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Donnerstag, 26. September 2019

Tanz als Belohnung

Brrr, ist das eine Eiseskälte plötzlich, der reinste Winter. Nachts bin ich bei geöffneter Balkontür und weiterhin abgedrehter Heizung etwas bibbernd aufgewacht. Außerdem träumte ich davon, daß ich im Zumbaverein bin und die eine Zumbine, die mal kurzfristig freitags Zumba gegeben hat, dort wieder Trainerin ist. Zudem war auch noch die letzte Mittwochstrainerin anwesend, allerdings nur als Besucherin, und beide schwärmten von einem 21., dem Tag an dem wohl ein ganz besonderes Ereignis stattfinden soll. Beide wollten dabei unbedingt anwesend sein, aber blöderweise vergaß ich zu fragen, was am 21. denn Tolles passiert.
Heute habe ich erstmal die Leinen-Sommerbettwäsche abgezogen und Kuschelbettwäsche draufgepackt. Dabei schüttelte ich gleich noch eine tote Wespe aus den Laken, die sich dort versteckt hatte. Mit der Kuschelbettwäsche läßt es sich hoffentlich jetzt besser aushalten, aber die Heizung aufdrehen möchte ich noch nicht. Ich bin generell mit dieser Wetter-Gesamtsituation ziemlich unzufrieden. Im Sommer ist es so heiß, daß man diesen gar nicht wirklich genießen kann, sondern im eigenen Saft schmort, außer man hat Bluthochdruck und/oder Arteriosklerose (da lohnen sich diese Krankheiten fast), und gleich darauf ist es schon wieder arschkalt. Da war das letzte Jahr etwas besser, als es bis Ende Oktober noch schöne spätsommerliche Temperaturen gab. Aber ein Gutes haben die niedrigen Temperaturen - sie machen den restlichen Wespen, die noch da sind, und hoffentlich auch den wirklich garstigen blutsaugenden Insekten den Garaus (nur daß ich jetzt kein Bedürfnis mehr habe, mich draußen aufzuhalten).

Gestern abend war ich wieder in der Contemporary Class und fast wäre es diesmal Privatunterricht geworden, denn anfangs war ich mit der Kursleiterin alleine, bevor dann etwas später doch noch eine Dritte im Bunde zu uns stieß. Wir hielten uns auch gar nicht lange auf, sondern gingen nach ein wenig Einlaufen auf den Boden. Diesmal war es für meine Festplatte recht kritisch, denn sowohl bei der Bodenchoreo gab es etwas Neues, als auch in der Tanzchoreo wurde eine Bodensequenz hinzugefügt, und irgendwie kann ich mir das auf dem Boden immer nur sehr lückenhaft merken. Ich habe den Eindruck, daß dies ein bißchen an meinem Orientierungssinn liegt, bzw. meinem fehlenden Orientierungssinn - wenn man mich irgendwo aussetzt, ist es mehr oder weniger Glückssache, ob ich zurückfinde. Und auf dem Boden, vor allem wenn man sich dabei noch verschraubt und verrenkt, weiß ich manchmal nicht mehr, wo vorne und hinten, links und rechts ist. Aber gut, als ich mit Zumba begann, konnte ich mir anfangs nicht mal ein paar Tanzschritte hintereinander merken, während mir jetzt im Stehen vieles schon recht gut im Gedächtnis bleibt. Also ist es vermutlich nur eine Übungssache. Ich habe die andere Mittänzerin gefragt, wie sie sich die Bodensachen merken kann und sie meinte, daß jetzt nach dem dritten Kurs, den sie bereits mitgemacht hat, sie sich so langsam an einiges erinnert. Außerdem meinte sie, daß ich mir dafür die Positionen gut merken kann und mir fiel auf, daß sie anscheinend recht hat. Denn wenn die Kursleiterin die Positionen abfragt, schaut sie meist zuerst mich an und ich antworte am häufigsten. Manchmal muß aber auch ich überlegen, und wenn ich dann nach der Position gefragt werde, während ich auf einer halben Zehenspitze balanciere, muß selbst ich passen. Ich kann entweder nur balancieren oder nachdenken, beides zusammen geht nicht. Gestern sollten wir außerdem nicht mehr nur auf der normalen halben Zehenspitze balancieren, sondern auf der höchstmöglichen. Es ist unglaublich, wie man dabei ins Schwitzen kommt. Man steht quasi nur herum, aber trotzdem bricht einem überall der Schweiß aus.

Ich muß sagen, obwohl mir die Bodenarbeit, bedingt durch mein Gehirn, das dabei noch nicht so richtig mitmachen will, sowie durch die körperlichen Einschränkungen, eher schwerfällt, bin ich trotzdem irgendwie fasziniert und auch ein bißchen angefixt von den unendlich vielen Möglichkeiten, die sich dabei zusätzlich für das Tanzen auftun. Na gut, unendlich sind sie vielleicht nicht, wenn man nicht gerade einen Körper aus Knete hat, aber selbst, wenn man nur durchschnittlich beweglich und sportlich ist, sind die Möglichkeiten doch vielfältiger als ich mir hätte vorstellen können. Ich hatte ja bei manchen Choreos zuhause schon ein bißchen mit dem Boden "gespielt", aber da ich nicht viel Platz habe, beschränkte sich das meist auf einige Posen und elegant runter und wieder hoch zu kommen. Dabei hatte ich bereits für mich festgestellt, daß man am schnellsten, einfachsten und elegantesten mit Schraubbewegungen hoch und wieder runterkommt. Dem entsprechend gelangten wir gestern bei der Tanzchoreo ebenfalls mit einer Schraubbewegung auf den Boden. Auf dem Boden herumzurollen und Beine zu schwingen ist dagegen völlig neu, aber irgendwie cool. Allerdings sind die Bewegungen, die man dabei macht, schon eine ganz andere Nummer als Yoga. Natürlich sind die Bewegungen viel dynamischer und detailreicher, aber auch auf eine andere Weise noch anspruchsvoller, was die Beweglichkeit betrifft. Ich könnte mir vorstellen, daß sich das auf Dauer ebenfalls positiv auf die Beweglichkeit auswirkt, vielleicht sogar noch mehr als bei den statischen Bewegungen des Yoga, jedenfalls wäre das zu hoffen.

Durch diesen Kurs habe ich erstmals tatsächlich einen richtigen Eindruck davon, wie sehr sich das viele Üben, vor allem auch im Yoga, tatsächlich gelohnt hat. Natürlich lohnt sich das regelmäßige Üben schon aus gesundheitlichen Gründen immer, aber es kommt einem eher weniger so vor, als hätte man einen Mehrwert davon, weil es ja, wenn es einem gut geht, eigentlich normal sein sollte. Aber ich empfinde es jetzt alleine schon als einen Erfolg, egal wie das Ergebnis aussieht, und gleichzeitig als eine Belohnung, bei diesem Kurs überhaupt mitmachen und einigermaßen mithalten zu können. Teilweise machen wir da auch die ein oder andere Yogaübung, die wir länger halten, und schon dabei hätte ich vor einigen Jahren noch versagt, nicht zu reden vom Boden. Vermutlich hätte ich mich vor einigen Jahren gar nicht in solch einen Kurs getraut oder ich hätte gleich nach dem ersten Mal aufgegeben, weil es so überhaupt nicht meinen Fähigkeiten entsprochen hätte und zu fern für mich gewesen wäre.
Aber ist doch schön, wenn man schließlich wirklich mal eine richtig greifbare und nicht unbedingt notwendige Belohnung für die ganzen Mühen erhält!

Und wenn ich mich so für neue Bewegungsformen begeistere, bin ich wiederum fasziniert von mir selbst. Denn ich kann mir gar nicht erklären, woher meine Begeisterungsfähigkeit für bestimmte Bewegungen oder für das Gefühl dieser Bewegungen kommt, und auch dafür, immer wieder neue ausprobieren zu wollen. Ich hatte dieses "Syndrom" ja bereits als Kind, aber aus meiner Familie stammt es ganz gewiß nicht. Und irgendwie ist es schon ein wenig schräg, finde ich.

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