Aber ich bin nicht wirklich sehr traurig darüber. Irgendwie bin ich froh, wenn nach diesen Wochen mal nichts los ist. Gestern war auch wieder ein komischer Tag. Ich hatte fast den ganzen Tag so etwas wie einen Knoten im Sonnengeflecht mit derart merkwürdigen Energien, daß ich dauernd wie eine Schwangere, die Wehenatmung betreibt, herumgelaufen bin. Einfach durchatmen, mehr geht dann nicht. Es gab keinen plausiblen Grund dafür, vielleicht waren es so heftige Vollmondenergien. Ich war zwar etwas unzufrieden und schlecht drauf, weil ich schon wieder seit einer Woche ein Paket für eine Nachbarin hier zu liegen habe, das nicht abgeholt wird, doch das dürfte kaum die Ursache gewesen sein. Ich ärgere mich ja öfter mal. Inzwischen bin ich schon super gut darin, "Nein" zu sagen, was ich die meiste Zeit so halte. Denn wenn nicht, könnte ich hier ein Postamt betreiben und den ganzen Tag nur noch Pakete annehmen und ausgeben. Doch eigentlich habe ich besseres mit meiner Zeit vor und ich merke generell in allen Lebensgebieten, daß ich stets ungeduldiger werde, wenn mir Zeit gestohlen wird. Meine Freiheit wird mir immer heiliger. Sogar wenn ich selbst auf ein Paket warten muß, weil ich etwas bestellt habe, nervt mich das schon, da ich in dieser Zeit nicht dazu komme das zu tun, was ich tatsächlich gerne tun möchte. Deshalb versuche ich mich so weit wie möglich zu beschränken, um mir die Warterei zu ersparen, und nur meine Pakete entgegenzunehmen, aber ab und zu kriege ich ein schlechtes Gewissen und denke, daß ich vielleicht ziemlich egoistisch bin oder der Paketbote tut mir gerade leid, und dann nehme ich doch wieder ein Paket für andere.
Gerade vor Weihnachten ist es immer besonders schlimm, weshalb ich bereits alles an Einkäufen erledigt habe und plane, im Dezember nichts mehr zu kaufen, natürlich bis auf ein paar Lebensmittel. Die Weihnachtsgeschenke sind ebenfalls fertig, sogar schon seit Anfang Oktober eingepackt, nur die Weihnachtsmänner sind jetzt noch dazu gekommen. Mit dieser Strategie bin ich in den letzten Jahren super gefahren, denn gerade im Dezember herrscht oft totales Chaos bei den Transportunternehmen und Shoppen zu gehen macht auch nicht unbedingt viel Spaß inmitten der ganzen Weihnachts- und Konsumhektik. Außerdem bestellen dann die Nachbarn viel und es wird ständig bei einem geklingelt. Aber nicht nur Paketboten, andere Leute klingeln ebenfalls ständig, die weiß ich was wollen. Es wird nie so viel geklingelt, wie im Dezember, doch da ich im Dezember nichts kaufe, mache ich generell nicht mehr die Tür auf. Es ist wirklich erholsam, vor Weihnachten auf diese Weise abzutauchen, zumal ich gerade im Dezember eine meiner kreativsten Phasen habe (liegt vermutlich an meinem fünften Haus im Schützen) und mich oft ärgere, wenn man im allgemeinen Weihnachtsrummel dauernd abgelenkt wird, ob man nun will oder nicht. Seit am Mittwoch die Sonne ins fünfte Haus gezogen ist, spüre ich schon wieder so eine kreative Lust in mir kitzeln und es macht mich richtig unglücklich, wenn ich meine Zeit für sinnlose Zeitfresser opfern muß, also ist die beste Methode, so viele wie möglich davon zu eliminieren. Nur leider sind meine Nachbarn anscheinend inzwischen auf denselben Trichter gekommen wie ich, so scheint es mir bei den vielen Paketen, die schon seit Wochen ankommen.
Ich überlege sogar, in diesem Jahr vor Weihnachten eine mehr oder weniger intensive Internetabstinenz einzulegen, denn auch im Internet wird Weihnachten immer nerviger. Nur noch Werbung und Adventskalender, bei denen man eh nie gewinnt oder wenn doch, braucht man eigentlich nichts davon. Im Moment fühle ich mich in meiner eigenen angenehmen Gesellschaft, dazu vielen Kerzen, sowie dem einen oder anderen Buch zum kritzeln, schreiben oder lesen, am wohlsten.
So eine Paket-Tante im Haus, die die Päckchen annimmt, finde ich im Prinzip ganz gut.
AntwortenLöschenNatürlich, so eine Tante hätten alle gerne. Und es gibt ja manchmal auch Leute, die das gerne tun und sonst nichts anderes zu tun haben. Eine alte Dame, die früher häufiger mal etwas für mich angenommen hatte, freute sich immer, einen kleinen Plausch halten zu können und hat mir zu Weihnachten dann noch Kekse zum "Dank" mitgegeben. Aber wenn ich totunglücklich dabei bin, weil ich nicht mehr die Freiheit habe zu tun, was ich viel lieber möchte, wäre es schon ziemliche Selbstverleugnung, sich so einen Job zuzulegen, nur damit die Nachbarn mich lieb haben.
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