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Freitag, 26. Juni 2020

Aus dem Leben Isadora Duncans - 3

"Die Duse war außerstande, ein modernes Kleid zu tragen, und sie sah auch niemals wirklich schick aus, obwohl sie gelegentlich auf den Rat ihrer Freunde hin auch elegante Courturiers aufsuchte. Ihre Kleider  zipfelten stets auf der einen oder anderen Seite, und ihr Hut saß eigentlich immer schief. So kostbar ihre Kleidung auch sein mochte, sie schien sie nie zu tragen, sondern sich eher dazu herabzulassen, irgendetwas anzuhaben....
...Die Duse wohnte in einer rosafarbenen Villa in einem Weinberg. Sie kam mir wie ein strahlender Engel auf einem weinbelaubtem Weg entgegen und nahm mich in die Arme. In ihren Augen lag so viel Liebe und Güte, dass ich wieder Mut schöpfte. Sie wiegte mich in ihren Armen und tröstete mich in meinem Schmerz, aber es war nicht nur Trost, es schien, als könne sie meinen Schmerz in ihrer Brust versenken. Nun erkannte ich auch, warum ich die Gesellschaft anderer Menschen nicht ertragen hatte: Alle spielten nur Komödie und versuchten fröhlich, mich vergessen zu lassen, Eleonora aber sagte: "Erzähle mir von Deirdre und Patrick", und dann gab ich Äußerungen meiner Kinder wieder und kleine Begebenheiten aus ihrem Leben, ich zeigte Fotografien, die sie küsste und mit Tränen bedeckte. Sie riet mir nicht, meinen Schmerz zu vergessen, nein, sie litt mit mir und zum ersten Mal seit der Katastrophe fühlte ich mich nicht mehr allein. Ihr großes Herz war imstande, die Tragödien dieser Welt in sich aufzunehmen."

("I've only danced my life - die Autobiografie der Isadora Duncan")

2 Kommentare:

  1. Das liest sich noch sehr schön, ja anheimelnd. Es hat etwas vom Stil eines Märchens, das mit "es war einmal eine Königin" anfängt. Ich freu mich schon drauf, danke für die Entdeckung!

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