ThingsGuide

Donnerstag, 9. September 2021

Viel zu tun

Wow, was für ein traumhafter Spätsommertag war das heute! Da wird man leider auch ein wenig wehmütig mit dem Wissen, daß es vielleicht einer der letzten Sommertage war. Und für den Herbst bin ich in diesem Jahr noch überhaupt nicht bereit. 

In meinem Online-Tanzstudio läuft in diesem Monat ein Move Marathon. Wenn ich dabei mitmache, hätte ich aber fett zu tun, denn es geht um 72 Moves, die es zu lernen gilt. Finde ich ganz schön viel, auch wenn die Moves-Videos eher kürzer sind. Dabei komme ich schon kaum mit der Verarbeitung meiner eigenen Videos hinterher. Das kostet einfach enorm viel Zeit, alleine um noch einmal alles anzuschauen, die ich gar nicht mehr so gewillt bin zu opfern, denn Ideen habe ich bereits derart massig gesammelt, daß ich jahrelang gut damit versorgt wäre.

Gestern abend saß ich wieder Stunden an der Durchsicht der letzten Videos und nebenbei lief der History Channel mit einer Sendung, in welcher irgendwelche Antiquitätenjäger durch Amerika gondeln. Ich weiß nicht, wie die heißt, aber zwischendurch bekam ich immer mit, welches "Super-Zeug" sie als nächstes ergattert hatten. Komisch, dachte ich, für mich sieht das einfach nur alles wie Schrott aus. Ich würde das in die Tonne kloppen. Seltsam, was die Leute so alles sammeln. Doch dann befanden sie sich im Haus eines ehemaligen Tänzer-Ehepaars, in welchem nun der Sohn lebte. Das erste bemerkenswerte Fundstück war die Tapete eines Zimmers, die aus bunten Einladungen zu Tanzveranstaltungen bestand. Die eine Antiquitätenjägerin war so verliebt in die Tapete, daß sie diese sofort in Streifen von den Wänden riß. Da früher Mehlgemisch verwendet wurde, ging das auch sehr einfach. Doch darunter war noch eine viel bessere Tapete, nämlich eine mit Noten und Tanzschritten, ich glaube, für den Square-Dance. Schließlich fanden sie ein Regal, welches bis oben hin gefüllt mit Ordnern war, in welchen das Tänzer-Ehepaar fein säuberlich alle ihre Choreographien und Fotos archiviert hatte. Und das war wirklich viel, da sie neben Aufführungen in der Gemeinde auch Kindern Unterricht gegeben hatten. Was für ein unglaublicher Schatz! Da beginnt das Tänzer-Herz zu hüpfen und ich stellte mir vor, wie spannend es wäre, darin zu stöbern. Der Sohn meinte dagegen nur: "Ach, das interessiert doch niemanden." Na ja, die Antiquitätenjägerin sah das anders und kaufte das gesamte Lebenswerk dieses Paares auf. 

Irgendwie hat das Tanzen auch etwas Tragisches an sich, weil es so flüchtig ist, noch flüchtiger als anderes. Da gibt jemand sein Herzblut und seinen Körper dafür und es bleibt weiter nichts, als verstaubtes Papier und ein paar Fotos. Man kann das nicht mal mit Büchern, Romanen oder Bildern vergleichen, denn diese tragen das Leben in sich selbst. Choreographien dagegen müssen erst wieder zum Leben erweckt werden, brauchen neue Körper, damit sie etwas erzählen. Und früher wurde natürlich nicht so viel gefilmt wie heute. Und trotzdem sind auch Videos und Filme, zumindest für den Tänzer selbst, vermutlich nur eine müde Erinnerung eines einmaligen Moments, der vergangen ist. 

Moves Marathon Month

Keine Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentare werden im Tresor gebunkert und bei Gefallen freigeschaltet. ,-)