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Donnerstag, 21. Oktober 2021

Preiswucher und Bitterlust

Trotz Sturm hat es mich heute gegen den Wind zum Supermarkt getrieben, da ich seit Wochen Heißhunger auf Rosenkohl habe, aber es noch keinen gab. Den eingefrorenen Rosenkohl kann ich ja nicht auf Vorrat kaufen, da ich noch keinen neuen Gefrierschrank besitze. Bis letzte Woche war Lidl komplett rosenkohlfrei, es gab ihn nicht einmal gefroren. Also bin ich etwas weiter zu Edeka gepilgert und bei dieser Gelegenheit habe ich mich gleich schon etwas mit Weihnachtskram und Weihnachtsmännern eingedeckt, da die paar wenigen guten oder Bio-Sachen immer viel zu schnell weg sind. Und das meiste Zeug kann man gar nicht essen, weil es einfach nur nach Zucker schmeckt. Sowas lasse ich alles liegen. Das einzige, was noch einigermaßen nach etwas schmeckt, nämlich nach Marzipan, ist das Niederegger-Marzipan, das seltsamerweise nicht sehr süß ist. Seltsamerweise, weil mir Nougat, Pralinen und ähnliches von Niederegger ebenfalls zu süß sind. Besser sind nur noch die Marzipan-Figuren beim Netto mit Hund, die es regelmäßig vor Ostern und vor Weihnachten dort gibt und die nicht mal besonders teuer sind. Die haben mehr ein herbes Aroma, wie nur leicht mit Honig gesüßt, und damit decke ich mich gerne ein, wenn ich zu Weihnachten doch nicht nur Mandarinen naschen will, obwohl das definitiv preiswerter und gesünder wäre. 

Zum Verschenken hatte ich schon im letzten Jahr Niederegger-Weihnachtsmänner und auch in diesem Jahr sollten es diese werden, aber als ich mit meiner Sammlung von Weihnachtsmännern luxusgentlemen an der Kasse stand, fing dann doch unversehens meine Geldbörse an zu schlottern, als ich sah, daß so ein kleiner Luxusmann inzwischen pro Stück 4,20 EUR kostet. Ok, Niederegger ist eine Marke und war schon immer teurer, aber für eine flache Figur, die kleiner ist als meine Hand? Das wären über 8 DM für einen flachen Weihnachtsmann, der kleiner ist als meine Hand, in zwei Happen weg ist und kein Bio. Und ja, ich rechne bei solchen Gelegenheiten immer noch um - schließlich will ich mir den Wahnsinn ja nicht entgehen lassen. Also bei diesem Preis bleibt es dann auch höchstens bei einem Stück pro Person. Trotzdem würde ich keine billigeren Produkte kaufen, wo nur Zucker drin ist, oder noch schlimmer - Lindt. Da ist nur Zucker drin, und dafür viel zu teuer. Dann würde ich lieber ganz verzichten. 

Dominosteine sind ja auch sowas, das für mich zu Weihnachten mit dazu gehört, und in Anbetracht dessen, daß es mir zu aufwendig wäre, die selbst zu backen, habe ich doch immer noch eine kleine Packung gekauft und ab Heiligabend sparsam verzehrt. Von Niederegger gibt es ebenfalls Dominosteine - eine kleine Packung, etwa so groß wie meine Hand für über 4 EUR. Da darin aber nicht nur Marzipan ist, habe ich darauf verzichtet, sie auszuprobieren. Wenn die dann genauso schmecken wie alle anderen, ärgere ich mich bloß.  

Überhaupt ist es gar nicht so einfach mit meinen umgetunten Geschmacksknospen. Seit ich im Laufe der Jahre zunehmend auf Zucker verzichtet habe, begann ich immer mehr zu schmecken. (Die gesundheitlichen Vorteile wären ein eigenes Kapitel für sich, die erwähne ich jetzt hier gar nicht erst.) Das kann sowohl positiv als auch negativ sein, führt aber zum Beispiel auch dazu, daß manchmal sogar schon Mineralwasser für mich inzwischen einen süßen Geschmack hat. Erst letztens trank ich ganz normales reines Mineralwasser und dachte, daß das Wasser aber komisch süß schmeckt. Vielleicht ist genau das der Grund dafür, daß ich ständig mehr Appetit auf bittere Gemüse und Kräuter entwickle. Nur hat man damit eine ziemliche A-Karte, da die Bitterstoffe aus den Pflanzen inzwischen rausgezüchtet werden. Weder Artischocken noch Chickoreé schmecken so wie früher. Ich kann mich erinnern, daß meine Mutter in meiner Kindheit manchmal bitteren Chickoreésalat mit Orangen und Rosinen gemacht hat. Das schmeckt heute alles ganz anders. Wenn man jetzt echte Bitterstoffe möchte, muß man sich teure Präparate und Tropfen kaufen, weil alle Lebensmittel, sogar das Gemüse, dem Geschmack der betäubten Zuckerjunkies angeglichen wird. Genauso wie das Traubenkernmehl, daß man sich teuer zu den Weintrauben dazukaufen muß, weil die Kerne inzwischen auch fast überall rausgezüchtet sind. Kein Wunder, daß die Leute immer kränker werden, wenn das Beste aus der Nahrung verschwindet. Zudem wird ebenfalls der Selen- und Magnesiumgehalt immer geringer. Und die Grünen beschweren sich, daß die Leute zuviel Nahrungsergänzungsmittel kaufen. Wenn man alle Vorteile einer naturbelassenen Nahrung genießen möchte, bleibt einem gar nichts anderes mehr übrig. Und wenn man nicht das Geld dazu hat und seine Nährstoffe alleine aus dem beziehen soll, was heute noch in den halbleeren Lebensmitteln enthalten ist, dann ist man wahrlich arm dran. Zum Glück gibt es wieder immer mehr der kleineren Manufakturen, die z. B. Pestos aus Wildkräutern herstellen. So kommt man dann hin und wieder auch als Zuckerentwöhnter zu echtem Genuß. 

2 Kommentare:

  1. Sollte wohl "TraubenkernÖL" heißen?

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    1. Nein, ich mache zwar öfter mal Tippfehler, aber es soll in der Tat "Traubenkernmehl" heißen. Das gibt es als Superfood mit hohem OPC-Gehalt aus gemahlenen Traubenkernen zu kaufen. Man kann es zum Beispiel in Brotmischungen untermengen oder zu Smoothies dazugeben. Ich habe davon eine Tüte in der Küche stehen, allerdings nicht selbst gekauft, sondern geschenkt bekommen, denn diese gemahlenen Traubenkerne, die man in den Weintrauben nicht mehr mitisst, sind gar nicht mal billig. ;-)

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