ThingsGuide

Mittwoch, 30. Januar 2019

Von Schatzkisten und Minimalismus

Nicht nur ein Osterhase hat sich in meiner Wohnung versteckt gehalten, sondern auch eine kleine Schatzkiste voller schöner kleiner Notizbücher. Irgendwie war mir total entfallen, daß ich diese auch noch besitze. Ich hatte nur die größeren im Blick. Das goldene, welches aus der Box herausleuchtet, ist ein Paperblank und das schwarz-graue links unten hat sogar ein Inhaltsverzeichnis und nummerierte Seiten, ist aber sonst völlig blanko, ohne Linien und ohne Punkte. Da weiß ich doch sofort, was ich damit anfangen werde. Und das ist mit ein Grund, warum purer Minimalismus nicht wirklich mein Fall ist. Denn ich lasse mich gerne mal von schönen Dingen überraschen, die ich irgendwo wiederfinde. Auch im Kleiderschrank schätze ich das. Minimalismus scheint im Moment der totale Trend zu sein. Auf Facebook sehe ich Leute nur noch ausmisten. Das verblüfft mich etwas, da ich das eigentlich bereits seit Jahren betreibe, und das relativ alltäglich, also ohne riesengroße Aktionen. Ich kann es verstehen, warum die Menschen davon gerade so fasziniert sind, weil es irgendwie eine natürliche Gegenbewegung zu den Konsumgüterbergen einer Konsumgesellschaft darstellt und tatsächlich entlastet und befreit. Wenn ich dann allerdings sehe, daß manche z.B. unglaubliche 15 Müllsäcke an Kleidung zusammenbekommen, dann ist es wohl auch dringend nötig. So viel würde ich im Traum nicht finden und auch nie haben wollen. Das würde mich komplett überfordern. Selbst das, was ich besitze, finde ich manchmal schon etwas zu viel, aber nur weil die Übersicht fehlt. Wollte ich mehr Übersicht haben, könnte ich keine schönen Einzelstücke mehr aufheben und hätte keine größere Auswahl. In einer kleinen Wohnung muß man sich leider entscheiden, was einem wichtiger ist, aber gegen das, was andere anscheinend horten, bin ich im Grunde bereits seit Ewigkeiten so etwas wie ein wählerischer und sinnenfroher Minimalist.

Genuß muß schon sein, denn mit rigidem Minimalismus kann ich nichts anfangen. Um so mehr erstaunt es mich, wie die Leute in diesem neuen Trend sklavisch irgendwelchen Büchern folgen und daraus wieder ein neues Dogma machen. Ich kann es ja noch nachvollziehen, wenn Menschen z.B. in der Kunst Dogmen folgen. Schließlich sind sie dazu da, um sich abzugrenzen und auf eine bestimmte Weise darzustellen, und wenn man dringend dazugehören möchte, dann folgt man eben diesen Regeln. Seien es nun die offiziellen oder auch die unterschwelligen. Aber wenn man sich selbst im privatesten und intimsten Bereich Dogmen unterwirft, kann ich das nicht mehr nachvollziehen. Bezeichnend dafür finde ich nachfolgende Frage, die in einer Gruppe gestellt wurde. Eine Dame schrieb, daß sie gerne minimalistisch und nachhaltig leben würde, daß sie aber die vielen Informationen dazu überfordern und sie nicht weiß, wonach sie sich richten soll. Sie fragte, was für Informationsquellen wir benutzen. Darauf antwortete ich, daß Minimalismus für mich auch bedeutet, die Informationsaufnahme auf ein für mich hilfreiches Maß zu beschränken, also im Medienkonsum ebenfalls eher minimalistisch zu sein, und stattdessen hauptsächlich auf mein Bauchgefühl zu hören, wie ich wirklich leben möchte und was mir gut tut. Die Dame schien darauf regelrecht erleichtert und antwortete, daß dies wundervoll klingt. Da frage ich mich dann insgeheim, warum die Leute nicht allein auf diese Idee kommen und sozusagen auf Erlaubnis warten, ihr eigenes Ding zu machen, und das sogar im privaten Bereich, wo es doch nur darum geht, sich selbst wohl zu fühlen und nicht darum, es jemandem recht zu machen. Aber daran sieht man halt auch, daß Minimalismus eben nichts damit zu tun hat, irgendwelche Regeln abzuarbeiten, sondern eine Lebenseinstellung ist, die auf einer gesunden Wahrnehmung der wahren Bedürfnisse beruht.

Schatzkiste

4 Kommentare:

  1. Das Problem bei solchen *Trends* ist doch, dass es nie auf alle Persönlichkeiten passt. Diese pauschalen Ratschläge - man findet sie ja ebenfalls in vielen Zeitschriften - können das grundlegende Problem nicht lösen und sie gehen wohl auch mit Absicht daran vorbei:
    Zuviel hat man, weil es die Werbung uns einbläut, dass wir nur durch Konsum glücklich sein können. Das ganze Wirtschaftssystem basiert darauf.
    Insbesondere drängen die Modewellen mehrfach im Jahr die Konsumenten sich neu einzukleiden - und was mich dabei stört ist, dass es etwas, was mir gut gefällt und das gut passt schon bald nach einem Kauf nicht mehr gibt - obwohl ich das gerne nochmal kaufen würde.
    Zusammenfassend will ich es mal so formulieren:
    Wenn man einen Überblick hat wo welche Dinge im Haushalt sind und wohin man welche Dinge weggepackt hat, dann ist es noch OK - und natürlich sollte man sich noch zwischen all diesen Sachen unbeeinträchtigt hin- und herbewegen können ;c)

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    1. Bei der Mode stören mich ja die ständigen Neuerungen weniger. Ich kaufe eh nur, was mir wirklich gefällt, und was ich dann über viele Jahre hinweg trage. Und in den neueren Trends finde ich meist auch etwas für mich, wenn ich denn etwas benötige. Viel nerviger finde ich es bei der Kosmetik und der Technik. Da habe ich mich an ein Produkt gewöhnt, das optimal für mich ist, und irgendwann ist dann plötzlich die Rezeptur anders oder es gibt das Produkt gar nicht mehr. Und in der Technik verweigere ich mich ja sowieso diesem ständigen Zwang zu neuen Geräten, zu Updates und Upgrades, weil mir für sowas einfach meine Zeit zu schade ist. Ich habe ein Smartphone, das sechs Jahre alt ist und ein Tablet, das sieben Jahre alt ist. Beide funktionieren noch einwandfrei und ich hatte mir ja auch extra teurere Markenprodukte gekauft, weil ich eben vor hatte, diese länger als nur zwei Jahre zu benutzen. Wobei ich sechs Jahre noch gar nicht wirklich viel finde. Allerdings stelle ich gerade fest, daß es inzwischen einige Apps gibt, die ich auf meinen Geräten gar nicht mehr installieren kann. Das ärgert mich schon etwas, doch ist das für trotzdem kein Grund, mir neue Geräte zu kaufen. Dann verzichte ich lieber auf die App.

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  2. Also, mein 5 Jahre altes Tabletz ist auch ein Gerät, das ich leider ausmustern muss. Es stimmt, weil es eine alte Android-Version 4 hat, kommt häufig die Warnung, dass neue Apps darauf vielleicht nicht einwandfrei funktionieren. Auch funktioniert nicht unbedingt das WLAN bei manchen Servern. Das habe ich im Urlaub festgestellt. Aber vor allem ist es auch unendlich langsam im Vergleich zu meinem neuen Smartphone.

    Ansonsten bin ich eigentlich auch Anhänger des Minimalismus, aber es sollte nicht so sein, dass man erst alle möglichen Dinge kauft, um sie dann säcke- und kistenweise wegzuwerfen. Das ist nur Ressourcenverschwendung und pervertiert den minimalistischen Ansatz im Grunde.

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    1. Wenn mein Tablet zu langsam wird, lösche ich einfach die angesammelten Caches und bei den Pappenheimern von Programmen, die sich regelmäßig aufblähen, weil sie alle möglichen Daten speichern (z.B. bei Streamingapps usw.), die angesammelten Daten und schon schnurrt es wieder blitzschnell. Das Problem ist meist nur der unbemerkt zugemüllte Speicher, weil auch vieles abgespeichert wird, von dem man nichts weiß und das man eigentlich nicht braucht. Bei den Apps, die ich nicht installieren kann, wird aber nicht nur gewarnt, sondern man kann sie auch gar nicht erst herunterladen. Da steht dann "Diese Appp ist für Ihre Version nicht geeignet." oder so ähnlich.

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