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Freitag, 1. Februar 2019

Von Projekten und Perfektionismus

Weil ich meinen neuen Ausweis abholen mußte, verknüpfte ich das gleich mit Shopping, allerdings nur deshalb, weil ich tatsächlich etwas brauchte, nämlich ein Lineal. Zwar habe ich welche zuhause, mußte aber feststellen, daß die alle Mist sind. Sie sind nämlich nicht sehr hoch und liegen direkt auf dem Papier auf, was dazu führt, daß beim Linien ziehen oder Unterstreichungen schnell etwas verschmiert und man nicht wirklich gut etwas an der Kante entlangführen kann (Cutter z.B.). Ich fand dann auch das perfekte Lineal - auf der einen Seite mit Gummi etwas höhergelegt, der gleichzeitig rutschhemmend ist, und an der Kante unten eingebuchtet, so daß diese Kante nicht auf dem Papier aufliegt und durch den Abstand guten Halt gibt, wenn man etwas entlangführt. Was solche Details betrifft, kann sich Perfektionismus direkt lohnen, wenn denn das ultimative Produkt bereits erfunden wurde. Natürlich blieb es aber nicht bei diesem Lineal, wenn es sich auch hauptsächlich um Kleinigkeiten handelte, wie etwas Dekotape und eine blaue Flaschenvase, die mir gut gefiel. Vermutlich hätte ich sie aber trotzdem nicht gekauft, wenn sie nicht weniger als 2 Euro gekostet hätte. Doch eine größere Ausgabe habe ich ebenfalls getätigt. Ich habe nämlich ein Übungsheft für Handlettering entdeckt, welches im Prinzip wie diese Hefte ist, die wir früher zum Schreiben lernen in der Schule hatten, nur viel größer und mit dekorativen Schriften. Ich dachte mir, wenn ich schon so viel selbst schreibe an Planern und Journalen wäre doch die ein oder andere dekorative Schrift nicht schlecht. Also werde ich mal etwas schreiben üben. Dabei habe ich eigentlich kaum einen großen ästhetischen Anspruch an meine Notizbücher, Planer und Tanzjournale, sie müssen eher praktisch sein, und perfektionistisch bin ich, was das betrifft, überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil, während ich früher gar nicht per Hand schrieb, weil ich meine Handschrift hasste, genieße ich es jetzt einfach herumzukritzeln wie ich gerade will. Zwar kommt es auch vor, daß ich Fehler mache, irgendetwas blöd aussieht und ich mich im ersten Moment darüber ärgere, aber dann denke ich sofort: Das bin halt ich - chaotisch und voller Fehler, wie schön! Und falls es mir doch gar nicht gefällt, z.B. habe ich in meinem Planer viermal den falschen Monat geschrieben, überklebe ich es einfach.

Vielleicht liegt es ja mit am Tanzen, daß ich da inzwischen so schmerzbefreit bin. Denn beim Tanzen muß ich definitiv jeden Perfektionismus fahren lassen. Um mit Perfektion zu tanzen, dafür fehlen mir einfach die körperlichen Voraussetzungen. Ich kann halt nur so tanzen wie ich bin - chaotisch, neugierig und ein bißchen eitel. Vielleicht habe ich aber auch eingesehen, daß das Leben einfach zu kurz ist, um sich durch Perfektionismus von den Dingen abhalten zu lassen, die man gerne tun möchte. Zumindest meistens. Ich staune ein bißchen, daß der Fitnesstracker mir heute fast 16.000 Schritte anzeigt. So viele hatte ich an einem Tag noch nie. Selbst an den anstrengendsten Zumbaabenden inklusive nach Hause laufen oder nach drei bis vier Stunden tanzen, war ich höchstens bei knapp 12.000 Schritten. Und ich befürchte, es liegt am Cha Cha, denn diesen tanzte ich heute hauptsächlich. Ich finde das irgendwie witzig, denn das zeigt, daß der Cha Cha die reinste Fitness-Mogelpackung ist. Man bekommt anscheinend viel mehr Schritte zusammen als bei anderen Tanz- und Bewegungsformen, kommt ins Schwitzen und muß sich dabei noch nicht einmal sehr anstrengen. Raffiniert!

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