Und häufig gehen mir einige andere Sachen durch den Kopf, z.B. denke ich über den Sinn des Contemporary-Tanzens für mich nach. Ich meine, ich bin wirklich sehr dankbar und finde es toll, diese Gelegenheit gefunden zu haben, um da herangeführt zu werden und mich darin auszuprobieren. Allerdings merke ich auch eindeutig, daß mein Körper dafür nicht geschaffen ist und andere Dinge besser kann. Nun sollte das an und für sich nicht das Problem sein, denn witzigerweise reizen mich schon immer die Sachen mehr, die mir eigentlich zu schwer erscheinen oder von denen ich glaube, daß ich sie nicht kann. Keine Ahnung, warum das bei mir so ist, aber alles, was ich in meinem Leben begonnen habe, entsprang immer diesem Grundantrieb. Vermutlich sagt das einfach nur aus, daß mein Bedürfnis eigene Grenzen zu überwinden viel ausgeprägter ist als mein Bedürfnis nach Erfolg. Denn hätte man ein großes Bedürfnis nach Erfolg würde man wohl eher die Tätigkeiten wählen, die man wirklich gut kann. Zwischen diesen beiden Varianten besteht im Grunde nur ein kleiner Unterschied, nämlich der, ob man sich dafür entscheidet, die Erwartungen anderer zu erfüllen oder ob man lieber die eigenen Erwartungen erfüllt. Aber letzten Endes macht beides nicht glücklich, wenn es zum Selbstzweck wird. Und wenn man zwar übt, aber das Gefühl hat, daß es eh nicht mehr viel weiter bringt, ist das doch etwas demotivierend. Ganz am Anfang, als ich anfing mehr als so nebenbei zu tanzen, hat mein Körper sich ganz schnell sehr stark verändert. Das waren riesige Unterschiede und sowas motiviert natürlich. Inzwischen merke ich Veränderungen nur noch in Form von da ein paar Zentimetern oder dort ein paar Sekunden mehr oder den minimal veränderten Prozenten auf der Waage. Also nichts weltbewegendes. Es heißt zwar, Kleinvieh macht auch Mist und ich bemerke es, doch wenn dann der Körper ständig total groggy ist, man dauernd da oder dort Schmerzen hat, fragt man sich schon, ob sich dieser Aufwand dafür noch lohnt. Ich könnte es einfach jetzt auf sich beruhen lassen, zufrieden sein mit dem Erreichten und mich zum Spaß haben und fit halten ausschließlich tänzerisch auf das konzentrieren, was mir leicht fällt. Interessanterweise kommen mir solche Gedanken aber nur dann, wenn es mal wieder überall knirscht und ächzt im Getriebe.
Im letzten Contemprary-Kurs hatte ich die Schulterrolle doch wieder mitgemacht, habe mir aber vorher mit Tape und Wattepads die "gefährdeten" Wirbel abgeklebt. Trotzdem hat es auf dem Küchenfußboden immer noch weh getan, auf dem Parkett in der Turnhalle aber zum Glück nur minimal. Vermutlich ist mein Steinfußboden härter als hart und Holzparkett doch etwas weicher. Trotzdem habe ich es bei den Rollen richtig laut Knischen und Knacken hören, da wird einem Angst und Bange. Im Grunde möchte ich gar nicht so genau wissen, wie es in meinem Körper aussieht, wie meine Knochen aussehen, ob man sich vielleicht mehr schadet als nutzt, und auch den Rest will ich nicht genau wissen. Nächsten Mittwoch habe ich aber wieder Termin bei der Onkologin. Ich bin gespannt, wie ich nach der Blutabnahme mit den Balanceübungen klar komme, denn die letzten Male hatte ich immer den Eindruck, daß eine Blutabnahme irgendwie meinen Gleichgewichtssinn stört. Letztens bingte ich mal nach Wirbelkörperbrüchen - ja, ich weiß, das ist total blöd, denn dadurch wird man nur noch hypochondrischer - , aber ich stieß auf den Artikel über eine Ballerina, die sich laufend Cortison in ihre Füße spritzen läßt, weil sie anders gar nicht mehr laufen könnte. Also da wäre bei mir schon lange Schluß, denn damit manövriert man sich geradewegs in den Rollstuhl, da Cortison ja noch zusätzlich die Knochen angreift. Aber vielleicht ist ihr das auch egal, weil sie sowieso schon einmal im Rollstuhl gesessen hat. Sie wurde nämlich aus Neid über eine Hauptrolle, die sie tanzen sollte, von einer Konkurrentin die Treppe hinuntergeschubst, brach sich dabei einen Wirbelkörper und saß danach lange Zeit im Rollstuhl. Und wenn man das bereits kennt und daran gewöhnt ist, wird man quasi todesmutig. Ich würde es trotzdem nicht wollen. Ich wäre sogar so, daß ich meine Hauptrolle freiwillig abgeben würde, wenn ich wüßte, mich will jemand dafür die Treppe runterschmeißen. Gesundheit geht vor und Erfolg allein macht wie gesagt nicht glücklich. Ich glaube, wer anderen dafür körperlich Schaden zufügt, der hat es vermutlich tatsächlich am nötigsten, diese Erfahrung einmal selbst zu machen.
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