ThingsGuide

Dienstag, 30. Oktober 2018

Yoga und Tee

Einigen Lesern ist bereits aufgefallen, daß hier seit längerer Zeit Sendepause läuft. Um Spekulationen zum Spekulatius vorzubeugen, fühle ich mich bemüßigt, mal wieder einen Eintrag zu verfassen, obwohl ich gerade irgendwie einen Widerwillen gegen das Bloggen verspüre. Dieses ist sicher nicht dauerhaft und hängt vielleicht auch mit der Hektik der letzten Wochen zusammen. Da chillt man so ein halbes Jahr lang im schier endlosen Sommer vor sich hin, vor zwei Wochen saß ich noch im Garten einer Bekannten bei strahlendem Sonnenschein, aber so nach und nach fällt einem ein, was endlich mal erledigt werden muß und bis Weihnachten ist ja auch nicht mehr viel Zeit. Das scheint aber nicht nur mir so zu gehen, denn auch anderen fällt plötzlich etwas ein und sie kommen mit Dingen an, die sie auf einmal von einem wollen, wie zum Beispiel das Finanzamt.
Ich überlegte, ob ich hier nicht einfach nur ein Foto posten sollte, am besten ein Selfie, im Prinzip könnte ich aus dem ganzen Blog ein Foto- und Selfieblog machen ohne ein Wort schreiben zu müssen. Aber erstens beanspruchen selbst Bilder eine gewisse Herstellungszeit und zum anderen würde mich das schnell langweilen.
Letztlich ist es mit dem Schreiben ja oft so, daß man sich einfach erst mal warm schreiben muß. Also mache ich jetzt ein paar Aufwärmübungen.

Wahrscheinlich ebenfalls nicht ganz unschuldig an meiner Blogabstinenz ist eine Sinnkrise, die mich ereilte, allerdings mußte ich bald feststellen, daß es sich weniger um eine Sinnkrise als vielmehr um den negativen Einfluss einer Facebook-Gruppe handelte. Umwelt und Nachhaltigkeit sind Themen, die mich beschäftigen und interessieren, wie man aus vielen meiner Blogbeiträge zweifellos erkennen kann. Also dachte ich, es wäre eine gute Idee, eine entsprechende Gruppe zu abonnieren, um mich dort noch mehr zu informieren und auszutauschen. Jeden Tag hatte ich die entsprechenden Beiträge in meiner Timeline und merkte gar nicht, wie damit Tag für Tag meine Laune immer mehr in den Keller sank. Als ich das realisierte entabonnierte ich die Gruppe. Seitdem geht es mir wieder besser. Natürlich ist nichts wissen und nichts sehen wollen auch keine Lösung, aber wenn man jeden Tag mit politischen und ökologischen Katastrophen und der Dummheit, Ignoranz und Gier der Menschen konfrontiert wird, muß man schon echt hartgesotten sein, um nicht zu verzweifeln und aufzugeben, selbst wenn man meist nur stiller Mitleser ist. Und daß irgendetwas total verkehrt läuft, bekommt man schon zu Genüge im täglichen Leben mit. Es beginnt ja bereits damit, daß es in den Supermärkten nur noch kernlose Weintrauben zu kaufen gibt. Möchte man dagegen von den gesundheitlichen Vorteilen der Traubenkerne profitieren, muß man sich extra eine Tüte Traubenkernmehl für nicht so wenig Geld kaufen. Nun ist Traubenkernmehl allerdings nicht so leicht und genußvoll herunterzubringen wie eine saftige süße Traube mit ein paar kleinen Kernchen darin. Vermutlich verzichten dann die meisten lieber auf diesen Ernährungsbestandteil ohne sich Gedanken darüber zu machen, was ihnen vorenthalten wird, und finden die kernlosen Trauben eh viel praktischer. Klar, zum Kochen nehme ich ebenfalls lieber die kernlosen, aber mit Trauben koche ich eher selten. Ich habe den Eindruck, daß vielen dieser Widersinn gar nicht auffällt, der darin liegt, daß man inzwischen für die von der Natur ganz selbstverständlich eingebauten Schutzstoffe und -systeme extra bezahlen oder teure "Superfoods" kaufen muß, weil die normalen Lebensmittel so leer gezüchtet werden. Bzw. man muß natürlich nichts extra kaufen und kann sich auch einfach mit den weiterhin zunehmenden Zivilisationskrankheiten und -wehwehchen arrangieren.

Zum Glück hatte ich am Sinn des Tanzens überhaupt keine Zweifel, denn dieser ist ja direkt am Körper spür- und erlebbar. Leider mußte ich zwei Wochen pausieren, weil ich ein Problem mit der linken Hüfte hatte. Erst dachte ich, ich hätte mich irgendwie überanstrengt, und in den zwei Wochen schob ich ziemliche Panik, weil ich gar nicht wußte, ob das vielleicht bis Dezember so bleibt, oder noch schlimmer - gar nicht mehr weggeht. Ich mußte feststellen, daß ein wirklich erzwungene Tanzpause gepaart mit Ungewißheit die schwärzesten Horrorvisionen in mir auslöst und mich absolut unleidlich und reizbar macht. Nun kenne ich diese negativen Gedankenmuster, die sofort auftauchen, wenn ich mich nicht so schmerzfrei bewegen kann wie ich möchte, bereits aus meiner Vergangenheit und aus meiner Vergangenheit weiß ich auch, daß trotz meiner düstersten Ahnungen sich mein Körper immer wieder auf wundersame Weise selbst geheilt hat. Das hat mir geholfen, mich in dieser Zeit selbst aufzufangen. Inzwischen kennt man seine Pappenheimer im Kopf. Schade nur, daß man vierzig Jahre dafür braucht, um sie kennenzulernen. Es ist vielleicht seltsam, daß mich so eine Sache so aus der Fassung bringt, aber es könnte sein, dies hängt damit zusammen, daß ich körperliche Behinderung aus erster Hand kenne und nicht nur von Hörensagen, wo alles weit weg ist. Mein Vater war nach einer Hüftgelenksentzündung gehbehindert und ich kannte ihn nur so, da das Ereignis in mein erstes Lebensjahr fiel. Seit diesen zwei Wochen meine ich zu wissen, warum er ständig so reizbar und aggressiv war, obwohl dies nur Spekulation ist. Ich weiß ja nicht, ob er vorher tatsächlich anders war und die Behinderung der Grund gewesen ist. Eigentlich wirkte er nicht wie ein Mensch, der viel Bewegung braucht, sondern eher wie jemand, der gerne nur liegt und herumsitzt. Aber sowas kann auch eine verkappte Depression sein. Jedenfalls kamen mir meine Frustreaktionen in dieser Zeit sehr bekannt vor und das ist schon etwas unheimlich.

Ich habe nicht nur wieder einmal bemerkt, wie schlimm der Gedanke für mich ist, überhaupt nicht mehr tanzen zu können, obwohl ich zwischendurch immer mal Phasen habe, in denen ich kurzfristig kein Bedürfnis dazu verspüre, sondern daß mir diese - ja im Grunde Abhängigkeit - ziemlich viel Angst macht. Denn je mehr man etwas braucht um so größer ist auch die Angst vor dem Verlust. Sowas kann bis hin zu solchen Mustern führen, daß man freiwillig entsagt, nur um einem vermeintlich drohenden Verlust zuvorzukommen und ihn auf diese Weise nicht erleben zu müssen. Würde ich nicht mehr tanzen und mich nicht dafür interessieren, könnte es mir relativ egal sein, ob mein Körper dabei noch mitmacht. Und wenn er zu sehr schmerzt lege ich mich einfach aufs Sofa, esse Schokolade und lenke mich mit anderen Zertreuungen ab. Keine Verlustangst mehr. Aber besser würde es mir auf Dauer damit auch nicht gehen, eher im Gegenteil. Ich kann mich ja noch gut daran erinnern, wie das Körpergefühl so ist, wenn man komplett unfit ist.
Wenn mir solche Gedanken durch den Kopf gehen, sage ich mir immer, auf etwas zu verzichten und es sich zu versagen, nur weil man Angst vor einem späteren Verlust hat, würde ja bedeuten, am gesamten Leben vorbeizuleben und sich nur noch mit Dingen zu umgeben und zu beschäftigen, die einem nicht wirklich wichtig sind. Man würde sich quasi wegen ungelegten Eiern die Freude versagen und die Geschenke des Lebens zurückweisen, statt sie zu empfangen und zu genießen. Und eigentlich ist es doch so, daß man mit Dankbarkeit vieles auch viel besser wieder davonziehen lassen kann. Sobald man auf das schaut, was man bekommen hat und nicht auf das, was man verliert, ist man nicht mehr das Opfer, sondern sehr, sehr reich.

So im Nachhinein bin ich mir gar nicht sicher, ob es wirklich eine Überanstrengung war oder ob sich in meinem Bein eine Blockade gelöst hat. Das linke Bein war nämlich beim Stretching in der Grätsche bei mir immer etwas nach innen gezogen und hat auch viel stärker geschmerzt als das andere. Seit diesen zwei Wochen ist das jetzt weg. Vielleicht braucht der Körper eine Weile, um sich neu innerlich zu ordnen. Und das tut dann wohl weh. Trotzdem werde ich nun leicht unsicher, wenn ich nur das allerkleinste Ziepen spüre und war der Meinung, ein Hüftwärmer wäre ganz gut. Überhaupt habe ich zum Nackt- bzw. Halbnackttanzen absolut kein Bedürfnis mehr, wer hätte das gedacht. Im Sommer konnte ich mir das nicht vorstellen. Stattdessen ziehe ich lange Yogahosen an, die extra Fußgelenkwärmer haben, ziehe noch Stulpen drüber und schließlich einen Hüftwärmer. Erst sah ich einen echt heißen für 42 EUR, aber ich konnte mich beherrschen, da ich diesen Hüftwärmer ja nicht spazieren führen will. Lieber schnitt ich eine alte Wellnesshose ab, die ich nicht mehr trage, weil mir die Beine zu weit waren, die aber sehr schön warm und flauschig ist, und ziehe sie jetzt immer zusätzlich drüber.
Das sieht echt beknackt aus, aber Gesundheit geht vor. Und für die ISG-Arthrose ist mehr Wärme wahrscheinlich ebenfalls gut, zumal ich mich im Winter im Rücken viel steifer fühle. Allerdings bin ich mir gar nicht so sicher, ob das tatsächlich die Arthrose ist oder doch eine Nebenwirkung der Antihormontherapie, die auf die Gelenke geht. Die vergesse ich gerne mal, da ich nicht mehr so viel unmittelbare Nebenwirkungen spüre. Gerade die Hitzewallungen sind durch das Tanzen kaum noch vorhanden oder zumindest nicht mehr wahrnehmbar.


Yoga

Tee

Hüftwärmer

2 Kommentare:

  1. Zu einem meterlangen Beitrag hatte ich dich jetzt aber nicht verpflichtet. Aber stimmt, nach monatelangem hitzebedingten Chillen müsste auch ich mal beginnen, irgendetwas zu regeln, was geregelt werden sollte.

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  2. Das war jetzt auch nicht dein Kommentar, der meinen Beitrag hat so lang werden lassen. ;-)

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