Das angehängte Video beinhaltet eine sehr schön entspannende Yin Yoga-Stunde, aber besonders angetan hat es mir das Ambiente. Wow! So eine Tanz- und Yoga-Spielwiese hätte ich auch gerne! Das muß das Paradies sein. Living on a planet where the people are peaceful and happy - it's more fun and nicer. Stimmt! Wie man jetzt sehr deutlich merkt. Aber genau dazu ist Yoga gut, um auch unabhängig von anderen Frieden und Glück zu erleben. Man muß sich nicht mehr durch die Spiegelneuronen von jeder Frustration und jedem Drama anstecken lassen, wenn man mehr nach innen geht statt nach außen. Sehr erholsam! Und falls man sich doch mal hat anstecken lassen, geht man einfach wieder zurück zu seinem Körper und dem Atem. Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich sage, daß Yoga, aber auch das Tanzen, mir in den letzten zwei Jahren den meisten Halt gegeben hat. Wenn das Außen nicht allzu viel Spaß macht, hat man dadurch immer etwas, wohin man sich zurückziehen kann, und sich dabei gleichzeitig nährt und aufbaut, um gute Laune oder Zufriedenheit zu erlangen. Beim Yoga vor allem durch die Entspannung und das Loslassen der Gedanken, beim Tanzen ist es mehr das Loslassen von angestauten Gefühlen und Energien oder aber auch nur die völlige Konzentration auf eine Arbeit, je nachdem, was man gerade macht oder übt. Die Pandemie hat da sogar einen richtig guten Einfluß auf mich gehabt, denn vorher habe ich zwar bereits gemerkt, daß Tanzen und Yoga gut für mich ist, und zwar in vielerlei Hinsicht, aber ich habe mich mehr auf den Spaß konzentriert. Und da das Leben nie nur Spaß ist, war das dann mehr so eine Achterbahnfahrt mit vielen Zweifeln und Durchhängern dazwischen. Die gibt es natürlich immer noch, aber inzwischen habe ich gelernt, den Halt viel mehr wertzuschätzen und zuzulassen, der durch die pure Praxis entsteht. Es gibt so einen Spruch von Roman Herzog, der das sehr treffend beschreibt: "Wenn man den Anspruch glücklich zu sein aufgegeben hat, stellt sich eine gewisse Heiterkeit ein." Genau das ist es, was passiert, wenn ich mich auf entspanntes Yin Yoga einlasse, obwohl ich eigentlich nicht so gut drauf bin - garantiert stellt sich hinterher Heiterkeit ein. Und mit der Heiterkeit schnell auch wieder Glück.
In den letzten Wochen schaute ich meine Tai Chi-Bücher durch, die bei mir im Regal stehen, da ich vor dem Tanzen damit mal geliebäugelt hatte. Mich haben immer die fließenden langsamen Bewegungen fasziniert, vermutlich weil ich ein Impuls-Beweger bin, und auch ein Impuls-Redner. Es gibt ja auch die anderen, mehr kontrollierten Beweger und Redner, wobei ich mich frage, was der Grund für diesen Unterschied ist. Angewohnheit, Erziehung, Temperament? Jedenfalls sind langsame Bewegungen für mich stets eine Herausforderung, egal ob ich sie selbst ausführe oder nur beim Beobachten aufnehme. Und beim Reden genauso. Langsame Redner ermüden mich meist extrem, während ich bei meinem Neffen z.B. sehr gut mitkomme, obwohl andere sich oft beschweren, daß sie bei ihm nur die Hälfte verstehen, weil er so schnell und "verwaschen" spricht. Für mich kein Problem. Wenn mir jemand eine für mich neue Choreo vortanzt, kann ich tatsächlich ebenfalls die Bewegungen und Schritte viel besser aufgreifen, wenn sie relativ schnell gezeigt werden, außer natürlich, sie sind extrem schnell. Sobald sich jemand die Mühe macht, mir etwas sehr langsam vorzutanzen, löst das bei mir eher Verwirrung aus und ich brauche viel länger, um in einen Flow hineinzukommen, bzw. meinen Flow in den Bewegungen zu finden. Und es ermüdet mich ebenso - manchmal verliere ich dann sogar die Lust. Nachdem ich mich jetzt also mal in die Grundlagen des Tai Chi eingelesen habe, muß ich resümieren, daß es mit mir und Tai Chi wohl nichts mehr wird, weil ich eigentlich schon viel bessere Alternativen habe. Wenn ich Meditation und Erdung suche, habe ich stets ein großes Bedürfnis nach Bodenkontakt und dieses Bedürfnis wird beim Yin Yoga besser erfüllt. Wenn ich dagegen langsame Bewegungen üben will, muß ich dazu nicht erst die Tai Chi-Flows lernen, sondern kann dies genauso gut mit Contemporary-Choreos praktizieren.
Inzwischen habe ich für das Tanzen sowieso einen neuen Ansatz zum Üben. Freestyle allein hat mich nicht mehr so sehr befriedigt, aber auf komplette Choreos zu einem bestimmten Lied habe ich in letzter Zeit auch nicht so viel Lust. Ich finde es gerade eher nervig, dauernd zur gleichen Musik zu üben. Ganz ohne Musik, bzw. nicht mit der Musik abgestimmt, ist aber auch langweilig. Deshalb bastelte ich mir aus bereits bekannten Contemporary-Choreos einen kleinen Satz von Basis-Sequenzen, küchengerecht angepaßt, damit es halbwegs Spaß macht, die ich wie ein Baukastensystem miteinander kombinieren und zu jeder Musik tanzen kann. Und ich muß sagen, es ist wirklich interessant, eine Choreo, bzw. Choreoteile zu verschiedenen Musikstücken zu tanzen und sich dabei von der Musik leiten zu lassen. Damit schlägt man tatsächlich zwei Fliegen mit einer Klappe - zum einen hat man beim Tanzen eine Struktur und muß sich nicht alles neu ausdenken, wiederholt und übt bestimmte Bewegungsabfolgen, und zum anderen hat man trotzdem viel Freiheit um die Art des Tanzens und den Ausdruck intuitiv an die jeweilige Musik anzupassen. Und auch was meinen Energielevel betrifft, habe ich so viel mehr Möglichkeiten zu variieren. Ist mein Energielevel niedrig, bleibe ich auf den Füßen und/oder tanze langsamer bis meditativ, ist er hoch, hänge ich eine Bodensequenz an. Mit Zumba-Choreos ist sowas eher schwieriger, da zu sehr auf den Rhythmus festgetackert und immer anstrengend. Der einzige Nachteil mit Contemporary-Übungschoreos ist, daß ich oft nicht rechtzeitig merke, wann ich genug habe, da es sich eben viel weniger anstrengend anfühlt als es ist. Das merke ich erst hinterher. Manchmal wundere ich mich sogar am nächsten Tag über den ausgeprägten Muskelkater und denke: "Hä? Ich hab doch eigentlich gar nichts gemacht." Sehr spannend!
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