tote in den Vereinigten Staaten. Daraus zog General Leslie R. Groves, der militärische Leiter des "Manhattan Project" den Schluß, daß die überlebenden 80 Millionen den Krieg immer noch gewinnen könnten. Die Physiker nannten ihn darauf nur noch den "Idioten". Oppenheimer aber betonte: "The only imaginable defense ist peace", die einzig mögliche Verteidigung ist Frieden."
Das ist ein Zitat aus der Einstein-Biographie. Einstein wurde übrigens einmal das Amt des israelischen Staatspräsidenten angetragen, er lehnte ab: "Seine Ablehnung, die Nachfolge Chaim Weizmanns als Staatspräsident Israels anzutreten, begründete Einstein auch Dr. Carlebach ebenso schlicht wie wahrheitsgemäß damit, daß er der Aufgabe nicht gewachsen wäre. Sein Name allein könne seine Schwächen nicht ausgleichen. In der Tat: Trotz aller Solidarität war ihm Israel ein fremdes Land, und er sprach weder Hebräisch noch genügend Englisch. Eine merkwürdige Vorstellung: In der Staatsspitze Israels hätte das Deutsche als Verkehrssprache eingeführt werden müssen."
In der Biographie heißt es auch, daß Einstein nach dem Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialisten Deutschland unversöhnlich gegenüber stand. Er verweigerte sogar sein Konterfei für eine 3-DM-Briefmarke: "Wenn sich Einstein überhaupt an seine Zeit in Deutschland erinnern wollte, dann nur mit dem Gefühl, "wie naiv wir doch gewesen sind als Männer von 40 Jahren!" Da hatte er einmal tatsächlich geglaubt, daß es möglich sei, "aus den Kerlen dort ehrliche Demokraten zu machen!" Jetzt war er überzeugt, daß die Deutschen unverbesserliche Nationalisten und Militaristen sind. Bei ihrer "fixierten Mentalität" gebe es für sie "überhaupt keinen anderen Weg, als im Trüben zu fischen unter geschickter Ausnutzung der ... Zwietracht zwischen Amerika und der Sowjetunion.""
So richtig interessant wird es ja, wenn sich Amerika und Russland vertragen, während Deutschland sich selbst immer mehr isoliert. Sowas kommt von Fixierungen. Der Autor der Biographie sieht die Starrköpfigkeit Einsteins ziemlich kritisch und meint, seine Einstellung sei falsch und eine Fehleinschätzung gewesen. Er führt das Umdenken der deutschen Jugend an, die neuen Ideale des vereinten Europa, die breite Ablehnung der Wiederbewaffnung. Na ja, das Buch stammt von 1994. Und selbst wenn der Autor immer noch dieser Meinung wäre, so würde Einstein jetzt wohl feixen, weil er recht behalten hat.
(Die Zitate stammen aus Einstein - Eine Biographie" von Armin Hermann - bezahlter Link)

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