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Freitag, 29. April 2022

Kapern-Obsession und Uhrenwüste

Im Netto gab es neulich Bio-Putenklopse und da ich den ganzen Winter nicht dazu gekommen bin, mal wieder Klopse zu machen, nahm ich ein Glas mit. Allerdings wunderte ich mich ein bißchen, daß in der Soße keine Kapern drin sind. Klopssoße ohne Kapern geht ja gar nicht! Erst dachte ich, das sei ein Rezept ohne Kapern, doch beim Ausgießen entdeckte ich dann doch eine einzige winzige Kaper. Und es war ein großes Glas mit sechs Klopsen - das reichte für zwei Mahlzeiten. Ich kippte dann erstmal ein halbes Gläschen Kapern dazu. Ich liebe Kapern. Ich mach die sogar in Tomatensoße für Spaghetti rein und immer sehr großzügig. Ein einziges Mal war es dann doch etwas zu viel. In meiner Abiturzeit gab es in der EOS zum Mittagessen oft Klopse mit Kapernsoße und weil meine Freundin keine Kapern mochte, hat sie jede Kaper einzeln aus der Soße gefischt, mir überreicht und ich habe mich wie Bolle gefreut. Ist doch schön, wenn man jemandem so billig eine Freude machen kann. 

In Berlin wollen jetzt die Bäderbetriebe Gas sparen und das Wasser weniger beheizen. Ähm, ich wußte gar nicht, daß das Wasser in den Freibädern überhaupt beheizt wird. Es war immer so kalt, daß ich stets der Meinung war, dort gibt es keine Heizung. Und irgendwie ist man ja froh, daß es die Bäder weiterhin gibt und die nicht auch noch für Bürokomplexe platt gemacht werden, so wie die Kinos. Letztens hatte ich erneut einen Stromausfall, den dritten in Folge, aber diesmal ist nichts kaputt gegangen. Gerade um den kleinen Camping-Kühlschrank mache ich mir jedesmal Sorgen, da diese thermoelektrischen Teile irgendwie sehr anfällig sind. Und ich habe noch immer keinen neuen Kühlschrank, seit fast zwei Jahren, erst wegen der Pandemie, weil ich es mir im vierten Stock nicht leisten kann, daß die Spedition den vor der Haustür stehen läßt, so wie es anscheinend häufiger vorgekommen ist, und jetzt komme ich aber weiterhin nicht dazu, einen neuen zu kaufen, weil der kaputte Kühlschrank seit der Pandemie quasi als Vorratsschrank dient. Für eine Woche hatte ich ja sowieso stets Vorräte, da ich aus Erfahrung weiß, daß ich mit einer schweren Virusgrippe zwar vielleicht vier Treppen runter, aber keine vier Treppen wieder hinauf komme. Seit der Pandemie habe ich die Vorräte für zwei Wochen aufgestockt. In meiner kleinen Wohnung ist für solche Vorratslager nicht wirklich Platz, deshalb nutze ich den kaputten Kühlschrank für die Konserven. Und ich dachte noch so vor zwei Monaten, daß ich nun bald mal meine Vorräte aufbrauchen und zu normalen Mengen zurückkehren könnte. Aber dann kam der Krieg und es wird schon wieder empfohlen ausreichend Vorräte zu Hause zu haben. Wie lange denn noch? Diese ununterbrochenen Krisenvorbereitungen gehen mir langsam auf den Senkel. Man will ja schließlich nicht die Konserven unter dem Bett lagern, da liegen schon mein Nudelholz und die Faszienrollen. Mit einer Vier-Millionen-Euro-Villa ist sowas natürlich kein Problem. 

Wenn ich mir inzwischen so die Preise angucke (die bei den Dingen, die ich kaufe, allerdings bereits vor dem Krieg so hoch waren) und dazu die Verknappung, dann denke ich mir manchmal, daß im Grunde die, die am Anfang der Pandemie die Regale leer kauften und horteten, alles richtig gemacht haben. Die haben das alles schließlich billig gekauft und können davon wahrscheinlich noch ein Jahr oder mehr zehren. Da wird einem egal sein, ob sowas egoistisch ist. So wie sich Regierungspolitiker die Taschen voll machen, kann man wohl kaum erwarten, daß andere das nicht nachmachen oder dabei ein schlechtes Gewissen haben. Wer führt ist Vorbild, im Guten wie im Schlechten. da muß man sich überhaupt nicht wundern, daß die Gesellschaft bis in den letzten Winkel verroht, wenn die "Elite" selbst nur an sich denkt.

Aber ich schweife schon wieder ab. Meinen Zen-Wecker, der seit dem zweiten Stromausfall nicht mehr ging, habe ich zum Glück wieder zum Laufen gekriegt. Er hat mich bereits seit ca. zwanzig Jahren begleitet und deshalb waren die Kanten teilweise schon etwas abgestoßen.Deshalb färbte ich diese gleich noch mit einem Möbelstift nach und jetzt sieht er aus wie neu. Diese 55555 auf dem Foto ist übrigens keine Absicht, sondern geschah rein zufällig. Ich bin wirklich froh, daß er wieder geht, denn ich hatte mal geschaut, was es sonst so als Ersatz zu kaufen gäbe und es ist wirklich das Grauen. Deutschland ist die reinste Uhrenwüste. Für meine Küchenuhr, die ebenfalls seit Beginn der Pandemie nicht mehr geht, habe ich noch immer keinen Ersatz, weil ich nichts finde, das ich mir hinhängen will. Es gibt immer nur zwei Arten - entweder total verkitscht als Kännchen, Tellerchen und schön bunt, oder diese gruseligen Bahnhofsuhren. Ich suche etwas in Keramik oder Holz, nichts mit Plastik, das gemütlich und hübsch ist, aber nicht kitschig. Gibt es nicht. Bei Uhrenweckern ist es genauso schlimm. Wenn man auf bestimmte Funktionen wert legt, wie Timer mit Wiederholung und angenehmen Klang findet man schon nur noch häßliche Radiowecker im "coolen" Technikdesign aus Plastik. Uhrenwecker aus Holz oder Keramik haben dagegen nur ganz rudimentäre Funktionen. Haben wir in Deutschland keine vernünftigen Uhrendesigner mehr? 

Zen-Wecker

2 Kommentare:

  1. Königsberger Klopse sind eins meiner Lieblingsgerichte und da gehören natürlich reichlich Kapern in die Sauce. Meine Frau macht Klopse und Sauce selber und hat immer ein Glas Kapern vorrätig. Grüsse!

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    1. Großartig! Ich habe sogar immer mehrere Gläser auf Vorrat, weil ich so viel davon esse.

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