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Montag, 4. März 2019

Rumpeln deluxe

Eigentlich wollte ich nur ein Paket abholen, doch daraus wurde dann eine etwas längere und abenteuerliche Aktion. Zu verdanken hatte ich dies der Firma, die mir zwar als Ersatz für mein defektes Gerät netterweise ein Ersatzgerät schickte, allerdings ohne Sendungsankündigung und dazu mit GLS. Und der GLS-Fahrer war der Meinung, er bringt das Paket einfach mal in einen Shop jwd (janzweitdraußen - für Nichtberliner), obwohl es in der Nähe auch Shops gegeben hätte. Nun ja, es war wie es war. Normalerweise hätte ich vier Stationen mit dem Bus und drei mit der Straßenbahn fahren müssen, aber ich bin mal schräg zu einer früheren Straßenbahnhaltestelle durchgelaufen. Schon während dieses Marsches stürmte es ziemlich heftig und war etwas dunkel am Himmel. Ausreichend genug, um mich an die Geschichte von der Psychologin zu erinnern, die mir mal erzählt hatte, wie sie mit ihrem Mann mitten in Berlin in einen Tornado geraten war, sie nirgends mehr hinflüchten und sich nur noch an einen Laternenpfahl festklammern konnten. Kachelmann oder irgendein Wetterfrosch hat dann wohl später dazu gesagt, man sollte aufhören, einen Tornado als Windhose zu bezeichnen. Jedenfalls fiel mir das wieder ein und die Bäume schwankten gefährlich über mir, als ich am Haus meiner alten Zahnärztin vorbeikam. Die Praxis hatte ja ein komischer neuer Zahnarzt übernommen, bei welchem ich nur einmal gewesen bin und dann nie wieder - aber jetzt war dessen Schild weg. Es scheint beinahe so, als gäbe es die Praxis nicht mehr. Das wundert mich gar nicht. Der Zahn, von welchem dieser Zahnarzt meinte, ich hätte innerhalb zwei Wochen eine dicke Backe, wenn er einfach eine neue Füllung hineinmacht, habe ich heute noch. Er ist immer noch offen, allerdings von innen wieder zugewachsen, so daß nur noch der Zahnschmelz fehlt. Da die kleine Füllung direkt an der vorderen Kante war, kann ich im Vergrößerungsspiegel quasi direkt hineinschauen und war selbst erst überrascht, als sich darin neue Zahnsubstanz gebildet hatte. Ich vermute mal, daß daran der weitgehende Verzicht auf Zucker, sowie die hochdosierte Einnahme von Vitamin D und Magnesium nicht ganz unschuldig sind, zumal ich ohne diese drei Faktoren jedesmal Probleme mit verschiedenen Zähnen, die aber normal befüllt sind, bekomme (wie z.B. der eine Zahn, der mir halb abgebrochen ist - das war genau, als ich mich mit ziemlich viel Zucker für die damalige Op "gemästet" hatte). Ansonsten ist aber Ruhe und inzwischen sind es drei Jahre her. Das zeigt wieder mal, daß man nicht alles glauben soll, was einem Ärzte erzählen, vor allem nicht Zahnärzten. Doch wenn man als Patient keine eigene Meinung haben darf, kann man wohl zumindest heute nicht mehr als Arzt überleben. An meine Weisheitszähne lasse ich nichts kommen, das sind quasi noch die gesündesten von allen bei mir -  sowas muß ein Arzt auch akzeptieren ohne beleidigt zu sein.

Aber weiter zum Paketshop. Es handelte sich um ein Geschäft für Wohnungsauflösungen und vor der offenen Eingangstür saß ein großer, aber auch sehr hübscher Hund. Nicht neben, sondern genau davor. Er war nicht angeleint, machte jedoch keine Anstalten, die Schwelle zu verlassen, wenn jemand durch die Tür möchte. Quasi wie ein Wächter thronte er dort und ich mußte mich an ihm vorbeiquetschen. Andere Leute, wie z.B. meine Mutter, hätten sich gar nicht erst hinein getraut. Danach war ich erst einmal wie erschlagen von dem ganzen Gerümpel, das ich dort erblickte. Wohin ich auch sah, überall meterhoch nur Gerümpel. Soviel davon habe ich in meinem Leben noch nie davon gesehen. Nicht einmal bei meinem Bruder und der kann sowas gut. Vor lauter Gerümpel sah ich weit und breit keinen Menschen. "Wo bin ich hier?" dachte ich etwas verwundert. Erst als aus irgendeiner Ecke ein "Guten Tag" ertönte, konnte ich in einer Lücke zwischen dem Gerümpel ein Gesicht mit grauem Wallebart erkennen. Dieses Gesicht stand sogar auf und kam hervor, aber inmitten dieser überbordenden Rumpelkammer, war es gar nicht zu sehen gewesen. Ich bedauere es ja sehr, daß ich diese irgendwie skurrilen Anblicke nicht fotografieren konnte. Das wären schon sehr spezielle Fotos geworden. Und normalerweise geht es mir immer nur in Träumen so, daß ich etwas sehe, daß ich unbedingt fotografieren wollen würde, wenn ich denn könnte.

Mit dem Paket wollte ich zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, ich hatte nicht wirklich vor, noch irgendwo einkaufen zu gehen, allerdings ging es nun so richtig los mit dem Sturm. Ich konnte mich kaum noch gegen die Windböen stemmen, die mir entgegen kamen und es begann sogar etwas zu hageln. Vor dem Einkaufszentrum wurde ich sozusagen in dieses hineingedrückt und gepustet. Was soll man da machen? Dort drinnen fühlte ich mich sehr viel sicherer. Also ging ich erstmal in den Biomarkt. Allerdings ist es ebenfalls einer von denns und die haben nie das, was ich wirklich suche. Von Löwenzahnpesto weit und breit keine Spur, wie schon erwartet, auch nicht vom guten Demeter-Spritzgebäck, das ich zu Ostern verschenken will. Die Ostergeschenke habe ich schon, nur dieses Spritzgebäck fehlt noch, aber das gibt es anscheinend nur in dem guten Biomarkt. Das Gebäck von denns schmeckt dagegen ziemlich eklig und süß. Ganz anders als die Lebkuchen von Alnatura. Die hatte ich letzte Weihnachten und die waren überraschend gut, so daß ich mir vorgenommen habe, wenn ich Lebkuchen zu Weihnachten kaufe, dann nur noch die von Alnatura. Nach Kurkuma habe ich mich irre gesucht, bis ich schließlich irgendwo versteckt ein einziges Angebot von einer einzigen Firma fand. Und ein Mango-Lassi sollte ebenfalls wieder mit. Erst griff ich nach der billigen Hausmarke von denns, doch als ich sah, daß dort der Rohrohrzucker gleich an zweiter Stelle kam mit 8 Prozent Mangopürree, griff ich doch lieber zur teureren Marke mit weniger Zucker und mehr Mangopürree. Ich finde es ja an sich erfreulich, daß das Angebot an Biomärkten zunimmt und man nicht mehr hundert Kilometer weit fahren muß - doch ehrlich, wenn man in solch einem Markt dann nur überwiegend irgendwelches Pseudobiozeug findet, wo der Haushaltszucker einfach mal mit der gleichen Menge Rohrzucker ersetzt ist, dann bringt das auch nicht so wirklich weiter.
Außerdem kaufte ich mir einen Schubladenschuber für mein Druckerpapier, einen Glitzerstift und zwei Seifen, eine duftet nach wildem Heu, die andere nach wilder Himbeere - da ich nie Seifen geschenkt bekomme, bin ich ja gezwungen, mir die selbst zu kaufen. Und dabei liebe ich an Seifen nicht nur das ganz andere und bessere Hautgefühl, ohne die Klebrigkeit die Duschgele hinterlassen, sondern auch, wenn sie in schön bedruckten Papieren eingepackt sind, welche dann ebenfalls nach dieser Seife duften. Das sind sinnliche Qualitäten, die die Plastikverpackung eines Duschgels nicht bietet. Man kann diese Papiere sogar aufheben und noch Jahre später an ihnen schnuppern oder sie zum Basteln verwenden.

Als ich schließlich wieder auf die Straße trat, hatte sich das Unwetter verzogen, aber kaum zu Hause angekommen, ging das Rumpeln weiter. Denn über mir auf dem Dachboden war ein Getöse, daß ich dachte, die Decke kommt herunter. Normalerweise ist niemand auf dem Dachboden, weil niemand von den Mietern Zugang hat, und es ist über mir ruhig. Nur mit einem Schlüssel bewaffnet schaute ich also mal nach, was da los ist und mir kamen zwei Handwerker entgegen. Ich fragte, ob sie da oben zugange sind und was sie dort machen. Der eine war etwas pampig und meinte nur kurz angebunden, daß sie den Schornstein abreißen und ein neuer hinkommt (was ich nicht wirklich verstehe, da wir eigentlich auf dem Dach schon lange keine Schornsteine mehr haben - aber da sie die ganze Zeit Steine die Treppen heruntergeschleppt haben, hörte es sich plausibel an). Doch der andere war sehr nett und erklärte, daß es morgen nochmals etwas laut werden könnte, aber dann die Sache gegessen ist und wünschte mir noch einen schönen Tag. Wenn man denn bescheid weiß, was los ist, ist das alles kein Problem, aber da hätte die Hausverwaltung einen ruhig mal vorwarnen können.
Und heute abend gibt es jetzt gleich den Döner mit Knoblauchsoße, den ich mir mitgebracht habe - hatte ich schon lange nicht mehr, sowie selbstgemachte frittierte Zwiebelringe. Zum Glück habe ich morgen nicht vor, unter Menschen zu gehen.

Einkauf

2 Kommentare:

  1. ... es ist wahrscheinlich sinnig, so schön verpackte Seifen ohne wegzuwerfendes Kunststoffbehältnis zu kaufen.

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  2. Auf jeden Fall! Es gibt diesbezüglich eigentlich nur Vorteile für alle Seiten, was man nicht von jeder nachhaltigen oder gesunden Maßnahme behaupten kann.

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