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Donnerstag, 11. April 2019

Der Kurbetrieb und die polnische Sprache

Als wir am Sonnabend früh ankamen, mußten wir bis 14 Uhr auf den Zimmerschlüssel warten, hatten aber ansonsten freie Zeit. Auch der Sonntag war noch frei, allerdings nicht ganz, denn am späten Nachmittag hatte jeder einen Arzttermin. Der war nur sehr kurz, nicht länger als fünf Minuten, nachdem man viel länger draußen vor der Tür gewartet hatte. Vorher sollte man bereits einen Fragebogen ausfüllen. Es wurde einmal Blutdruck gemessen und einem dann die Anwendungen um die Ohren gehauen. Absolut überhaupt nicht gut fand ich, daß die Sprechstunde dazu noch mit dem Zimmerpartner ablief. D.h. pro Person waren es allerhöchstens drei Minuten und gesundheitlicher Datenschutz existierte nicht. Dies führte dazu, daß ich bei diesmal Arztgespräch teilweise lügen mußte. Die Ärztin und die Schwester wirkten beide ein wenig wie hektische und zerrupfte Hühner. Ich wollte nicht viele Anwendungen machen, gerade um mir Stress zu sparen, und so einen Klimbim wie Magnetresonanz, Moorpackungen, Reizstrom u.ä. brauche ich auch nicht. Dadurch war ich später klar im Vorteil. Ich wollte nur Hydro Jet, d.h. Wasserbettmassage, und Teilmassage. Im Kurpaket waren einmal Hydro Jet viermal Massage enthalten, weshalb ich dachte, ich hätte dann pro Tag eine Anwendung und das fand ich völlig ausreichend. Deshalb fiel ich erst aus allen Wolken, als wir abends gegen acht Uhr unseren Behandlungsplan erhielten. Denn ich hatte nun jeden Tag sowohl Hydro Jet, als auch Massage. Nun ist ja vor allem die Hydro Jet-Massage durchaus sehr angenehm, weshalb das an sich nicht schlimm war. Ich wurde sogar von den anderen beneidet, die einen Haufen andere Anwendungen mitgemacht haben, aber nur einmal Hydro Jet hatten. Mein Bruder hatte z.B. Moorpackungen, für die der Termin teilweise erst gegen 13 Uhr lag, so daß er den ganzen Vormittag und Mittag quasi nichts unternehmen konnte und letzten Endes alles nur für fünf Minuten mit einer Moorpackung auf dem Rücken. Er hat sie deshalb später ausfallen lassen, weil ihm das zu doof war. Nicht beneidenswert war außerdem, wie die Kurgäste ab früh um 8 Uhr von einem Termin zum nächsten gehetzt sind. Ich war heilfroh, nur diese zwei Termine zu haben, die zum Glück so eng beieinander lagen, daß ich zumindest schnell fertig war und dann frei hatte. Ich vermute mal, ich bin in den Genuß von täglichen Hydro Jet-Massagen genau deshalb gekommen, weil ich die anderen Anwendungen nicht wollte, das Kurpaket aber bezahlt gewesen ist.

Geärgert habe ich mich dennoch darüber, daß diese beiden Termine immer so während der Frühstückszeit lagen, daß es nicht mehr möglich war, hinterher etwas zu essen, aber man auch zwischendrin nicht viel Zeit hatte, sondern zwischen den Terminen quasi schnell zum Buffett gehuscht ist. Dadurch war es nicht wirklich möglich, richtig miteinander zu frühstücken. Und da wir keine Vollpension hatten und somit erst zum Abend wieder eine Mahlzeit erhielten, war das natürlich besonders übel, denn bis zum Abend wollte ich nicht hungern, zumal es sowieso nur beim Frühstücksbuffett auch den guten Kuchen gab. Zum Abendbuffett gab es zwar warme Mahlzeiten, aber weder Dessert noch Kuchen. Also gewöhnte ich mir an, vor oder zwischen den Terminen zum Buffett zu gehen und mir einen Vorrat an Stullen und Kuchen in meine Tasche zu packen. Rührei oder Cremeschnittchen mußte ich aber trotzdem gleich an Ort und Stelle herunterschlingen, denn die hätten sich in meiner Tasche nicht gut gemacht. Bin ich hinterher zu einer Massage, habe ich dem Masseur gesagt, er soll nicht so viel schütteln, weil ich gerade gegessen habe. Geschüttelt hat er jedoch sowieso nicht viel.
Das alles macht solche Kurtage zu Paradebeispielen für unentspannte Tage, also genau das, was ich in einem Urlaub eigentlich nicht möchte. Warum da manche Leute drauf stehen, entzieht sich mir.

Die Abfertigung bei den Massagen war wie erwartet reinste Fließbandarbeit. Alles geschah im fliegenden Wechsel. Nach zwanzig Minuten wartete schon der nächste. Da muß man als Masseur schon ganz schön viel Kraft besitzen, wenn man das acht Stunden durchstehen will. Dementsprechend sahen die beiden Masseure, die in einem Raum mit zwei Türen und einer Trennwand arbeiteten, ziemlich bullig aus. Meine Mutter fand sie zum fürchten, aber wirklich gefährlich sah eigentlich nur der Glatzkopf mit dem Ayatollah-Bart aus. Der andere, bei dem ich war, war ansonsten sehr lieb, massierte aber entsprechend kräftig und fand vor allem auf magische Weise alle möglichen Punkte, in denen es genau an dieser Stelle richtig weh tat. Jedoch merkte man, wie es von Mal zu Mal weniger wurde, nachdem diese Punkte bearbeitet waren. Zusätzlich zu diesen Masseuren lernte ich noch den Physio-Manager kennen, der sowohl das Wasserbett als auch diverse andere Anwendungen managte. Da unser Zimmer nur zwei Zimmer weiter von den Anwendungsräumen gelegen war und er dort auf dem Gang immer hin und her flitzte, konnte es geschehen, daß man, wenn man nur aus dem Zimmer in den Gang trat, quasi schon von ihm eingesammelt wurde.  Dies nutzten wir manchmal bewußt aus, wenn wir eher drankommen wollten und meist klappte es auch, daß man sich von ihm auf dem Gang aufgabeln und eher behandeln ließ, wenn gerade Kapazitäten frei waren.

Die Physiotherapeuten jedenfalls waren sehr ok und gaben sich Mühe, und trotzdem war es alles andere als Wellness, selbst wenn die Massagen an sich gut waren, im Grunde zusammen mit dem Kuchen das beste an der Reise. Doch für echte Wellness fehlt halt die Entspannung und die kommt bei mir einfach nicht auf, wenn man zumindest im Terminplan nur eine Nummer ist, alles minutiös getaktet ist und man nicht mal entspannt den Tag beginnen kann. Da nimmt es auch nicht Wunder, daß man sich, kaum war das Herumgehetze am Vormittag vorüber, nur noch matt auf dem Bett lag und den restlichen Tag lieber vertrödelte, mal ganz abgesehen davon, daß die Anwendungen an sich natürlich auch für den Körper anstrengend sind.

Unterhaltungen mit den Physiotherapeuten waren eher wenig möglich. Sie konnten zwar meist ausreichend Deutsch, um zu verstehen, was man sagte, aber nicht, um sich zu unterhalten. So war das bei den meisten Polen im Hotel. Ich selbst kenne genau drei polnische Redewendungen schon seit meiner Kindheit, nämlich "Bitte", "Danke" und "Guten Tag". Diese habe ich als Kind deshalb gelernt, weil wir polnische Bekannte hatte und einmal im polnischen Riesengebirge bei ihnen zu Besuch waren. Außerdem konnte ich feststellen, daß rudimentäre Russischkenntnisse manchmal auch im Polnischen weiterhelfen, zumindest vereinzelt. Jedenfalls konnte ich immer verstehen, wenn die Zimmermädchen unsere Zimmernummer gesagt haben, weil sich die Zahlen doch irgendwie sehr ähneln.
Nachfolgendes Schild übersetzte ich spontan als ein Polnisch-Russisch-Deutsch-Mischmasch mit "Achtung! Arbeiten auf dem (oder am) Dach". Nun wollte ich natürlich wissen, ob ich das richtig übersetzt habe und bemühte das Internet. Bing übersetzt mit "Hinweis Dachroboter", Google übersetzt mit "Aufmerksamkeit für Roboter auf dem Dach". Ähm, echt jetzt? Ich kann zwar nur vier Worte Polnisch und ein Paar mehr Worte Russisch und dennoch bilde ich mir ein, mit meiner Übersetzung Bing und Google gegenüber klar überlegen zu sein.

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3 Kommentare:

  1. Man sollte in einem anderssprachigen Land nicht erwarten, dass das Personal Deutsch kann, es sei denn, die Unterkunft hat damit gezielt geworben, um deutsche Touristen anzulocken.

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    1. In allen anderen Ländern ist das richtig, aber in Polen, vor allem direkt an der deutschen Grenze, leben sie von deutschen Touristen, die dort billig einen Kururlaub buchen. Ich schätze, mindestens 70 Prozent der Gäste waren deutsch, wenn nicht sogar mehr. Nur deshalb verstehen sie dann zumindest ganz gut deutsch.

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  2. Die Google- Übersetzungen sind manchmal echt zum schießen. :-)
    Möglicherweise ist das aber auch Umgangssprache oder polnischer Dialekt und darum kann Google das nicht.
    Schön sieht es da aus. Ich liebe das Meer. Ich hätte auch nur wenig Anwendungen genommen. Wenn man nur hin- und herhetzen muss, kann man sich nicht erholen.

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