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Donnerstag, 28. Januar 2021

Begabungstests

Aus dem Nachlaß meines Vaters hatte ich mir damals ein Buch mit Begabungstests herausgeangelt. Das lag immer noch bei mir herum und zum Zeitvertreib mache ich jetzt einfach mal die Tests, dachte ich mir, damit ich das Buch endlich entsorgen kann. Ich möchte es nicht in meiner Bibliothek aufbewahren und aus dem Alter für die Tests bin ich eh schon herausgewachsen. Es ist für Berufsanfänger mit Altersabschnitten bei der Auswertung von 16 bis 30 Jahren. Zudem finde ich solche Tests immer etwas fragwürdig, vor allem, wenn eben noch anderes als Rechentalent u.ä. geprüft wird. Daß ich kein Rechengenie bin, das war mir schon vorher bekannt. Aber zum Beispiel ein Test des Geschmacksinns ist doch ziemlich einseitig und subjektiv, wie ich feststellen mußte und bereits als ich ihn begann, fragte ich mich, wie man Geschmack objektiv bewerten will. 

Bei diesem Geschmackstest bekam ich zum Beispiel Abzüge für meinen schechten Geschmack, weil ich statt der klobigen Elektrogeräte mit scharfen Ecken lieber die abgerundeten wählte. Oder weil ich den antiken hölzernen Stuhl einem Stahlrohrstuhl vorzog und weil ich es bei den Bügeln umgekehrt hielt - dort wählte ich schmale Stahlbügel, sollte aber, um guten Geschmack zu zeigen, die dicken Holzbügel wählen. Nun ja, der Test stammt aus den 90ern, vermutlich würde er heute ganz anders aussehen, allerdings handelt es sich wohl weniger um den Geschmack, der getestet wird, als um die Beeinflussung durch die Mode. 

Da ich bei diesem Test aber trotz dieser "Fehlentscheidungen" überdurchschnittlich gut abschnitt und in der Kreativität noch ein wenig besser, wird mir ein Beruf in der Werbebranche vorgeschlagen. Also ehrlich, einen Beruf in der Werbebranche hätte ich niemals mit meinen Werten und Idealen dauerhaft in Übereinstimmung bringen können. Man kann sich dort ja wahrscheinlich nicht immer aussuchen, wofür man Werbung macht und Dinge, für die ich wirklich guten Gewissens Werbung machen würde, sind doch relativ rar gesät, zumal sie eher von den kleinen Manufakturen und Firmen stammen, die nicht das Geld haben, um alles mit Werbung zuzukleistern. Als es um die Berufswahl ging, zog ich einen Beruf im Textildesign in Betracht, auch den Modebereich und Fashionfotografie fand ich teilweise anziehend, aber inzwischen weiß ich, daß mich diese Oberflächlichkeit der Modebranche auf Dauer hätte verzweifeln lassen. Spätestens mit 40 hätte ich da wahrscheinlich eine Sinnkrise bekommen. 

Zu schreiben war aber anscheinend ebenfalls eine schlechte Wahl, denn der Test bescheinigt mir eine unterdurchschnittliche Sprachbegabung. Das hätte ich nicht erwartet! Also hänge ich das Schreiben am besten ganz an den Nagel!

Hier sind zwei Aufgaben aus dem Sprachtest, ihr könnt ja selbst mal knobeln, welches das "richtige" Wort ist, welches in die Pünktchen eingesetzt werden muß. Das Ergebnis poste ich demnächst in den Kommentaren. 


"In der Nacht rollte eine Verhaftungswelle über das Land, Armee-Offiziere ... alle Zeitungsredaktionen, Nachrichtenagenturen und Fernsehstationen."

a) stürmten

b) eroberten

c) besetzten


"Ihn ärgert, daß Fidel Castro die Reklameschilder internationaler Markenfirmen ... ließ"

a) beseitigen

b) abreißen

c) abmontieren


9 Kommentare:

  1. Ich bewundere deine Geduld, dass du dich darauf eingelassen hast. Ich habe beim Stelleninformationssystem des Arbeitsamtes damals einen Beruf ausgesucht, den ich in einer Umschulung lernen konnte, weil mein Studium sich ja in Luft aufgelöst hatte. Tatsächlich war dieser Beruf die zweite Wahl - für die erste gab es schon zu viele Arbeitslose und deshalb keine Umschulungen mehr. Ach, was sah das Filmchen dort beim Arbeitsamt gut aus... Gezeigt wurde aber nur die gehobene Position darin, die man erstmal erreichen musste. Was ich letztlich in dem Beruf (bzw. in der Umschulung, denn den Beruf habe ich nie angetreten) machen musste, hatte damit nicht viel zu tun und war wesentlich stressiger und schlechter bezahlt.

    Schreiben, hm. Mit einem Teil Deutscher Sprache im Studium und einigen geschriebenen Texten würde ich sagen, dass es sich bei dem Test um die Buchstaben c und a handelt. Also die Militärs besetzten die Stationen der öffentlichen Medien und Castro ließ die Reklameschilder beseitigen.
    Bin gespannt, ob ich richtig liege. Je nachdem klatscht meine Stilistik-Lehrerin in meinem Geiste Beifall oder dreht sich im Grabe rum, in dem sie möglicherweise schon liegt.

    Liebe Grüße
    die Hoffende

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    1. Ehrlich gesagt habe ich zwei Tests davon unter den Tisch fallen lassen, weil mir das zu blöd war. Beim Konzentrationstest hatte ich bereits eine halbe Stunde lang irgendwelche Zeichen und Kringel unter Buchstaben eines Textes gemalt, als ich merkte, daß noch zwei Doppelseiten kommen. Daran hätte ich mindestens zwei Stunden gesessen. Soviel Geduld hatte ich dann doch nicht. Und dann gab es noch einen Test praktischer Intelligenz, wofür man Papierstreifen hätte ausschneiden müssen um irgendwelche Figuren zu legen. Das war mir auch zu aufwendig.

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  2. Antworten
    1. Tja, leider nichts gewonnen. Bei der zweiten Aufgabe lagst du falsch. Aber tröste dich - ich hatte hier auch "abmontieren" gewählt, weil ich das viel plastischer finde, als das nichtssagende "beseitigen", d.h. da entstehen bei mir gleich Bilder im Kopf. Und das ist der Punkt bei diesem Test - nämlich daß er wahrscheinlich für journalistisches und sachliches Schreiben ausgelegt ist. Wenn man eher künstlerisch schreibt, bevorzugt man eine bildhaftere Sprache statt nichtssagender Floskeln.

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    2. Niemals hätte Fidel Castro "beseitigen" gesagt. I don't buy it. Schilder werden nicht "beseitigt" sondern abmontiert. Hundehaufen werden beseitigt, oder Ölspuren, oder konkurrierende Miterben, aber nicht Schilder! So!

      Neon, Deutsch LK.

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    3. Finde ich auch! Ich sehe quasi schon die Arbeiterkolonnen in ihren blauen Overalls mit den Schraubschlüsseln in der Hand vor mir. *gg*

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  3. And the winner ist: die Hoffende! Gratuliere, beide richtig! Deine Stilistik-Lehrerin klatscht Beifall. ;-)

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  4. Hallo Süße (es ist doch legitim, Zucker süß zu nennen ... nein, jetzt schlägt mein Humor aber über die gesellschaftskonformen bzw. internetten Benimmstränge ... bitte STREICHEN!) PUNKT.

    Nochmal:

    Hallo Zucker (der süße Stoff ist Platzhalter für ...? Habe nirgends einen anderen Namen gefunden .. bin ich blind?),

    zum Sprachtest:

    Da hätte ich zuerst auch fragen wollen, auf welche Zielsetzung hin der Test denn angelegt ist. Und ich wäre Fragen dieser Art semantisch angegangen. Hätte mir den Bedeutungsgehalt der angebotenen Begriffe vergegenwärtigt. Aus dieser Sicht bietet sich jeweils durchaus nicht nur eine Möglichkeit an. Ich würde vermutlich sogar noch weitere ergänzen. (Es gibt doch Synonymwörterbücher, in denen man herumspazieren und sich adäquat bedienen kann.)

    Tests dieser Art sind Murks!

    Sie werden weder der Lebendigkeit unserer Sprache noch der Kreativität Ihrer Nutzer gerecht.
    Außerdem fehlt der Kontext.

    So etwas kann man bei Fragen zur STVO anwenden, multiple choice mit einer bis mehreren Ankreuzmöglichkeiten. Weil eine gesetzmäßige Eindeutigkeit vorausgesetzt werden kann oder sollte.

    In diesem von Dir dargestellten Fall hätte ich mich gern auf einen Disput mit den Testern nach dem Test eingelassen. Entweder hätte man meine Disputierfreude brauchen können oder nicht. Das hätte zumindest mir selbst den Weg gewiesen. Bleiben oder weitergehen ...

    Aber es ist ja nicht neu, dass standardisierte Tests nur wenig über die in der Praxis geforderten Kompetenzen aussagen. Die wirklich Großen haben ihre eigene Marke (oder Macke ...).

    Und Du ...
    Schreib bloß weiter!
    Du brauchst bestimmt nicht nur von einer Leserin Deiner Texte auszugehen, wie die Kommentare beweisen.
    Und das Schönste: In Deinem Blog bist Du die eigene Chefin.

    Zum Lebensunterhalt trägt es natürlich nicht bei.

    In diesem Sinne ...
    weiterhin fröhliches Schaffen mit Herz und Hirn!
    Ulrike

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  5. Das oben waren nur zwei Beispiele, es waren nicht alles Multiple Choice-Tests. Und die verschiedenen Begabungstests waren einfach als Tests zur Berufsfindung gedacht. Natürlich war mir schon vorher klar, daß solche Tests immer etwas fragwürdig sind, aber ich bin auch neugierig und zu Experimenten bereit.

    "In Deinem Blog bist Du die eigene Chefin."

    Genau das liebe ich am Bloggen und deshalb würde ich das Blog auch niemals gegen Facebook & Co. eintauschen, selbst wenn hier niemand mehr mitlesen würde. Hier zensiere ich. :-)))

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