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Mittwoch, 8. April 2020

Tanzen und Katzen

Die Reihe von Gaga mit ihren Lieblingsbildern erinnert mich immer wieder mal an Bilder, die in meinem Leben eine Bedeutung hatten - ob nun gewollt oder ungewollt.Bei den Tänzerinnen von Walter Becker zum Beispiel denke ich an ein Bild, welches jahrelang in meinem Kinderzimmer hing und dies nur wegen einer einzigen spontanen Entscheidung. Ich war damals als kleines Mädchen mit meiner Mutter und ihrer Künstlerin-Freundin unterwegs. Dieselbe Freundin, bei der ich bereits in frühen Jahren Zeichen- und Malunterricht erhielt. Wohl in einer dieser Stunden beschloß sie, daß neben praktischen Übungen auch ein Blick auf die Kunstwerke der Welt nicht schaden könne (vielleicht wollte sie aber auch lieber shoppen gehen) und ging mit uns in ein Geschäft für Kunstdrucke. Die meisten Drucke waren natürlich groß und teuer, aber es gab auch eine kleine Ecke mit Din A4 und kleineren Drucken. Dort sagte Ch. plötzlich zu mir, ich dürfe mir ein Bild aussuchen, sie würde es mir kaufen. Und ich kann mich genau erinnern, daß ich sofort, ohne lange zu überlegen, auf ein einziges Bild zeigte. Es war das Bild "Tänzerin auf der Vorbühne" von Edgar Degas. Damals habe ich mir nicht viel dabei gedacht, es war einfach das, wozu sich mein Herz hingezogen gefühlt hat. Heute dagegen frage ich mich schon, ob das nicht ein subtiler Hinweis von mir war, daß ich eigentlich lieber tanzen würde. Es ist nicht so, daß ich nicht gerne gezeichnet und gemalt hätte, und diese Stunden bei der Künstlerin fand ich immer sehr aufregend und spannend, aber es gab halt noch etwas anderes, das ich lieber tat, wenn auch völlig unbeachtet. Und mindestens zeigt diese Wahl, daß ich auch damals dem Tanzen schon sehr zugeneigt war.

Wenn ich jetzt noch auf Pferde gestanden hätte, hätte ich wahrscheinlich das Klischee von kleinen Mädchen voll erfüllt (obwohl...nein doch nicht, bzw. nur fast, denn ich mochte damals kein Rosa oder Pink - das fand ich ganz grauslig). Doch meine zweite große Liebe galt den Katzen, und wenn ich nicht vermutlich damals 5 Jahre, sondern bereits 10 Jahre alt gewesen wäre, hätte es auch sein können, daß ich mir ein Katzenbild ausgesucht hätte (falls davon eines erhältlich gewesen wäre). Tanzen und Katzen sind einfach die schönsten Ablenkungen der Welt. Stattdessen malte ich mir irgendwann selbst eine Katze, die dann ebenfalls bei mir an der Wand hing - die Katze mit dem charmanten Silberblick. Mich irritiert gerade das Datum auf dem Bild etwas. 1988 habe ich eigentlich schon nicht mehr bei meinen Eltern gewohnt, d.h. wenn meine Erinnerung richtig ist, daß es bei mir im Kinderzimmer hing, können es höchstens wenige Monate gewesen sein. Aber es hing irgendwo an der Wand - das bezeugen die Reißzweckenlöcher an den Ecken.

edgar-degas-dancers

Die Katze mit dem charmanten Silberblick

4 Kommentare:

  1. Liebe Zucker,

    das ist sehr interessant, aber auch ein wenig bedenklich (wie du bei mir im Kommentar erwähntest), dass du abwägen musstest, ob du die spontane Liebe zu dem Bild von Degas erzählen willst. Gut, dass du es getan hast. Die Musikalität in seinen Bildern ist sehr stark und Menschen lieben eben Musik und Tanz. So ein Bild von einer Ballerina gibt einem Raum immer eine feinsinnige, filigrane Atmosphäre, das ist etwas sehr schönes. Man denkt in dem Moment nur an Erhebendes, weniger die Schmerzen, die eine Ballerina in den Füßen hat. Ich glaube, dass sogar dieses Ballerina-Bild, das du auch haben wolltest, als Reproduktion (so richtig auf Leinwand gedruckt, bevor es das in digitaler Form gab) im Flur oder Esszimmer des Elternhauses meiner damaligen besten Freundin hing, als ich ca. 12 - 15 Jahre alt war. Die Freundin war stolz, dass ihre Eltern so aufwändig gemachte Kopien von berühmten Gemälden hatten (auch noch andere gab es in dem Haus, von Breughel z. B.). Es war auch sehr fein gerahmt, ich meine aber, es wäre mehr ein Ausschnitt mit Fokus auf die Tänzerin gewesen, dass sie das Bild mehr ausgefüllt hat. Aber vielleicht war es auch ei anderes Motiv. Ich habe es immer gerne angeschaut. Weil ich selbst nie Ballettunterricht hatte, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mir eine Ballerina aufzuhängen, aber es gefiel mir doch. Entweder war es vor 25 Jahren in Paris oder noch länger her irgendwo in Berlin, da kaufte ich mir einen Kunstdruck (ganz einfach gemacht und preisgünstig) von einer Zeichnung von Degas, die eine Rückenansicht einer unbekleideten Frau zeigt, die sich die Haare abtrocknet. Ich sah es und mochte es sofort und hing es im Badezimmer auf. Zufällig fand sich auch ein schmaler Goldrahmen. So lange ist es nun schon im Badezimmer und durch die Feuchtigkeit nach dem Duschen, nimmt Papier etwas davon auf, und die Oberfläche bekam so eine interessante matte Patina, leicht gewellt, da ich es nicht hinter Glas habe, dass es nun schon viele Jahre wirkt, als sei es eine echte alte Zeichnung. Toller Effekt! Es passt einfach atmosphärisch und farblich perfekt in mein Badezimmer und ist so ideal. Ich hätte keinen Bedarf am Original. Ist auch nicht mein absolutes Lieblingsbild auf der ganzen Welt, es ist nett, hübsch und dekorativ, mehr verlange ich nicht an dieser Stelle. Beim Googeln danach, um es dir zu zeigen, wurde mir bewusst, dass Degas offensichtlich genau zwei Lieblingsthemen hatte: Balletttänzerinnen und Frauen, die sich im Badezimmer abtrocknen ;-) Es war gar nicht einfach, genau das Motiv zu finden, das ich an der Wand im Bad habe, weil es gefühlt fünfhundert verschiedene Bilder von Degas mit vergleichbaren Motiven bei der Bildersuche gibt. Ich habe es aber doch noch entdeckt. Voilà:

    https://i.etsystatic.com/7022952/r/il/e7e994/1057525885/il_570xN.1057525885_ed5p.jpg

    Neben dieser Badezimmer-Szene von Degas zieren noch weitere Bilder mit ähnlichen Motiven meine Badestube, z. B. ein Foto, ein Filmstill, Romy Schneider in der Badewanne, wie sie von ihrem Filmpartner Michel Piccoli,der auf dem Badewannenrand sitzt, fotografiert wird, aus dem Film "Das Mädchen und der Kommissar". Oder Fotos von Marilyn Monroe vor dem Spiegel, wie sie sich schminkt usw. usf. Ich bin eine leidenschafltiche Dekorateurin! Das macht vor Bildern natürlich nicht Halt, da müssen die durch.

    (ich kopier den Kommentar hier auch unter den Strang bei mir, wo du das Degas-Bild erwähnst)

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    1. Also Ballettunterricht oder sonstigen Unterricht hatte ich auch nie, ich habe damals nur für mich und andere Kinder getanzt, ohne je etwas in dieser Hinsicht gelernt zu haben. Aber ich glaube, kleinen Mädchen gefallen Ballerinas generell irgendwie gut, egal ob sie nun Ballett tanzen oder nicht.
      Ich kann mich erinnern, daß du einmal von deinem Badezimmer voller Bilder berichtet hattest. Bei anderen finde ich sowas immer sehr spannend und interessant, aber mir selbst wäre das dann zu viel Dekoration. Ich bin da wirklich sehr sparsam und wählerisch, weil ich mich sonst schnell überfordert fühle, ähnlich wie in Einkaufscentern. Und gerade wenn eh viel Zeug herumliegt oder -steht, finde ich weiße (oder farbige) Wände manchmal schöner. In meinem Badezimmer habe ich nur ein farbiges Wachstuch mit Kachelmuster an der Wand.

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  2. Also den Vergleich von meinem Badezimmer mit einem Einkaufscenter verbitte ich mir, junge Dame! ;-) Im letzten Sommer hat eine erstmalige Besucherin meines Badezimmers festgestellt, dass es sich um ihren Lieblingsraum in meiner Wohnung handelt, da eben ungewöhnlich wohnlich! Ich habe auch im Wohnzimmer ein paar komplett weiße (schräge) Wände, da würde ich mir nie was draufkleistern, dann würde die Architektur nicht mehr wirken, sieht aus eine Pyramide von Innen. Ich mag sowohl opulentes Interieur als auch total reduziertes, minimalistisches, wenn die Materialien edel sind. Wenn ich noch eine Dritt- und Viertwohnung hätte, könnte ich auch diese Vorliebe ausleben. Aber man kann halt nicht alles haben.

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  3. Oh sory, das sollte kein direkter Vergleich werden. Ich reagiere nur sensibel auf zu viele Reize auf einmal, egal welcher Art und wie geschmackvoll sie auch sind. Aber danke, daß du mich, obwohl nur fünf Jahre älter, mit "junge Dame" ansprichst. ;-) Wie gesagt finde ich so eine opulente Ausstattung bei anderen meist auch super wohnlich und ich mag diese Art von Wohnstil. Deshalb bedauere ich es manchmal daß ich nur meine winzige Wohnung habe, aber winzige Wohnungen wirken mit opulenter Ausstattung schnell wie eine Räuberhöhle. Dazu kommt, daß ich bei gemäßigteren Wohnstilen den geringeren Zeit- und Kraftaufwand beim Verwalten, Saubermachen und Renovieren schätze. Ich bin im Moment wieder in so einer Phase, wo ich selbst mein bißchen Zeug schon als zuviel empfinde. Ich habe irgendwie das Gefühl, es lenkt mich dann zu sehr von wichtigeren Dingen ab. Minimalistisch lebe ich deshalb aber nicht, also zumindest nicht äußerlich. Meine Wohnung ist schon ziemlich bunt, aber auch einfach. Eine ewige Studentenbude. Sollte ich jemals ein Schloß oder mindestens eine Villa besitzen und dazu Dienstboten, die für mich putzen, räumen und renovieren, wäre Opulenz ohne jede Frage mein bevorzugter Wohn- und Lebensstil (gerade in großen Räumen gibt es nichts anderes, um sich wohl zu fühlen). Als Löwe bin ich quasi dafür geboren. ;-)

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