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Samstag, 11. April 2020

Mein Friseursalon, Lost in Video-Classes und Überfluß

Mein Friseursalon hatte heute geöffnet. Die Haare mußten mal wieder sehr viel kürzer gemacht werden.

Irgendwie nervt es mich gerade, daß zur Zeit aus jeder Ecke Angebote zu kostenfreien Classes und Online-Kursen kommen, für die Leute, die nichts zu tun haben. Die Angebote sind teilweise sehr interessant und ich möchte am liebsten bei allen mitturnen oder mittanzen, nur daß mir eben nicht langweilig ist und ich mich jetzt eher ziemlich gestresst fühle. Zur festgelegten Zeit etwas mitzumachen, versuche ich erst gar nicht, denn ich hasse Termine, Corona hin oder her. Bei Youtube kann man sich ja das meiste herunterladen, aber selbst dann braucht man noch Zeit zum Mitmachen. Dazu kommt, daß ich für dieses Jahr den Zugang zu einem Online-Tanzstudio gebucht habe, was ich gerade jetzt eigentlich nutzen könnte, nur kommt dann das andere noch alles dazwischen und ich finde es auch blöd, ein Video nach dem nächsten "abzuarbeiten", ohne es für mich hinterher noch richtig reflektieren und integrieren zu können, denn sonst  bleibt eh nicht viel hängen. Der Zugang hat nicht viel gekostet, aber wenn ich dann gar nicht dazu komme, ihn entsprechend auszunutzen, weil ich entweder vom Contemporary-Kurs oder von so vielen anderen Videokursen in Beschlag genommen werde, war es nicht sehr lohnend. Und wenn ich nur noch Videos tanze, aber nicht mehr "meins", kriege ich schlechte Laune, weil es dann auf Dauer keinen richtigen Spaß macht und mich eher von mir selbst entfernt. Optimal finde ich dagegen, ein bißchen Video zu tanzen, sich daran auszuprobieren und in neue Bewegungen "hineinzuschnuppern", aber dann auch die Zeit zu haben, es für mich selbst zu "übersetzen" und anzunehmen, oder auch nicht  Ich will ja nicht meckern, daß jetzt so viele Profis interessanten Lern- oder Fitnessstoff für zuhause anbieten wollen, es bleibt natürlich eine gute Idee, aber wenn man bei bestimmten Themen Schwierigkeiten hat, Prioritäten zu setzen, ist man Lost in Video-Classes. Und leider dauern Videos ja  immer ihre Zeit, anders als Schriftstücke, die man einfach überfliegen und sich das Wichtigste rauspicken kann. So gesehen sind Themenbereiche ziemlich beneidenswert, die sich auch gut schriftlich vermitteln und lehren lassen. Aber man sucht sich ja Interessensgebiete gewöhnlich nicht danach aus, bei welchen die Informationsübertragung schneller funktioniert.

Eine ähnliche Schwemme scheint derzeit bei Altkleidern zu herrschen, nur daß es bei denen nicht virtuell ist und die Altkleiderhändler keine Lagerkapazitäten mehr haben. Denn sie können die Second Hand-Klamotten jetzt weder verkaufen, da die Geschäfte geschlossen sind, noch sie in die Länder transportieren, für die eigentlich bestimmt sind, während die Leute alle ausmisten und die Container überquellen.  Dazu kommt, daß die Saisonmode, die derzeit in den geschlossenen Modeketten vor sich hinstaubt, vermutlich auch als Altkleidung entsorgt wird und nicht mehr verkauft werden kann. Das alles läuft darauf hinaus, daß riesige Müllberge aus Klamotten teuer verbrannt werden müssen. Was mal wieder zeigt, wie krank unsere Überflußgesellschaft ist, wo ständig das Neueste her muß und dauernd neue Trends generiert und beworben werden, damit sich auch ja jeder dusselig fühlt, wenn er nicht up to date ist. So lange man den alten Ramsch den Dritte Welt-Ländern überhelfen und sich dabei auch noch ach so gut und nützlich fühlen kann, obwohl diese andere Hilfen nötiger hätten, fällt das alles kaum auf, weil ja die Müllberge nicht mehr da sind. Aber in dieser Situation sieht man es wieder um so mehr und auch hier wäre es angebracht, mal so langsam in eine Veränderung zu kommen. Zum Glück habe ich gerade nicht viel Klamotten zum ausmisten. Ich hatte zwar eine große Tüte angefangen, aber da ist mit zwei Stücken kaum etwas drin. Und bis bei mir die Tüte voll ist, dauert es ein paar Jahre, da ich mir noch nie in jeder Saison neue Kleidung gekauft habe. Nur bei Sport- und Tanzkleidung habe ich in den letzten Jahren etwas mehr zugegriffen, meist Second Hand oder Discounter, die nutze ich allerdings auch sehr viel, weshalb ich davon nichts ausmiste. Gefühlt kommt es mir oft so vor, als hätte ich zuviel davon, weil mein Schrank, der sowieso klein ist, seitdem aus allen Nähten platzt (87 cm zum Hängen, darüber ein unterteiltes 40 cm - Fach, und daneben  zwei 43 x47 cm - Fächer für Kleidung - in den anderen Fächern ist nur noch Bettwäsche u.ä.), allerdings stellt es sich immer wieder als sehr nützlich heraus, für den Sport viele Sachen zum Wechseln und zum Kombinieren zu haben, bzw.daß für verschiedene Ansprüche, Bedingungen, Kurse und Anlässe eine Auswahl zur Verfügung steht. Und schließlich will man ja nicht ständig nur in ausgeleierten Leggins und alten ausgewaschenen Shirts tanzen, selbst wenn man dabei nicht gesehen wird und eh nur schwitzt. Ich finde, wenn man etwas trägt, worin man sich cool oder mindestens wohl fühllt, was ja dafür schon ein klein bißchen ästhetisch sein muß, tanzt man auch gleich ganz anders.

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