Der gestrige Tag hielt einige Überraschungen bereit. Ich wollte trotz Muskelkater noch ein bißchen für die Feiertage einkaufen, bin in den Supermarkt und da kamen mir in den Gängen lauter Leute ohne Maske entgegen. Etwas irritiert schaute ich mich um und sah woanders wieder einige mit Maske. Vollends verwirrt überlegte ich: Was ist los? Anarchie, Gesetzlosigkeit und Meuterei? Zu Hause las ich dann mal nach, was eigentlich noch gilt, denn ich kriege das ja alles nicht mit, und stellte fest, daß es schon länger in Berlin keine Maskenpflicht mehr gibt. Hatte ich gerade in Berlin nicht erwartet. Und die Inzidenzen sind um mehr als die Hälfte gesunken. Kein Wunder, wird ja auch nicht mehr breit getestet, außer in Einrichtungen.
Am Abend dann lief im ARD eine Doku über die Konzerte der Toten Hosen in der ehemaligen DDR. Ich bin zwar kein Tote Hosen-Fan, allerdings fand eines dieser Konzerte auf dem Hof meines Elternhauses und "meinem" alten Kinderspielplatz statt. Da war ich natürlich neugierig, ob davon die Rede sein würde. Damals war ziemlich viel los auf unserem Hof, genauer gesagt, so viel wie nie, denn es wimmelte nur so von Menschen. Vorher gab es zwar auch manchmal Veranstaltungen der Jungen Gemeinde oder des Kindergartens, aber das war natürlich kein Vergleich dazu. Und tatsächlich - es wurden sogar Bilder gezeigt, den Kirchturm erkenne ich sofort. Allerdings beim Rest hatte ich Schwierigkeiten, irgendwie waren das komische Aufnahmewinkel und ich fragte mich dauernd - wo ist das jetzt? Was ist das für eine Mauer, für ein Haus usw.? Ich habe mir jetzt den Teil aus der Mediathek heruntergeladen und werde die Bilder noch einmal langsam und genauer untersuchen. Es fand auch ein Gespräch mit den Toten Hosen vor Ort statt, da erkenne ich aber überhaupt nichts mehr, weil inzwischen alles ganz anders aussieht.
Passend zu diesen alten Erinnerungen entdeckte ich vor ein paar Wochen beim Aufräumen den alten Talar meines Vaters, den mir meine Mutter übergeholfen hat. Der liegt jetzt schon seit über zehn Jahren bei mir herum und ich überlege immer, ob ich ihn entsorgen oder weiter aufheben soll. Diesmal war ich der Meinung, ich sollte einfach mal eine Sister Act-Session damit machen und dann schauen, ob ich ihn behalten will. Gesagt, getan. Ich kenne einige, die in ihren Gräbern rotieren würden, wenn sie das wüßten, mein Vater allerdings nicht. Der würde sich nur amüsieren. Eine Freundin der Familie war jedoch damals sehr pikiert, als ich aus einem anderen Talar mir eine zu dieser Zeit topmoderne Steghose nähte. Zu DDR-Zeiten gab es ja sowas nicht zu kaufen, bzw. höchstens im Intershop, wo es aber auch eine Weile brauchte, bis der neueste Trend dort ankam. Also nähte man selbst. Was macht man sonst so mit alten Talaren? Baut man einen heiligen Schrein und betet sie an? Vergräbt man sie in geheiligter Erde? Hilft man sie dem Nachfolger über, der sich nicht wehren kann? Gibt es irgendwelche kirchlichen Stellen, die die Arbeitskleidung wieder zurücknehmen? Ansonsten landet das eh früher oder später im Müll, spätestens bei der Wohnungsauflösung. Da ist ja Upcyceln oder etwas anderes damit anstellen, zum Beispiel tanzen, fast noch besser.
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