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Donnerstag, 22. Juli 2021

Nur eine App kann uns jetzt noch retten

Gestern zappte ich doch mal wieder zu Lanz und habe mich gleich geärgert. Hätte ich bloß nicht! Da ging es um die Hochwasserkatastrophe und die Kritik daran, daß vorher überhaupt nicht ausreichend gewarnt wurde. Man hört von vielen, daß sie nicht eine einzige Warnsirene bemerkt hätten. Nun ja, das wundert mich gar nicht, denn ich erinnere mich noch an den bundesweiten Warntag, der mal "lief", und an welchem mir nichts begegnete als gähnende Stille. Ich habe den Eindruck, in ganz Deutschland ist das altbewährte Warnsystem und der Katastrophenschutz im Eimer. Vielleicht traut sich auch niemand mehr, den Knopf zu drücken. Es wurden, wie es heißt, viele Sirenen abgebaut. Abbau können wir - sogar mehr als zwanzig Krankenhäuser während einer Pandemie. Ich würde es hier verschlafen, wenn die Russen kommen. Aber da erzählt dann so eine Dame, man müsse mal etwas fortschrittlicher werden und eine Warn-App für das Handy entwickeln. Oh mein Gott! Soll ich jetzt sogar noch mit meinem Smartphone schlafen gehen? Und meine alte Tante legt sich gewiß nicht extra ein Smartphone zu, nur damit sie eventuell gewarnt wird. Mal abgesehen davon, daß man bei Stromausfall mit einem Handy auch nicht sehr weit kommt. Warnsirenen dagegen haben meist eigene Stromaggregate und sind so nicht auf die Stromversorgung angewiesen. Wieso denken die Leute eigentlich dauernd, daß man für jedes Problem einfach nur eine App braucht? Und hier zeigt sich wieder, wie wenig in Wirklichkeit alte Menschen interessieren, während sie bei einer Pandemie vorgeschoben werden. Doch wenn es um praktikable Lösungen für alle und nicht nur für Technikjunkies geht, fallen sie sofort unter den Tisch. Wie auch zum Beispiel Menschen, die elektrosensibel sind und sich gar nicht Tag und Nacht mit einem funkenden Smartphone umgeben können. Ich hingegen finde es völlig unakzeptabel, mich quasi dauergebunden an so ein Gerät zu machen. Schlimm genug, daß man es für immer mehr Dinge braucht, wie Online Banking usw. Aber dafür muß ich es nicht den ganzen Tag und möglichst noch die Nacht über eingeschaltet lassen und mit mir herumtragen. Bei mir ist über Nacht Wlan sowieso für einen gesunden Schlaf abgeschaltet. 

In der Pandemie wurde ja immer die fehlende Digitalisierung der Gesundheitsämter und Schulen bemängelt. Und ich bin keineswegs gegen eine Digitalisierung, dazu schätze ich selbst viel zu sehr die Vorzüge der Technik. Aber immerhin lief es gerade bei den Gesundheitsämtern und Schulen trotzdem irgendwie, wenn auch mühsam, im Gegensatz zu der Auszahlung der Bundeshilfen, die monatelang nicht ausgezahlt wurden, nur weil die entsprechende Software fehlte. Also früher funktionierte so etwas noch ganz einfach mit Stift und Papier. Mehr brauchte man da nicht. Und das ist der riesengroße Nachteil, wenn man sich komplett abhängig von moderner Technik macht - die Menschen werden scheinbar immer unkreativer und hilfloser, wenn es darum geht, auch mal analog etwas auf die Beine zu stellen und zu organisieren. Und noch schlimmer - diese Technik wiederum, die ihnen alles abnimmt, ist komplett abhängig von der Stromversorgung. Nicht einmal Telefon gibt es mehr ohne Strom, da ja ebenfalls die Anschlüsse auf digital zwangsumgestellt wurden. Wobei ich mir vorstellen könnte, daß es viele junge Leute gibt, die gar nicht mehr wissen, daß es auch anders geht. Ich empfinde es als sehr dumm, sich so weit abhängig von digitaler Technik  zu machen, daß Menschen ohne dies sich selbst und anderen nicht mehr helfen können. Und wann erfindet eigentlich mal jemand eine App gegen den Klimawandel?

3 Kommentare:

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    1. Na ja, es gibt ja so Tools, mit denen man die Nutzungsdauer beschränken kann. Und für ganz schlimme Junkies ist das vielleicht ein Anfang. Aber am besten hilft immer noch kalter Entzug und etwas anderes zu finden, das wirklich zufrieden und glücklich macht.

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    2. In meinem Regionalblättchen habe ich heute gelesen, daß es in Berlin und anderen Großstädten wohl überhaupt keine Sirenen mehr gibt. Da wird alleine auf die Warn-Apps gesetzt, die aber am Warn-Tag auch nicht richtig funktionierten und vor allem nicht jeder hat, weil nicht jeder ein Smartphone besitzt. Jetzt hat der frühere Feuerwehrchef Berlins gefordert, daß es wieder Sirenen geben soll und der Senat will das prüfen. Man kann hier zu der Frage, ob Sirenen oder nicht abstimmen: https://www.berliner-woche.de/mitte/c-blaulicht/berlin-prueft-einsatz-klassischer-warnmittel-im-katastrophenfall_a317190?ref=curate

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