Viren

sind zur Zeit das geringste, das mir Sorgen macht, während alle Welt immer panischer wird. Im Fernsehen sah ich so lange Schlangen vor Geschäften, die Mundschutz verkaufen, daß mich das doch sehr an die ersten Tage nach der Maueröffnung erinnerte, als man sich zum Grenzübertritt noch anstellen mußte und die Schlangen nahezu ganze Straßenzüge einnahmen. Im Grunde war der erste Besuch in West-Berlin ein einziges Schlangestehen: zum Grenzübertritt in die erste kilometerlange Schlange, dann zum Abholen des Begrüßungsgeldes in die nächste kilometerlange Schlange und an den öffentlichen Verkehrsmitteln stand man auch immer mehr oder weniger Schlange, weil man mit dem ersten einfahrenden Zug oder Bus oft gar nicht mitkam. Aber ich glaube, ich habe irgendwo in meiner Wohnung noch eine Packung Mundschutz herumzuliegen. Falls es hart auf hart kommt, muß ich mich also nicht anstellen.

Bei der Onkologin gestern rutschte mir erstmal das Herz in die Hose, als ich mir meine Laborergebnisse vom letzten Mal ausdrucken lassen wollte und die Schwester mir die nicht wie sonst einfach gab, sondern meinte, sie legt das der Ärztin rein, damit diese die Ergebnisse mit mir bespricht. Bei der Ärztin lagen die Ergebnisse auf dem Tisch und ich frage, ob damit etwas ist und die Ärztin so: "Ne ne, alles in Ordnung. Die Schwestern haben nur neue Anweisungen, nicht mehr alles einfach so rauszugeben." Na toll - aber ich darf erst mal eine Runde hyperventilieren.

Für den Contemporary-Kurs hatte ich mir extra wieder einige Wirbel mit Watte unterlegt, doch wir haben gestern die Bodenchoreo gar nicht gemacht. War also umsonst, doch eine Woche Atempause für meinen Rücken finde ich auch mal ganz gut, der aber beim Tanzen trotzdem noch genug gefordert ist, wie ich immer hinterher merke (diesmal ist es aber donnerstags eindeutig besser als sonst). Und nachdem ich Dienstag zwei Stunden getanzt habe, gestern anderthalb Stunden und außerdem noch tagsüber eine ganze Menge unterwegs war, freute ich mich darauf, heute mal wieder überhaupt nix zu machen und nur faul herumzuliegen. Dann lief allerdings bei Deezer ein Zumba-Lied und ich habe doch wieder getanzt. Mir ist eben nicht zu helfen.

Stattdessen hatten wir im Kurs unsere eh schon endlos lange Choreo, die aus einem "Morgenroutine-Vorspiel" und der festen Choreo mit mehreren "Bodeneinsätzen" besteht, noch um einen Freestyle-Part verlängert, bzw. nicht wirklich Freestyle, sondern so ein Spiel mit einer Statue und einem "Beweger". Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den Sinn des Spieles richtig aufgefaßt habe, da die Kursleiterin es hauptsächlich mit englischsprachiger Fachterminologie erklärte, aber ich hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, da ich ein "Beweger" war und das heißt, ich mußte tatsächlich die ganze Zeit tanzen. Und dies war eindeutig von allen bisherigen Mittwochen, derjenige an dem ich am meisten geschwitzt habe. Die Bodenchoreo ist zwar auf ihre Weise anstrengend, aber man schwitzt nicht viel. Doch diesmal war ich so naß von Schweiß, daß ich bei dem einen Bodenpart, wo wir uns wie ein Kreisel auf dem Arm drehen, so am Boden festklebte, daß ich mich noch zusätzlich abstrampeln mußte, um überhaupt voranzukommen. Die Kursleiterin meinte, es geht besser, wenn ich mir etwas Langärmliges anziehe, aber hätte ich meine Jacke angehabt, hätte ich einen Hitzschlag bekommen. Dann doch lieber abstrampeln. Und was lerne ich daraus: Körperkreisel auf nackter Haut lieber am Anfang einer Choreo einbauen, wenn man noch nicht so verschwitzt ist. Und ich habe bei dem ununterbrochenen bewegteren Tanzen gestern gemerkt, daß meine Fitness doch deutlich nachgelassen hat, da der Contemporary-Kurs mich körperlich so in Beschlag nimmt, daß ich einfach nicht mehr innerhalb von einer Woche noch dazu komme, ein oder zwei Stunden cardiomäßig zu tanzen. Ich bin schon froh, wenn es zwischendurch für eine Stunde Freestyle reicht. Von daher ist es wahrscheinlich ganz gut, daß wir auch Ferien haben, um dann da cardiomäßig wieder etwas auf Trab zu kommen - im besten Fall. Läuft ja nicht immer so, wie man will. Aber den Zumba-Verein kann ich definitiv vergessen, dort steht jetzt endlich auch mal auf der Homepage, daß kein Zumba mehr angeboten wird.

Bei Deezer hab ich vorhin eine Playlist mit >>Zumbasongs 2020 gefunden und hörte sie mal interessehalber alle durch. Dann habe ich mir eine eigene Playlist mit meinen Favoriten gebastelt, für den Fall, daß ich mal wieder bei Gelegenheit schneller unterwegs sein möchte. >>Von den 60 Songs haben es gerade mal 10 auf meine Liste geschafft (was aber für meinen Bedarf völlig reicht), das waren im Prinzip die einzigen, die mich wirklich zum Tanzen animieren oder Bilder im Kopf entstehen lassen. Die Zumbamusik ist ja generell oft eher weniger mein Geschmack, was nicht nur an den Texten oder der Sprache liegt. Und nur ein Song hat es auch zu meinen Lieblingssongs geschafft, aber "DJ Don't stop" hat so ein herrlich bizarres Hintergrundarrangement. Im Prinzip reizt mich dieses mehr zum Tanzen als der Rhythmus an sich.