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Samstag, 15. Dezember 2018

Masters of Dance

So langsam kehrt jetzt etwas Besinnlichkeit ein, obwohl trotzdem immer mal wieder "Störfaktoren" auftreten. Gerade sind zwei einsame Schneeflöckchen am Fenster vorübergetanzt und ich trinke einen Tee, der mit Zucker haargenau wie Kakao schmeckt, wenn man denn nicht wüßte, daß es Tee ist. "Geniessen auf der Schokoladenseite" nennt er sich. Ich dagegen tanzte heute nicht selbst, sondern legte die Füße hoch und machte es mir gemütlich bei einer Folge von Masters of Dance, die ich letztens aufgenommen habe. Sowas würde mich ja auch mal reizen - also natürlich nicht dort zu tanzen, denn die würden höchstens zu mir sagen: "Geh sterben." Aber ich hätte mal gerne so eine Gruppe von Tänzern, die meine Choreos tanzen und auch sonst alles machen, was ich ihnen sage. Aber wenn man selbst eher bescheidene praktische Tanzfertigkeiten besitzt, müßte man denen wahrscheinlich extrem viel bezahlen, damit sie einem nicht auf der Nase herumtanzen.

Wenn ich mir die einzelnen Performances so anschaue, stelle ich fest, daß es mir beim Tanzen ähnlich geht wie bei der Musik. Ich mag eher Live-Musik, weil ich es schöner finde, wenn etwas nicht ganz so perfekt ist, aber ganz aus dem Moment kommt und mit dem Moment mitfließt. Beim Tanzen finde ich es ebenfalls beim Zuschauen viel wichtiger, daß irgendwie alles organisch ist, sowohl Körper als auch Seele, und es nicht so extrem angestrengt und perfekt zugeht. Wobei natürlich, damit es harmonisch wirkt, bestimmte Dinge trotzdem stimmen müssen, vermutlich beim Tanzen noch mehr als in der Musik. Und ich meine damit auch gar nicht diesen vielbemühten Gefühlsausdruck. Zwar hat alles, der Gefühlsausdruck, genauso wie ein andauerndes aufgesetztes Showgrinsen oder eine vollkommene Coolness seine Berechtigung, sowohl im Kontext, als auch vielleicht mal außerhalb des Kontextes, aber ich finde, sobald irgendetwas davon zum Dogma wird, tötet es jede Lebendigkeit (wie es ja Dogmen generell innewohnt). Wobei ich persönlich Coolness irgendwie sehr anziehend finde, vielleicht weil sie mir am wenigsten gelingt (aber ich übe dran). Ich schätze gerade am Tanzen auch diese psychologische Komponente, die halt vor allem auf der Beobachtung beruht, der Beobachtung der Impulse, wie der Körper in jedem einzelnen Moment reagiert, sich von sich aus bewegen will, welche Gefühle dabei zum Vorschein kommen. Man kann dabei unglaublich viel über sich selbst erfahren, weil durch die Musik eher die Instinkte und Nervenreaktionen angesprochen werden und man dabei Zugang zu Bereichen erhält, in die der begrenzte menschliche Verstand nicht hineinreicht, bzw. die er gerne abzuwehren versucht, wenn er sie nicht erklären kann oder sie negative Gedanken hervorrufen. Gerade was so spontan und unvorbereitet sich an Tanzbewegungen zeigt, ist oft besonders interessant (manchmal aber auch nicht). Nur braucht es dafür Offenheit und Selbstannahme - wenn man ausschließlich Schablonen sieht und ihnen nacheifert, funktioniert das nicht.

Und dann muß ich seltsamerweise sehen, daß bei einigen Tanzperformances, die mich wirklich mitreißen und ich so ein innerliches "Wow!" habe, die Masters of Dance völlig gelangweilt und desinteressiert bleiben, während sie bei einigen anderen total mitgehen und Standing Ovations geben, bei denen ich total müde bleibe. Zwar sieht man dann schon, daß die technisch was drauf haben, wie Isolationen und solch Zeug, aber mehr auch nicht. Also entweder habe ich überhaupt keine Ahnung vom Tanzen oder einen ziemlich verkorksten Geschmack. Vielleicht denken die sich auch - lieber erstmal Leute mit Technik haben und die Kunst mit der Choreo alleine machen. Ich bin mir nicht sicher, ob sowas funktioniert. Doch selbst, wenn ich kein Master of Dance bin, bin ich immer noch potentieller Zuschauer deren Shows. Wenn ich aber mitkriege, wo die Masters of Dance abgehen und wo nicht, habe ich irgendwie den Eindruck, daß deren Shows wahrscheinlich nicht so ganz meinen Geschmack treffen würden.

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